Leichter Klettersteig bei Mezzocorona im Trentino
Ein einfacher Klettersteig der Kategorie “B”, der mit der Durchquerung einer mächtigen Schlucht (“Burrone”) ein großartiges Naturerlebnis mit viel Wasser bietet. Oben wartet ein Panormablick über das Etschtal und die Paganella. Als Abstieg gibt es eine Fahrt mit einer beeindruckend steilen Seilbahn. Das bietet die “Via Ferrata Burrone Giovanelli” bei Mezzocorona.
Ein Stück südlich von Bozen, kurz vor Trento liegt Mezzocorona (Google Maps zeigt den veralteten Namen “Kronmetz”, findet den Ort aber bei der Suche nach “Mezzocorona”), an der Brennerautobahn A22.
Unterwegs bin ich in einer Gruppe von etwa zehn Personen, die von einem einheimischen Bergführer geleitet wird. Wir sind Teilnehmer des Sportscheck-Testivals am Molvensee, bei dem ich zum ersten Mal dabei bin. Für die meisten Mitwanderer ist die Via Ferrata Burrone Giovanelli die erste Klettersteig-Tour überhaupt.
Etwas nordwestlich von Mezzocorona, direkt unterhalb der steilen Felsenhänge des Monte Mezzocorona, befindet sich ein Parkplatz mit dem Einstieg in den Klettersteig. Die Schilder “Via ferrata del Burrone” weisen den Weg zum Einstieg.
Noch vor dem eigentlichen Beginn des Wegs verzweigt der Weg, wir nehmen den als “Variante” bezeichneten linken Weg. Nach einer kleinen Brücke beginnt der erste gesicherte, aber sehr leichte Abschnitt. Über einen schmalen Betonweg gelangen wir in einen Felskessel mit einem Wasserfall.
Ebenfalls im Felskessel ist eine lange, zunächst fast senkrechte Leiter angebracht, die im oberen Teil etwas abknickt und damit leichter zu besteigen ist. Das ist dann auch schon die “emotionale Schlüsselstelle” des Klettersteigs. Die Leiter ist gut zu gehen, das Sicherungsseil verläuft direkt daneben, aber es kostet doch etwas Überwindung, hinaufzuklettern.
Nach der Leiter führt der Weg am Berghang entlang über viele Felsen mit einzelnen Felsstufen. Einige leichtere Abschnitte sind ungesichert, befinden sich aber auch im Absturzgelände.
Andere sind mit Seilsicherungen versehen, die, wie alle Sicherungen auf diesem Weg, bei unserem Besuch im Juli 2017 in einem hervorragenden Zustand waren.
Zwei kürzere Leitern gibt es noch, dann folgt eine längere Gehstrecke, auf der wir einen schönen Ausblick auf das Etschtal und den Ort Mezzolombardo haben. Da wir in einer größeren Gruppe unterwegs sind, dauert es eine knappe Stunde, bis wir die Attraktion des Klettersteigs erreichen: Die Schlucht.
Über Felsen steigen wir gesichert zum Einstieg in die Schlucht auf. Die Felsdecke kommt immer näher, gebückt erreichen wir dann die Schlucht und sind erst einmal vom Eindruck überwältigt.
Scheinbar himmelhoch ragen links und rechts die Wände auf und stoßen oben fast zusammen. Diese Schlucht ist extrem beeindruckend. Neben uns stürzt der Bach in die Tiefe.
Da es in den Vortagen teils heftig geregnet hat, führt der Bach relativ viel Wasser, ist aber dennoch meistens kaum knöcheltief. Wasserdichte Wanderschuhe machen sich hier bezahlt. Wir queren den Bach und steigen über viele Trittbügel und eine kurze Leiter mit Seilsicherung einen Felsen bis zu einer Madonnenfigur hoch.
Die Madonna soll uns vermutlich auf dem weiteren Weg durch die Schlucht schützen, denn dieser kann steinschlaggefährdet sein. Wenn oberhalb der Schlucht Wind weht, können durch die Bewegungen der Büsche und Bäume Steine in die Schlucht fallen, erklärt uns unser Bergführer.
Daher gehen wir nah am Fels, was zwar keine hundertprozentige Sicherheit gibt, aber vielleicht doch hilft. Wir haben übrigens keinen Steinschlag erlebt.
Im wahrsten Sinn über Stock und Stein und immer wieder durch den Bach, gehen wir leicht ansteigend zum Ende der Schlucht. Nach der Strecke durch die Felsenschlucht erwartet uns ein kleines, sattgrünes Tal, das ebenfalls von hohen Felswänden umgeben ist. Unterhalb einer glatten ockerfarbenen Wand, an der das Wasser eines weiteren Wasserfalls hinunterfließt, machen wir Pause.
