Steinernes Meer: Vom Ingolstädter Haus am Watzmann vorbei zum Königssee

Hüttenwanderung Steinernes Meer, Tag 3: Wanderung vom Ingolstädter Haus über Hundstodgatterl, Hundstodgruben, am Watzmann vorbei über die Sigeretplatte zurück zum Königssee

Der dritte und letzte Tag der Wanderung durch das Steinerne Meer beginnt. Und es wird der Tag mit den meisten Höhenmetern. Rein rechnerisch sind es genau 1501 Meter bergab, vom 2119 Meter hoch gelegenen Ingolstädter Haus nach St. Bartholomä am Königssee, das auf lediglich 618 Meter liegt. Zunächst führt der Weg 411 auch als schöner Felspfad etwa 100 Meter bergab.

Auf dem Weg Richtung Watzmann, auch wenn wir nur daran vorbeigehen

Auf dem Weg Richtung Watzmann, auch wenn wir nur daran vorbeigehen

Dieser Tag wird auch der Tag wirklich wunderbarer Ausblicke. Endlich haben wir viel Sonnenschein, der Nebel bleibt völlig aus, die Wolken halten sich zurück. Und so sehen wir zunächst beim Blick zurück das Ingolstädter Haus in der Felswüste des Steinernen Meeres immer kleiner werden.

Dann gilt es, die Abzweigung nach links nicht zu verpassen, denn sonst würden wir wieder zum Kärlingerhaus wandern. Unser Weg führt nun steil zum Hundstodgatterl auf etwa 2200 Meter auf. Dieser Aufstieg ist nun wirklich echte Felskletterei, recht anstrengend, auch wenn es nur 200 Höhenmeter sind.

Über große Felsbrocken, wieder mit beachtlichen Löchern direkt neben dem Weg, klettern wir bergan, dem Hundstodgatterl entgegen. Von Wanderweg kann man nun wirklich nicht mehr sprechen, nur noch die zahlreichen Markierungspunkte zeigen, wie man über Steine und Felsen gehen und klettern muss.

Noch sind wir im steinernen Meer, der Weg besteht aus Fels

Noch sind wir im steinernen Meer, der Weg besteht aus Fels

Als wir dann auf dem höchsten Punkt des Hundstodgatterls stehen, sehen wir links von uns den Großen Hundstod, ein großer, abgerundeter und unnahbarer Felsberg. Und geradeaus vor uns steht er, der König der Berchtesgadener Alpen: Der Watzmann, groß und mächtig, schicksalsträchtig.*

Ihn werden wir nun einige Zeit direkt vor uns haben, denn es folgen 400 Höhenmeter Abstieg durch die Hundstodgruben hinunter zur Trischübelalm, immer auf den Watzmann zu. Auch hier klettern wir teilweise über große Felsblöcke bergab.

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Dann wird der Weg zu einem schönen Pfad durch Wiesen bevor es dann sehr steil durch Fels und Gröll bergab geht. Unten bei der Trischübelalm haben wir die schroffen Felsberge hinter uns gelassen, hier sind wir wieder von Grün umgeben.

Wir machen erstmal Pause auf der Wiese und diese Rast dauert etwas länger, denn es tut gut, nach drei Tagen wieder mal im Gras zu liegen. Dazu sehen wir uns die Gämsen an, die die steilen Flanken der Rotleitenschneid hinaufziehen und lassen den Watzmann, der jetzt direkt vor uns zu stehen scheint, auf uns wirken.

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Jetzt teilt sich der Weg. Links geht es ins Wimbachgries, doch wir gehen rechts, auf dem Weg 419, in Richtung Sigeretplatte, um dann weiter unten wieder auf unseren Aufstiegsweg zu treffen. Ein Stück des Weges führt noch einmal steinig in vielen Kurven durch die Büsche, dann wird es ein schöner Wanderweg, der stetig leicht bergab führt.

Ein Murmeltier posiert für uns und wird der Fotostar des Tages

Ein Murmeltier posiert für uns und wird der Fotostar des Tages

Ein Murmeltier stellt sich für uns auf einen Stein und lässt sich lange fotografieren, bevor es zwischen den Felsen verschwindet. Wir gehen weiter den jetzt sehr leichten Weg. Etwas später erreichen wir den Wald, wo es über eine abenteuerlich steile und morsche Leiter bergab geht. Durch den Wald geht es, dann noch einmal steil bergab durch ein Geröllfeld.

