Das erste Mal: Langlaufen

Zum ersten Mal auf zwei Brettern: Zum Langlaufen in Kössen

Irgendwann musste es soweit sein: Wir waren Langlaufen. Eine absolute Premiere für mich. Ich war zuvor noch nie Skilaufen, weder alpin noch nordisch. Entsprechend viel Neues gab es für uns bei unserem Schnuppertraining im Langlaufzentrum Kössen zu entdecken.

Es sind schon einige Leute unterwegs, voll wird es aber nicht

Es sind schon einige Leute unterwegs, voll wird es aber nicht

Meine Brettl-Erfahrung beschränkte sich bisher auf etwas Skateboarden in der Jugend und etwa 30 Minuten auf einem Snowboard irgendwo in den Bergen Tirols. 30 Minuten, über die wir den Mantel des Schweigens legen möchten.

Bei unserem Aufenthalt in Kössen im Kaiserwinkl haben wir zunächst eine Schneeschuhwanderung zur Taubenseehütte gemacht. Das ist mir vertraut, auf Schneeschuhen bin ich gerne unterwegs. Aber wir wollten auch etwas Neues ausprobieren und es sollte nun endlich einmal Langlaufen sein.

Kössen eignet sich übrigens hervorragend für die ersten Versuche im Langlaufen. Der Ort Kössen liegt in einem ausgedehnten Talgrund zwischen den Chiemgauer Alpen und dem Zahmen Kaiser. Weite Wiesenflächen bieten Platz für viele Loipen. Direkt neben dem Ortszentrum befinden sich das Langlaufzentrum und das Nordic Center Kössen, an dem wir mit unserem Trainer Markus verabredet waren.

Mit Markus vor dem Start am Sammelplatz

Mit Markus vor dem Start am Sammelplatz

Markus Weingärtner war dreifacher Österreichischer Jugend- und Junioren-Meister im Biathlon, mehrfach Tiroler Meister im Biathlon und Langlauf und ist Diplom-Langlauf- und Biathlontrainer. Wir waren also in guten Händen.

Mit dem Trainer Markus in der Loipe

Mit dem Trainer Markus in der Loipe

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Zunächst brauchen wir unsere Ausrüstung: Ski, Schuhe und Stöcke. Und hier kommen gleich die ersten Neuigkeiten für uns Anfänger: Es gibt unterschiedliche Ski für die klassische Technik und den Skatingstil. Als Anfänger haben wir uns für die klassische Technik entschieden. Eine Überraschung für mich: Es gibt keinen linken oder rechten Ski. Es ist egal, welcher Ski an welchen Fuß kommt.

Allerdings gibt es verschiedene Bindungssysteme, für die man jeweils bestimmte Schuhe braucht. Wir hatten eine SNS-Bindung, bei der der Schuh vorne unterhalb der Schuhspitze eine Mittelachse hat, die in die Bindung eingeklinkt wird. Dadurch ist der Schuh vorne fest mit dem Ski verbunden, die Ferse lässt sich aber weit anheben.

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Im Skiverleih - zum Glück werden die passenden Ski für uns ausgesucht

Im Skiverleih – zum Glück werden die passenden Ski für uns ausgesucht

Natürlich gibt es auch verschiedene Beläge unter den schmalen Skiern. Aber um das alles müssen wir uns gar nicht kümmern, dafür gibt es ja die Leute im Verleih, die sich auskennen. Wir bekommen also die richtigen und auf die Körpergröße angepassten Ski und die passenden Schuhe.

Die Langlaufschuhe sind keine harten Plastikstiefel wie die Alpinski, sie gleichen eher knöchelhohen Sportschuhen mit Schnürung. Über diese wird noch ein Reißverschluss gezogen, dann hängen auch keine Schuhbandl herum.

Rein in die Schuhe, die Skier in der richtigen Länge und die dazu pasenden Stöcke stehen schon bereit und schon sind wir auf dem Startplatz der Kössener Langlaufloipen. Ein Gelände, das die Ausmaße von mehreren Fußballfeldern nebeneinander hat, also genug Platz für viele Sportler bietet.

