Wanderung: Bad Urach – Brühlbachtal – Uracher Wasserfall – Wasserfallhütte – Bühlbachtal
Ein Wasserfall mit eigenem Bahnhof, wo gibt es das schon? In Bad Urach kann man seine Wanderung am Bahnhof “Bad Urach Wasserfall” starten. Diese Wanderung ist genau richtig für einen Sonntagnachmittag: Eine leichte Tour in einem schönen Tal mit dem spektakulären Uracher Wasserfall als Höhepunkt. Eine Besonderheit am Uracher Wasserfall ist, dass man ihn von unten und oben besichtigen kann. Und nach dem Aufstieg wartet oben die Wasserfallhütte auf die noch gar nicht müden Wanderer.
Zunächst geht es ganz leicht los. Vom Bahnhof sind es etwas mehr, vom Parkplatz etwas weniger als zwei Kilometer bis zum Wasserfall. An der Weggabelung mit dem Holzschild “Zum Wasserfall 15 Minuten” nehme ich den rechten Weg, der zum Fuß des Wasserfalls führt.
Der Weg führt ins vordere Maisental und führt dann immer am Brühlbach entlang. Immer wieder bilden große Steine und mächtige Baumwurzeln Hindernisse, die das Wasser in kleine Stufen und Strudel fließen lassen. So entstehen schöne Fotomotive, wenige Meter weiter spielen Kinder im flachen Wasser.
Plötzlich sehen wir einen Fischreiher im Wasser. Mit seinen langen Beinen stakst er langsam durch den Bach und stellt sich auf einen Stein im Wasser. Regungslos steht er da und starrt ins Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit geht er wieder ein paar Schritte, bleibt an einer anderen Stelle im Bach stehen und erstarrt wieder.
Es ist schon faszinierend, einen Fischreiher so aus der Nähe zu beobachten. Er ist von den Zuschauern völlig unbeeindruckt und selbst die kleinsten Kinder haben ihm ganz ruhig zugeschaut.
Als auch diesmal wieder kein Fisch vorbeikommt, sucht er sich einen neuen Platz am Ufer. Doch auch hier hat er kein Glück, kein einziger Fisch kommt vorbeigeschwommen, so dass er nicht einmal einen Versuch startet, einen Fisch zu schnappen.
Weiter geht es zum Wasserfall. Direkt nach einer kleinen Holzbrücke zeigt sich der Wasserfall zum ersten Mal. Zwischen den dichten Bäumen sehe ich den Hauptfall. Jetzt sind es nur noch wenige Minuten, bis ich vor dem Wasserfall stehe.
Unmittelbar am Fuß des Wasserfalls ist der Mühlbach ganz flach und breit. Über unzählige bemooste und bewachsene Felsen fließt, fällt und tropft das Wasser in den Bach. Mehrere Wasserstufen sehen bieten unzählige Fotomotive.
Neben einem mächtigen Wurzelgeflecht führen Stufen zum Hauptfall, wo das Wasser 37 Meter in die Tiefe fällt. Auch die Stufen hinauf sind teilweise vom Wasser überspült. Festes Schuhwerk ist hier von Vorteil.
Der Wasserfall ist wirklich beeindruckend. Die Höhe von 37 Metern klingt nicht so spektakulär, auch die Wassermenge ist nicht riesig, aber der freie Fall und die vielen moosigen Felsen, zwischen denen das Wasser sich seinen Weg weiter bergab sicht, sind schon sehr schön anzusehen.
Ein Wasserfall, mein Freund
Uns beiden wohlbekannt.
Wie manchmal standen wir davor,
An ihm berauschend Aug und Ohr
Da wir noch andre Burschen waren…
(Eduard Mörike)
Unten am Hauptfall spüht die Gischt, es ist ziemlich laut, aber angenehm kühl. Ich sehe mir fasziniert an, wie das Wasser in die Tiefe stürzt, von Moosen und Blättern tropft und sich seinen weiteren Weg zwischen den Felsen sucht. Mit ein wenig Klettern finden sich noch weitere Plätze, von denen aus ich fotografieren kann.
Dann folge ich dem Schild “Wasserfallhütte bewirtet” weiter bergauf. Warum das “bewirtet” in Anführungszeichen gesetzt ist, bleibt ein Rätsel. Mit ein paar Stufen auf dem breiten Wanderweg geht es hinauf zum oberen Ende des Wasserfalls.
Hier oben ist ein großes, baumbestandenes Plateau mit mehreren Picknicktischen und Bierbänken an der kleinen Wasserfallhütte. Aber zunächst führt eine Brück über den Brühlbach. Man mag kaum glauben, dass dieser kleine, träge dahinfließende Bach genug Wasser hat, um nur zehn Meter weiter den beeindruckenden Uracher Wasserfall zu speisen. Die Wassermenge des Uracher Wsserfalls kann zwischen 70 und 420 Litern pro Sekunde schwanken. Als ich ihn besucht habe, war es vermutlich eher im unteren Drittel. Im Winter kann der Wasserfall sogar zufrieren, das ist sicher auch ein interessantes Schauspiel.
Um dem Wasserfall herum ist ein Geländer aufgebaut, das man keinesfalls überklettern sollte. Von hier oben bietet sich ein Blick direkt auf die Oberkante des Wasserfalls und weit in das Tal hinein. Wer sich den Wasserfall nur von unten ansieht, hat auf jeden Fall etwas verpasst!
