Unsere Reiseroute auf der Ringstraße in Island
Ich sitze vor dem Computer und plane unseren Island-Trip. Im Browser sind eine Unzahl an Tabs geöffnet, neben der Tastatur liegen diverse Reiseführer und Broschüren. So viele Ziele mit fremd klingenden Namen, alle sehen toll aus, alle sollte man besuchen. Die Namen von Wasserfällen, Bergen, Vulkanen, Museen, heißen Quellen, Buchten, Seen, Regionen und Halbinseln schwirren mir durch den Kopf.
Während der Vorbereitung zu unserer Reise hatte ich zweitweise das Gefühl, das mir alles durcheinandergerät und wir möglicherweise völlig falsch planen. Die Zeit ist begrenzt, die Strecke lang und manche Ziele im Hochland bleiben für uns unerreichbar. Oder gibt es doch einen Weg?
Im Nachhinein finde ich unsere Route und die Zeitplanung gar nicht mal so schlecht. Wobei mich ein paar Ziele, die wir versehentlich ausgelassen haben, schon etwas ärgern. Dafür haben wir andere Orte gefunden, von denen ich zuvor gar nicht gelesen hatte.
Ich schreibe nun unsere Reiseziele für die einzelnen Tage der Reise auf, in der Reihenfolge, in der wir besucht haben. Und dazu die Campingplätze, auf denen wir übernachtet haben.
Insgesamt waren wir nach dem halben Anreisetag etwa anderthalb Tage auf dem Golden Circle unterwegs. Darauf folgten sechseinhalb Tage auf der eigentlichen Ringstraße, inklusive einiger Extraschlenker. Einen verregneten Tag lang haben wir die Halbinsel Snæfellsnes besucht, einen weiteren Regentag haben wir in Borganes und Þingvellir verbracht.
Nach einem Tag auf der Halbinsel Reykjanes waren wir noch zwei Tage in der Hauptstadt Reykjavik. Nach einer letzten Nacht im Flughafenhotel haben wir Island in aller Frühe am 15. Tag wieder verlassen.
Die Ringstraße, auf der wir den längsten Teil unserer Reise waren, ist übrigens etwa 1300 Kilometer lang. Mit den zusätzlichen Strecken über die Halbinseln Snæfellsnes und Reykjanes und einem ungeplanten Ausflug in den Norden hatte ich vermutet, dass wir wohl etwa 2000 Kilometer gefahren wären. Die Abrechnung bei der Abgabe des Autos ergab dann aber eine Strecke von etwas über 2700 Kilometern, die wir in elf Tagen gefahren sind. Da war ich dann doch etwas erstaunt, wie viel Strecke zusammengekommen ist.
Mittwoch: Der Anreisetag
Gegen vier Uhr nachmittags sind wir auf dem Flughafen Keflavík angekommen, wo uns David von der Autovermietung Happy Camper erwartete. Nachdem wir den unser kleines Ford-Campingmobil abgeholt haben, aller Papierkram erledigt war, die Einweisung beendet und unser Gepäck verstaut war, führte die erste Fahrt zum Supermarkt gleich nebenan.
Das Tagesziel war der Campingplatz Stokkseyri im Süden, gleich am Meer. Auf der Fahrt dorthin haben wir unsere erste Erfahrung mit isländischen Schotterstraßen, den Gravel Roads, gemacht. Das Hochtemperaturgebiet Seltún war gleich unsere erste ungeplante Sehenswürdigkeit, die uns einen ersten Eindruck der besonderen Geologie Islands gegeben hat.
Stationen: Flughafen Keflavík – HappyCamper Keflavík – Seltún
Campingplatz: Stokkseyri
Donnerstag: Der Golden-Circle-Tag
Der Donnerstag war unser Golden Circle Tag. Mit Brúarfoss, Geysir und Strokkur sowie dem Gullfoss liegen dort gleich drei Attraktionen Islands dicht zusammen. Zusammen mit der Nähe zu Reykjavík sorgt das dafür, dass man dort nicht alleine ist. Allerdings hatte ich nach den Berichten im Internet befürchtet, dass wir dort im Stau stehen werden. Ist aber nicht so, die Menschen versammeln sich am Geysir und am Gullfoss.
Dort waren auch die Parkplätze gut gefüllt. Aber obwohl die Straßen im Golden Circle viele “Einbreið Brú”, also einspurige Brücken, haben: Einen Stau haben wir dort nicht erlebt. Sogar auf der Verbindung zwischen Geysir und Gollfoss gibt es eine Einbreið Brú!