Fast wie auf Schienen, nur andersrum. Die Loipe im Detail

Fast wie auf Schienen, nur andersrum. Die Loipe im Detail

Im brettebenen Schnee sind diverse Loipen gespurt. Verschiedene Rundkurse, Ausgänge zu den Loipen in die freie Natur und mehrere gerade Strecken. Auf denen werden wir uns zunächst an die ungewohnten Skier gewöhnen. Wobei es durchaus leicht ist, auf den schmalen Langlaufskieren zu stehen. Zu den befürchteten Slapstikeinlagen mit filmreifen Umfallern wird es den ganzen Vormittag lang nicht kommen.

Nach dem Aufwärmen machen wir verschiedene Übungen auf den Übungsloipen. Ohne Stöcke vorwärts laufen ist einfach. Nur mit den Stöcken abstoßen, ohne mit den Beinen Schwung zu holen ist erstaunlich anstrengend. Die Stöcke mit beiden Händen quer vor dem Körper zu halten ist wieder recht einfach, obwohl man nicht mit den Armen rudernd das Gleichgewicht halten kann.

Grandios unelegant ist mir der Spurwechsel gelungen. Was bei Markus eine fließende Bewegung mit zwei gleitenden Schritten ist, wird bei mir zum Stop-and-Go. Wie ein Fahrschüler, der am Ende der Beschleunigungsspur auf der Autobahn anhält und dann aus dem Stand wieder anfährt. Immerhin schaffe ich es, nicht umzufallen.

Es sind schon einige Leute unterwegs, voll wird es aber nicht

Es sind schon einige Leute unterwegs, voll wird es aber nicht

Die nächste Erfahrung: Nicht zu dick anziehen beim Langlaufen. In meiner dicken Skijacke schwitze ich ziemlich, eine Softshelljacke über dem Funktionsshirt hätte völlig gereicht.

Die Übungsstunde ist dann auch schnell vorbei und nun wechseln wir auf die echte Loipe. Entweder den Rundkurs oder sogar auf eine leichte Loipe außerhalb des Rundkurses. Wir entscheiden uns, zunächst auf dem Rundkurs zu bleiben.

Und zwei Runden später wissen wir dann auch, dass Langlaufen zwar grundsätzlich sehr leicht zu lernen ist, aber ganz schön anstrengend werden kann. Vor allem, wenn es anfangs dann doch noch an der Technik des beschwingten Dahingleitens fehlt. Egal ob klassisch oder Skatingtechnik: Bei denen, die es können, sieht das Langlaufen leicht, schnell und elegant aus.

Im Hintergrund das Unterberghorn, der Alpinskiberg von Kössen

Im Hintergrund das Unterberghorn, der Alpinskiberg von Kössen

Die fehlende Technik muss ich durch Krafteinsatz ausgleichen, entsprechend anstrengend ist das Vorwärtskommen. Von Eleganz keine Spur. Aber es macht Spaß und wir wollen nun sehen, dass wir ein paar Male im Winter zum Langlaufen gehen.

Was mir am Langlaufen besonders gefallen hat: Die Grundzüge sind leicht zu lernen und man hat gleich erste Erfolgserlebnisse. Es ist ein sehr naturnaher Sport, der ohne Lifte und Skikanonen auskommt. Und Langkaufen ist wirklich günstig. Das Set aus Skiern, Stöcken und Schuhen kann man im Nordic Center Kössen für 11 Euro am Tag ausleihen. Wer gleich für mehrere Tage leiht, bekommt noch Rabatt. Einen teuren Skipass braucht man nicht, anstehen am Lift gibt es nicht.