Das letzte Stück des Klettersteigs führt durch eine grüne Wildnis, die an einen Regenwald erinnert. Über teils etwas glitschige Felsstufen und weitere Leitern verlassen wir die Schlucht. Bis hierhin haben wir ziemlich genau zwei Stunden gebraucht.
Allerdings in einer größeren Gruppe mit vielen Klettersteig Neulingen. In einer kleineren Gruppe wird man deutlich schneller unterwegs sein.
Über einen letzten steilen Bergsteig im Wald erreichen wir den Ausstieg des Klettersteigs. Nun führt uns ein Wanderweg zur Bergstation der Seilbahn Mezzocorona. Der Weg zur Seilbahn dauert noch einmal etwa eine Stunde. Anfangs steil, schmal und teils scharf am Abhang wird der Weg schnell zu einem breiten Forstweg.
Auf dem Weg 506 gelangen wir zur Hütte “Bait dei Manzi”, die bei unserem Besuch geschlossen ist. Weiter geht es zum Ort Monte und zur Bergstation der Seilbahn auf dem Monte di Mezzocorona.
Von der Bergstation der Seilbahn haben wir einen tollen Ausblick auf den Ort Mezzocorona direkt unter uns sowie über das Etschtal in Richtung Trento mit dem Fluss und der Brennerautobahn. Vor uns rechts steht die Paganella, leicht erkennbar an den vielen Antennenanlagen auf dem Gipfel.
Mit der kleinen Seilbahn, deren 7-Personen-Kaninen etwa die Größe zweier Telefonzellen haben, geht es dann schnell und steil direkt in den Ort Mezzocorona.
Bei via-ferrata.de wird darauf hingewiesen, dass am Parkplatz direkt am Einstieg teilweise Autos aufgebrochen wurden. Ich würde aber sowieso empfehlen, im Ort Mezzocorona zu parken. Dann hat man den Weg zwischen dem Ort und dem Einstieg am Beginn der Tour zum Warmlaufen und muss ihn nicht am Ende gehen.
Zusammenfassung Klettersteig Via Ferrata Burrone Giovanelli
Die Via Ferrata Burrone Giovanelli ist ein leichter Klettersteig, der mit dem Schwierigkeitsgrad “B” eingestuft ist. Er wird auch für Familien empfohlen.
Die eigentlichen seilversicherten Klettersteigpassagen sind eher kurz, der überwiegende Teil besteht aus Wandereinlagen, für die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit aber vorteilhaft sind. Die erste lange Leiter ist für die meisten Begeher des Wegs wohl der Teil, der am meisten Überwindung kostet.
In der Folge wechseln sich im gemischten, schrofigen Fels- und Wiesensteilhang gesicherte und ungesicherte Gehstrecken mit Felsstufen ab. Diese sind auch die letzten Stellen des Weges, in denen man Tiefblick ins Tal hat. In der Schlucht (Steinschlaggefahr) muss man den Bach duchwaten.
Wie üblich in Klettersteigen sollte man feste Wanderschuhe und eine komplette Klettersteigausrüstung mit Gurt, Klettersteigset, Helm und Klettersteighandschuhen tragen. Diese Klettersteigtour kann man auch als geführte Tour bei Bergschulen und Bergführern in der Region buchen, bei denen man auch die Klettersteigausrüstung leihen kann.
Die Besonderheit des Klettersteigs Via Ferrata Burrone Giovanelli besteht nicht in klettertechnischen Schwierigkeiten, extremen Elementen oder besonderer Ausgesetztheit. Hier steht ganz klar das Naturerlebnis, besonders in der Schlucht, im Vordergrund. Und das ist wirklich sehr beeindruckend.
Video:
Youtube-Video von Roberto Iacopelli
Klettersteig Burrone Giovanelli:
Ausrichtung: Süd
Sicherung: Nicht durchgehend
Schwierigkeit: B (laut Literatur)
Zustieg: 15 Minuten
Dauer Klettersteig: ca. 1,5 – 2 Stunden
Abstieg zur Seilbahn-Bergstation: Wanderweg, 1 Stunde
Höhenangaben:
Talort: Mezzocorona, Etschtal, Trentino 219 Meter
Einstieg Klettersteig: 229 Meter
Bait dei Manzi: 876 Meter
Monte Mezzocorona (Bergstation): 891 Meter
Links:
Via Ferrata Burrone Giovanelli bei via-ferrata.de, bei hoehenrausch.de, bei bergsteigen.com und bei klettersteig.de
Buchtipps und Wanderkarte:
Klettersteige sind wirklich etwas Tolles. Wir waren übr Pfingsten in Bayern. Genauer gesagt in München. Dort waren wir dann auch klettern. Es hat wirklich spaß gemacht. Und Klettersteige kann man auch mit Kindern besuchen. Natürlich nur wenn sie auch für solche geeignet sind.