Dann erreichen wir die Sigeretplatte. Diese ist der einzige Teil der gesamten Tour, bei dem eine gewisse Schwindelfreiheit sinnvoll ist. Der Weg wird schmal und endet in einer seilversicherten Holztreppe. Einige Stufen sind etwas feucht und entsprechend leicht glitschig.

Nach rechts geht es steil bergab, die Unterlahneralm liegt tief unter uns. Links ist der Fels und, gut so, das Drahtseil, das wirklich hilfreich ist. Aber dieser Abschnitt ist nur wenige Meter lang, dann gehen wir wieder auf dem schmalen Steig zwischen den hohen Gräsern und Büschen hindurch.

Dann geht’s auch schon wieder in den Wald und über einige Serpentinen verlieren wir schnell an Höhe, bis wir dann wieder auf unseren Aufstiegsweg treffen.

Nun geht es recht schnell wieder zur Schrainbachalm und dann wieder hinunter zum Königssee. Der Abstieg zum See über den Betonweg ist noch einmal unangenehm, im Abstieg merkt man erst richtig, wie steil der Weg ist. Hier leiden die Füße.

Jetzt nehmen wir uns auch ausgiebig Zeit, den Ausblick auf den See und den Wasserfall zu genießen. Der Weg am See entlang, über den „Strand“ nach St. Bartholomä ist dann schön, aber auch etwas merkwürdig. Nach den drei Tagen weitgehend einsamer Wanderung sehen wir schon von weitem den touristischen Trubel rund um die Kirche und den Bootsanleger.

Und wo stoße ich mir in den drei Tagen Wanderung die Zehen heftig an? Nicht auf den vielen Kilometern im Steinernen Meer, nicht beim Auf- oder Abstieg am Hundstodgatterl, nicht in der Wildnis des Nationalparks Berchtesgaden. Nein, es ist der Spazierweg, hundert Meter vor dem Bootsanleger, auf dem ein dicker Stein liegt, den ich übersehen habe.

St Bartholomä, der Watzmann und der Königssee

St Bartholomä, der Watzmann und der Königssee

Zurück in St. Bartholomä nehmen wir das erste Schiff Richtung Schönau und genießen es nun, uns die Berge gemütlich im Boot sitzend anzusehen. Ob die Tagesauflügler um uns herum das noch genauso genießen können? Ich fürchte, dass wir eine olfaktorische Herausforderung für unsere direkte Umgebung darstellen. Aber um uns herum sind alle mit Staunen und Fotografieren beschäftigt, da fallen wir vermutlich doch nicht auf. Der Königssee ist auch wirklich richtig schön.

So gehen die drei Tage im Steinernen Meer zu Ende. Eine grandiose Landschaft, eine tolle Strecke, dazu drei Hütten mit jeweils ganz eigenem Charackter. Eine großartige Tour, auch wenn wir an zwei von drei Tagen nur durch Regen und Nebel gelaufen sind. Und irgendwann werde ich sicher wieder zurückkommen. Wenn die Sonne scheint!

Zum guten Schluss: Als wir dann wieder im Auto Richtung München fahren, kommen wir am Eingang zum Wimbachgries entlang. Und wer steht dort an der Haltestelle und wartet auf den Bus? Eine wohlbekannte Gruppe schwäbischer Sangesfreunde.

Höhenangaben:
Ingolstädter Haus: 2119 Meter
Schrainbachalm: 866 Meter
St. Bartholomä: 618 Meter
Schönau am Königssee: 630 Meter

Links:
Ingolstädter Haus
Nationalpark Berchtesgaden
St. Bartholomä
Bayerische Seenschifffahrt – Königssee

Google Maps Karte:

Buchtipps, Wanderkarte und Tonträger:

* „Der Berg“, aus „Der Watzmann ruft“, von Joesi Prokopetz, Manfred Tauchen & Wolfgang Ambros

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1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Ein großes Lob dem Ersteller dieses Tourenberichts !
    Als Leser und Betrachter kann ich die Tour so nachvollziehen, dass mein Interesse dies oder ähnliches zu unternehmen und mit Wort und Bild festzuhalten (wieder-)erweckt wurde.
    Danke !

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