Nochmal ein Blick auf den Startbereich der Loipen

Nochmal ein Blick auf den Startbereich der Loipen

Beim Langlaufen wird der ganze Körper beansprucht, entsprechend viel verbrennt er auch. Gerade habe ich gelesen, das man bei einer Stunde Langlauf bis zu 950 Kalorien verbrennt und damit doppelt so viel wie beim Alpinski. Ganz so viel wird es bei uns nicht gewesen sein, aber wir waren doch am Ende auf eine gute Art erschöpft. Habe ich schon bemerkt, dass es direkt neben dem Skiverleih ein Café gibt, in dem man einen leckeren Kaiserschmarrn bekommt?

Nach der Anstrengung werden die verbrannten Kalorien sofort durch Kaiserschmarrn ersetzt

Nach der Anstrengung werden die verbrannten Kalorien sofort durch Kaiserschmarrn ersetzt

Langlauf in Kössen

Durch die Lage im weiten Tal des Kaiserwinkls ist Kössen ideal zum Langlaufen gelegen. Auf dem flachen Rundkurs im Langlaufzentrum direkt im Ort kann man seine allerersten Runden drehen. Wer sich dann mehr zutraut, kann von dort aus direkt auf die richtigen Loipen wechseln, die durch die freie Natur führen. Und auch die echten Könner finden genug Auslauf auf den vielen Loipen im Kaiserwinkl.

Wie beim Alpinski werden auch die Langlauf-Loipen in die drei Schwierigkeitsgrade blau (leicht), rot (mittel) und schwer (schwarz) eingeteilt. Ziemlich gleich verteilt finden sich Loipen aller Schwierigkeitsgrade in den vier Orten Kössen, Walchsee, Schwendt und Rettenschöss. Die Länge der 19 Loipen liegt zwischen einem und fast 30 Kilometern. Insgesamt gibt es etwa 127 Kilometer Loipen für klassischen Stil und Skating. Die Höhendifferenz pro Loipe liegt zwischen entspannten 20 und anspruchsvollen 560 Höhenmetern.

Beschreibungen aller Loipen im Kaiserwinkl findet Ihr auf www.kaiserwinkl.com, ebenso wie eine Übersicht, welche Loipen aktuell geöffnet sind.

Auf dem großen Rundkurs im Langlaufzentrum Kössen

Auf dem großen Rundkurs im Langlaufzentrum Kössen

Übrigens erreicht man von Deutschland aus den Kaiserwinkl mautfrei mit dem Auto. Es gibt von München aus zwei gängige Strecken: Über die A8 bis Bernau am Chiemsee fährt und dann über die B305 und B307 nach Kössen. Oder über die A8 und die Inntalautobahn A93. Auf der fährt man bis Oberaudorf und dann auf der 172 über Niederndorf nach Kössen. Mit dem Zug kann man bis Kufstein fahren. Von dort fährt man weiter mit dem Bus bis Kössen.

Links:
Die Eindrücke von Claudia über unsere Langlauf-Schnupperrunde bei made-in-minga.de
Nordic Center Kössen – Ausrüstungsverleih und -verkauf, Langlaufschule
Übersicht und Beschreibung aller Loipen im Kaiserwinkl
Geöffnete und geschlossene Loipen im Kaiserwinkl
Loipenbeschreibungen im Kaiserwinkl findet Ihr auch bei Loipenfetisch.de

Hinweis: Der TVB Kaiserwinkl hat uns zum Wochenende in Kössen eingeladen und auch die Schnupperstunde Langlaufen mit Markus sowie die Leihausrüstung im Nordic Center Kössen spendiert.

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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Skilanglaufen ist was tolles! Wir haben hier in der Rhön etliche Loipen, die ich jeden Winter voll auskoste. Ich wünsche dir noch viel Spaß beim weiter fahren 🙂

    Gruß Falk

  2. Ich lebe in einem Paradies für Langlaufen und Winterwandern. Mehr als 100 km Loipen im klassischen oder Skating-Stil werden im Lechtal jährlich bestens präpariert. … weitläufige Panorama-Routen, idyllische Waldpisten, endlose weiße Wiesen- und Auenlandschaften entlang des Lechs!
    LG Veronika

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