Ziele: Faxi-Wasserfall – Brúarfoss – Geysir / Strokkur – Gullfoss
Campingplatz: Skjól
Freitag: Wasser, Wasser, Wasser
Ebenfalls im Golden Circle liegt der kleine Ort Fluðir. Und dort die Gamla Laugin (Secret Lagoon), ein Thermal-Freibad direkt in einem Hochtemperatur-Gebiet. Diese schönere, wenn auch teurere, Alternative zu den Duschen auf dem Campingplatz haben wir gerne genutzt.
Frisch gebadet haben wir unsere Reise über die Ringstraße angetreten und zwei weitere Wasserfälle sowie den südlichsten Punkt unserer Reise besucht, das Kap Dyrhólaey, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den Atlantik hat.
Ziele: Gamla Laugin (Secret Lagoon) in Fluðir – Urriðafoss – LavaCentre – Seljalandsfoss – Dyrhólaey – Reynisfjara
Campingplatz: Vík í Mýrdal
Samstag: Alles kaputt: Flugzeug, Bauernhof und Brücke
Längst kein Geheimtipp mehr ist das Flugzeugwrack am Strand. Das mussten wir besuchen, dazu mit dem Skógafoss einen weiteren der berühmten Wasserfälle im Süden Islands. Nach einem weiteren Besuch des Dyrhólaey mit Blick auf den schwarzen Strand Reynisfjara sind wir weiter in den Osten gefahren, zum ersten Mal in wirklich menschenleere Gebiete. Der Skeiðarársandur ist eine beeindruckend weite, urtümliche und wilde Landschaft.
Ziele: Flugzeugwrack – Skógafoss – Dyrhólaey – Laufskálavarða – Fossálar – Skeiðarársandur / Hvannadalshnúkur
Campingplatz: Skaftafell Nationalpark
Sonntag: Jökull, Jökull! Sárlón, Sárlón!
Den Sonntag haben wir im Skaftafell Nationalpark mit einer Wanderung zum Svartifoss und zu einem Aussichtspunkt über dem Gletscher Skaftafellsjökull begonnen. Nach dem Besuch des Svínafellsjökull gleich nebenan haben wir die beiden Gletscherlagunen Fjellsárlón und Jökulsárlón besucht. Eine Fahrt durch schöne und sogar recht grüne Gebiete hat uns zu unserem Tagesziel Höfn gebracht.
Ziele: Svartifoss – Skaftafellsjökull – Svínafellsjökull – Fjallsárlón – Jökulsárlón
Campingplatz: Höfn
Montag: Etwas Ruhe und ein Zungenbrecher
Wir haben gemerkt, dass die Tage mit so vielen neuen Eindrücken ziemlich kräftezehrend waren. Daher haben wir die erste Hälfte des Tages ruhig verbracht. Ein langer Spaziergang durch den Hafen von Höfn und über den Planetenweg war da genau richtig. Anschließend sind wir die Südostküste entlang nach Djúpivogur gefahren und von dort zu unserem Campingplatz im kleinen Örtchen Stöðvarfjörður.
Obwohl der Ort mit dem für uns sehr ungewöhnlichen Namen nur etwa 200 Einwohner hat, gibt es dort einen Hafen, ein Schwimmbad, eine zum Hostel umgebaute Kirche und den kleinsten Lebensmittel-Laden, den wir auf unserer Reise gefunden haben. Und auch der kleinste Campingplatz, auf dem wir übernachtet haben, war dort. In Stöðvarfjörður, wie spricht man das denn aus?
Ziele: Höfn – Djúpivogur
Campingplatz: Stöðvarfjörður
Dienstag: So war das nicht geplant
Nach dem eher gemütlichen Montag hatten wir am Dienstag viele Kilometer vor uns. Dieser Tag sollte etwas ungeplant verlaufen und ziemlich lang werden. Der Plan, etwas Zeit zu sparen, war hinfällig, als bei einem Wendemanöver auf einem Stichpfad plötzlich das Heck absackte und wir feststeckten. Mit Hilfe einer weiteren deutschen und einer italienischen Touristengruppe sowie herumliegender verrosteter Bleche konnten wir uns dann doch befreien.
Von der späteren Fahrt über die übelste Gravel Road der Reise werde ich noch berichten. Sie führt zum sehr beeindruckenden Dettifoss und weiter zu einem richtigen Wald. Eine Seltenheit in Island. Dank des ungeplanten Umwegs haben wir dann noch den nördlichsten Punkt unserer Rundreise erlebt.