Nach einer empfehlenswerten Bockwurst an der Wasserfallhütte fühle ich mich gestärkt für den Rückweg. Hier oben kann man es durchaus länger aushalten. Es ist viel Platz, vor der Wasserfallhütte stehen einige Bierbänke, weitere Bänke sind locker unter den Bäumen verteilt. Sogar eine Grillstelle gibt es.
Da ich vor meiner Heimfahrt noch in die Uracher Therme gehen möchte, verzichte ich auf den zweiten Teil des “Uracher Wasserfallsteigs”, den Weg zum Gütersteiner Wasserfall. Stattdessen gehe ich wieder hinunter zum Fuß des Uracher Wasserfalls.
Auf dem Weg bergab sehe ich die Karsthöhlen in der Tuffstein-Felswand. Einige Wanderer klettern ein Stück dort entlang. Ich belasse es diesmal dabei, ihnen ein paar Minuten lang zuzusehen. Wieder unten angekommen, nehme ich den linken Talweg. Auf diesem wandere ich nun nicht entlang des Brühlbachs, sondern auf der geegnüberliegenden Talseite.
Der Weg führt direkt an einer bunten Blumenwiese entlang wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Fast die gesamte Wegstrecke über habe ich einen schönen Blick auf die Ruine der Burg Hohenurach, die oben auf dem Burgberg steht. Da nun doch die nahegelegene Therme lockt, verzichte ich auch auf einen Besuch im “Maisentalstüble” am Beginn des Tals, das mir im Hotel “Vier Jahreszeiten” in Bad Urach für das Mittagessen empfohlen wurde.
Insgesamt ist die Wanderung zum Bad Uracher Wasserfall eine schöne, entspannte Wanderung in einer tollen Landschaft. Obwohl es Sonntagmittag war und entsprechend viele Wanderer und Ausflügler unterwegs waren, war es trotzdem sehr angenehm. Der weitere Weg auf dem “Wasserfallsteig”, der zu den fünf “Bad Uracher Grafensteigen” gehört, ist sicher deutlich einsamer, soll aber auch etwas anspruchsvoller sein.
Weitere Fotos zu dieser Wanderung und meines Aufenthalts auf dem Albsteig und in Bad Urach findet Ihr auf Flickr – Schwäbische Alb.
Dauer und Schwierigkeit:
Die Wanderung ist leicht und kurz. In einer halben Stunde ist man gemütlich zum Fuß des Wasserfalls gewandert, dann kurz über die Stufen hoch zum Punkt, an dem der Hauptfall endet. Von dort aus sind es nur fünf Minuten zum oberen Ende des Wasserfalls mit der Wasserfallhütte.
Höhenangaben:
Bahnhof Bad Urach Wasserfall/Parkplatz: ca. 450 Meter
Uracher Wssserfall: ca. 550-600 Meter
Burgruine Hohenurach (Nicht Teil des Wegs): 692 Meter
Essen und Trinken:
Am Beginn des Tals steht das “Maisentalstüble”, an der oberen Kante des Wasserfalls die “Wasserfallhütte”. Dort gibt es kleine Speisen wie warme und kalte Würstchen, dazu Eis und natürlich Getänke. Nebenan ist eine Grillstelle.
Wo muss ich besonders aufpassen?
An der Oberkante des Wasserfalls darf man das Geländer nicht übersteigen, dahinter fällt der Fels steil ab. Achtung mit kleinen Kindern. Wer in den Felsen zu den Höhlen klettern will (keine Ahnung, ob das erlaubt ist), sollte ebenfalls aufpassen, da geht es schon einige Meter steil auf Fels bergab.
Ist der Weg für Kinderwagen geeignet?
Der Weg vom Bahnhof/Parkplatz bis zum Fuß des Wasserfalls und der Rückweg auf der anderen Talseite sind für Kinderwagen, die auf Schotterwegen genutzt werden können, gut geeignet. Zur Wasserfallhütte führt ein Fahrweg, der am Schild “Zum Wasserfall 15 Minuten” abzweigt, den bin ich allerdings nicht gegangen, daher weiß ich nicht, ob er kinderwagengeeignet ist.
Wie komme ich hin?
Mit Bus und Bahn: Von Bad Urach aus fahren Bussen und die Ermstalbahn nach Bad Urach Wasserfall.
Mit dem Auto: Von Bad Urach in Richtung Stuttgart fahren, am Bahnhof “Bad Urach Wasserfall” links abbiegen. Nach wenigen Metern liegt links der Parkplatz
Links:
Bad Urach Tourismus: Uracher Wasserfall
Bad Urach Tourismus: Burgruine Hohenurach
Ausflugslokale Bad Urach: Maisentalstüble
Buchtipps und Wanderkarte:
Was für ein toller Beitrag!
Der Uracher Wasserfall gehört auf jeden Fall auch zu unseren Lieblings-Wasserfällen in Deutschland.
Vielen Dank für die schönen Eindrücke – gerade jetzt wo man nicht unbedingt selbst hinkann ist es umso schöner ein paar Bilder zu sehen 🙂
Liebe Grüße 😉
Ein einladender Bericht zum Uracher Wasserfall!
Vor 55 Jahren war ich oft in, damals noch „Urach“. Meine Schwester, die vorher in NRW wohne, hatte dort geheiratet.
Jetzt habe ich in Tübingen Freunde und werde die im September 2023 besuchen.
Natürlich ist eine Wanderung zum „Uracher Wasserfall“ eine „Pflicht“!
Der Bericht hat mich so weit gebracht, dass ich am Besten schon jetzt fahren würde! Übrigens- ich wohne inzwischen auf der Insel Rügen!
Danke für den schönen Bericht, mit den tollen Bildern und Informationen!