Nanga Parbat – Das Drama 1970 und die Kontroverse

Ein neues Buch zur Nanga-Parbat Expedition im Jahr 1970, bei der Günther Messner starb

Nur wenige Monate nach dem Start des Films “Nanga Parbat” von Joseph Vilsmaier und des Begleitbuchs sowie der Neuauflage von “Die rote Rakete am Nanga Parbat” von Reinhold Messner gibt es ein weiteres Buch, das sich mit der Tragödie der Messner-Brüder im Jahr 1970 befasst: Nanga Parbat. Das Drama 1970 und die Kontroverse: Wie die Messner-Tragödie zum größten Streitfall der Alpingeschichte wurde von Jochen Hemmleb, erschienen im Tyrolia Verlag. Jochen Hemmleb greift die Fragen auf, die seit mittlerweile 40 Jahren die Bergsteigerwelt beschäftigen und spalten, und sucht in Archiven, Büchern und mit Hilfe von Interviews nach den Antworten.

Was geschah genau zwischen Rupalwand und Diamirflanke? Warum sind die Messners nicht auf dem Aufstiegsweg vom Gipfel abgestiegen? Welche Beziehungen hatten die verschiedenen Bergsteiger der Gruppe untereinander und wer hat sich in welcher Situation wie verhalten? Wurde den Brüdern Hilfe verweigert? Welche Rolle spielt die berühmte “Rote Rakete”, die von Prof. Dr. Herrligkoffer abgeschossen wurde? Und wo genau und unter welchen Umständen starb Günther Messner? Jochen Hemmleb geht in seinem Buch diesen und weiteren Fragen nach und versucht, die Ereignisse nachzuvollziehen.

Als Quellen dienen ihm die Vielzahl der Bücher, die von verschiedenen Teilnehmern der Expedition von 1970 geschrieben wurden, Tagebucheinträge, Zeitschriftenartikel und Fernsehsendungen, Aufzeichnungen pakistanischer Behörden, die Archive des Alpenvereins, des Deutschen Instituts für Auslandsforschung. Zusätzlich führte er Interviews mit Gerhard Baur, der an der Expedition teilnahm.

Im ersten Abschnitte des Buches, der das Geschehen während der Expedition beschreibt, werden dei Kapitel jeweils durch Szenen aus dem Film “Nanga Parbat” von Joseph Vilsmaier eingeleitet. Anhand der sich teilweise widersprechenden Aufzeichnungen und Bücher wird versucht, die Expedition in ihrem zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen.

Die späteren Kapitel beschreiben die Kontroverse, die sich im Anschluss an die Expedition entwickelte. Die Prozesse, die geführt wurden. Und die immer wieder im Zuge von Buchveröffentlichungen, Interviews und das Aufeinandertreffen der Beteiligten geschürten Konflikte. Anschaulich beschreibt Jochen Hemmleb, wie die Auseinandersetzung auch nach 40 Jahren dieses Bergsteigerdrama zum “größten Streitfall der Alpingeschichte” machen.

Hier wird auch deutlich, warum im Zuge des Nanga-Parbat-Films wieder eine scharfe Diskussion im Fernsehen und in den Bergsteigerzeitschriften entstanden ist. Auch die teilweise unterschiedlichen Angaben in den Büchern von Reinhold Messner zeigt er auf. Wie Jochen Hemmleb schon im Vorwort schreibt, befasst sich das Buch vorrangig mit den Aussagen von Reinhold Messner, der mehrere Bücher zu dem Thema geschrieben hat und in vielen Diskussionen Stellung bezogen hat.

Wo genau und unter welchen Umständen Günther Messner wirklich gestorben ist und warum die beiden Brüder über die Diamir-Flanke abgestiegen sind, kann natürlich auch dieses Buch nicht klären. Aber es gibt einen sehr guten Überblick über die gesamte Thematik, beginnend mit der Expedition bis hin zu den weiterhin und gerade wieder verstärkten Diskussionen und Streitpunkten der Expeditionsteilnehmer und vieler anderer Alpinisten.

Das Buch ist spannend und gut geschrieben und liest sich sehr gut. Die Rechercheergebnisse werden durch einen Vielzahl an Quellenangaben belegt. Dazu gibt es viele Fotos, Grafiken und Karten des Nanga-Parbat-Gebietes, die die schwierige Thematik so weit wie möglich veranschaulichen. Ich habe das Buch in wenigen Tagen gelesen und kann es jedem empfehlen, der Interesse an der Geschichte um die Nanga-Parbat-Expedition von 1970 hat, der den Film gesehen oder bereits Bücher zu dem Thema gelesen hat.

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Weitere Informationen zu Jochen Hemmleb auf seiner Homepage: http://www.jochenhemmleb.com

Jochen Hemmleb
Nanga Parbat – Das Drama 1970 und die Kontroverse
Wie die Messner-Tragödie zum größten Streitfall in der Alpingeschichte wurde
232 Seiten, ca. 50 farb. und sw. Abb.,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7022-3064-7
€ 24,95 / SFr. 42,90

Fall Winter 2021 - 970x250

Hinweis: Das Buch wurde mir vom Tyrolia-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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