Ziele: Oranger Leuchtturm – Egilsstaðir – Mondlandschaft mit weissem Stuhl – Dettifoss – Ásbyrgi Canyon – nördlichster Punkt der Reise
Campingplatz: Heiðarbær
Mittwoch: Naturwunder rund um den Mývatn
Die Gegend um den Mývatn, was übrigens “Mückensee” heißt, ist grandios. Hier sind so viele extreme Landschaften auf kleiner Fläche verteilt, dass man hier auf jeden Fall genug Zeit einplanen sollte. Und von den ganzen Eindrücken kann man sich dann im milchig-blauen Wasser der Mývatn Nature Baths erholen.
Ziele: Grenjaðarstaður – Mývatn – Hverfjall – Grjótagjá-Höhle – Blauer See – Námafjall/Hverir – Mývatn Nature Baths – Dettifoss
Campingplatz: Mývatn
Donnerstag: Götter, Trolle und eine richtige Stadt
Nach mehreren Tagen Fahrt durch überwiegend einsame Landschaften erschien uns Akureyri von der gegenüberliegenden Seite des Fjords wie eine riesige Stadt. Als wir dort waren, war es dann aber doch eher eine nette Kleinstadt mit einer netten Fußgängerzone. Ein Scheinriese wie der Hvítserkur, den ich mir zuvor ganz anders vorgestellt hatte.
Ziele: Mývatn – Goðafoss – Akureyri – Glaumbær Torfhäuser – Hvítserkur
Campingplatz: Hvammstangi
Freitag: Bei Regen geht’s unter die Erde
Die Halbinsel Snæfellsnes. Wir sehen sie nur im Dauerregen. Sehr schade, denn besonders auf den Kirkjufell hatten wir uns gefreut. Dafür sind wir in den Untergrund gegangen. Für eine Stunde.
Ziele: Snæfellsnes – Londrangar – Vatnshellir Lavahöhle – Kirkjufell / Kirkjufellsfoss
Campingplatz: (Eldborg), Snorrastadir
Samstag: Geschichte im Regen
Der Samstag war unser Geschichtstag. Um dem Regen auszuweichen, haben wir das Landnahmemuseum in Borganes besucht, in dem Geschichte der Besiedlung Islands und der Sagas erzählt wird. Im Þingvellir Nationalpark stehen wir dann genau dort, wo vor über tausend Jahren das erste Parlament der Welt getagt hat. Der zentrale Ort für das Nationalbewusstsein der Isländer. Leider erleben wir es wieder im Dauerregen.
Ziele: Borganes Landnahmemuseum – Þingvellir Nationalpark – Blaue Lagune
Campingplatz: Grindavík
Sonntag: Schnell mal nach Amerika und ein Abschied
Der Regen ist vorbei, ich werde trotzdem sehr nass, nur für ein Foto. Die Brandung macht’s möglich. Auf der Halbinsel Reykjanes lernen wir die wilde Gunna kennen und spazieren von Europa nach Amerika, bevor wir uns schweren Herzens von unserem feuerroten Schlafmobil, unserem kleinen Happy Camper, trennen.
Ziele: Brimketill-Küste – Gunnuhver – Brücke zwischen den Kontinenten
Hotel: Reykjavík, Hotel Fron
Montag und Dienstag: Reykjavik, eine neue Lieblingsstadt
Reykjavik ist eigentlich keine große Stadt, aber nach unserer Rundreise durch Island ist es wie eine andere Welt. Eine schöne Stadt voller großer und kleiner Sehenswürdigkeiten, tollen Museen, anarchischer Lebensfreude und moderner Skyline. Definitiv einen eigenen Artikel wert, weshalb ich hier auf die einzelnen Stationen verzichte.
Mittwoch: Servus Island
Am Mittwoch sind wir so früh geflogen, dass es zwischen dem Continental Breakfast im Flughafenhotel und dem Ankommen am Münchner Flughafen nicht mehr viel zu berichten gibt. Nur ein vierstündiger Flug voller Erinnerungen.
Das waren, kurz zusammengefasst, unsere zwei Wochen in Island. Ein großartiger Urlaub. Und dieser Artikel wird sich in nächster Zeit mit einigen Links zu einigen unserer Reiseziele füllen.
Buchtipps und Wanderkarte: