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Das 5. Berchtesgadener Land Wander-Festival
Nur etwa 300 Höhenmeter sind es bis Mordor. Beim Herrn der Ringe hatten sie doch eher schlechtes Wetter, wenn ich mich richtig erinnere. Uns brennt die Sonne aufs Hirn, da hilft auch keine Kappe weiter. Etwa 39 Grad sind es in der Mittagshitze. Im Schatten. Den gibt es hier aber nicht, wir laufen in der prallen Sonne hinauf zur Mordau-Alm. Oben ist dann Halbzeit auf unserer Tour vom Königssee nach Bad Reichenhall.
Ich habe es gewagt, zumindest halb: Seit einiger Zeit überlege ich, ob so eine 24-Stunden Wanderung auch was für mich wäre. Allerdings kommt es mir dann doch verdammt lang vor, einen ganzen Tag nd noch eine Nacht zu wandern. Wie gut, dass ich bei meiner ersten Teilnahme an so einem Wanderevent auch eine 12 Stunden Wanderung wählen konnte. Ich will mich erst einmal herantasten.
Ende April hatte ich die Einladung zum Berchtesgadener Land Wander-Festival (#24hbgl) bekommen. Zusammen mit Nadine von Kulturnatur sowie Andreas und Simon, die zusammen das Gipfelfieber Blog betreiben. Die drei haben sich für die schwerste Tour entschieden, die 24 Stunden Watzmann Extrem Tour auf das Hocheck. Mit über 3000 Höhenmetern. Unglaublich!
Ich hatte zwischen den Wanderungen 12 Stunden SalzAlpenSteig und 24 Stunden Untersberg alpin geschwankt, bin dann aber für die erste Teilnahme auf Nummer Sicher gegangen und habe die kürzere Tour gewählt.
Der Start: Mit kleinen Augen am Königssee
Samstag früh kurz vor sieben Uhr ist Treffpunkt am großen Parkplatz am Königssee. Weit und breit noch keine Touristen, die kommen erst etwas später, wenn die Boote fahren.
37 Teilnehmer, unser Führer Willi und Germana und eine ganze Reihe Helfer, die uns mit Kaffee, Wasser, Obst, Wurst und Müsliriegeln versorgen. Ich fühle mich noch etwas müde, andere sehen schon deutlich fitter aus.
Um Punkt 7 Uhr starten wir dann auf unsere Wanderung. Wir werden ein etwa 37 Kilometer langes Teilstück des erst im Mai neu eröffneten Fernwanderweges SalzAlpenSteig gehen.
Die erste Stunde geht es kurz am Königssee vorbei, dann umrunden wir wenig spektakulär den Grünstein und wandern durch die Ausläufer von Schönau.
Ein paar Spaziergänger mit Hund auf der Morgenrunde, wenige Autos und einige in der Morgensonne dösende Katzen treffen wir, der Rest des Ortes schläft noch. Eine gute Strecke, um in den Tritt zu kommen, bevor der erste echte Anstieg kommt.
Rauf zum Söldenköpfl, um einen guten Ausblick zu haben
Vor dem Anstieg wartet schon das Helferteam vor dem Verpflegungsbus. Nach Apfelschorle und Studentenfutter geht es dann in die Berge, hoch zum Söldenköpfl. Der erste Anstieg, noch am Morgen und im Schatten, aber langsam wird es wärmer.
Oben am Gasthaus Söldenköpfl gibt es gleich wieder eine kurze Pause. Die Terrasse dort kann ich Euch sehr empfehlen, der Ausblick auf den Watzmann gegenüber ist großartig!
Der nächste Teil der Wanderung folgt dann der alten Soleleitung, durch die vom 1817 bis 1927 das in Berchtesgaden gewonnene Salz nach Bad Reichenhall transportiert wurde. Daher hat dieser Abschnitt auch kaum Steigung oder Gefälle. Gemütlich wandern wir auf dem breiten Weg, als würden wir durch den Kurpark in Bad Reichenhall flanieren.
Dafür können wir uns ganz auf das Panorama konzentrieren, denn das ist hier wirklich spektakulär: Auf halber Höhe wandern wir nach Westen, im Tal die Straße zwischen Berchtesgaden und Ramsau, direkt gegenüber liegen der riesenhafte Watzmann, das Wimbachgries und dann der Hochkalter, auch ein Brocken von einem Berg. Und weiter hinten dann noch die Reiter Steinberge. Ein sehr grandioser Ausblick!
Und schon sind wir am Zipfhäusl, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Eine ordentliche Portion Kasspatzn gibt Kohlehydrate für die nächsten Etappen, denn vor uns liegen noch mehr als die Hälfte der Strecke und der Zeit.
37 Gefährten wandern nach Mordor
Und es wird warm, heiß, sehr heiß. Der Aufstieg zur Mordau-Alm ist eigentlich kaum der Rede wert, keine 300 Höhenmeter auf einem breiten Weg. Aber in der prallen Mittagshitze, ohne Schatten, kostet der Weg einige Kraft, so dass die Alm sofort in Mordor-Alm umbenannt wird.
Gut dass oben wieder die Berchtesgadener Jungs mit dem Verpflegungsbus stehen. Diesmal haben sie sogar Bier mitgebracht! Aber die Vernunft siegt, ich bleibe beim Alkoholfreien.
In den letzten Jahren hat die Strecke nun mitten durch das Lattengebirge steil hinauf auf den Predigtstuhl geführt. Das wäre landschaftlich sicher extrem reizvoll gewesen, bei der Hitze bin ich aber ganz froh, dass wir nun am Rand des Lattengebirges langsam Richtung Bad Reichenhall absteigen werden. So bleibt die Mordaualm auf gerade einmal 1194 Metern Höhe der höchste Punkt unserer Wanderung.
Der Weg wird nun schön schmal, über felsige Waldsteige gehen wir nach Nordosten auf den Burgstallkopf zu. Später wird der Weg dann wieder breiter, wir wandern auf einem Fahrweg weiter bergab durch den Wald. Vor uns liegt jetzt ein markanter Berg, der Rotofen.
Aus dem Berg ragen der kleine und der große Rotofenturm, der auch Montgelasnase heißt. Die beiden bilden auch Nase und Kinn der „schlafenden Hexe“. Zusammen mit dem mittleren Rotofenturm als Brust ergibt sich das Bild der schlafenden Hexe.
Wir umrunden den Berg auf einem Waldfahrweg und gehen weiter nach Hallthurm, einem winzigen Ort, der offenbar hauptsächlich aus einem Bahnübergang besteht. Und einem Parkplatz, auf dem wieder einmal unser „Foodtruck“ wartet.
Wir liegen ganz gut in der Zeit, so dass die Pause direkt neben Bundesstraße und Bahnstrecke ein paar Minuten länger wird als geplant. Das ist auch ganz in Ordnung so, denn die letzte Etappe war mit gut zweieinhalb Stunden die bisher längste. Und insgesamt sind wir schon seit fast elf Stunden unterwegs.
Immer nahe der Bahnlinie führt der Weg nun wieder überwiegend als schmaler Pfad durch den Wald, einige kleinere Aufstiege saugen die letzte Kraft aus den Beinen und zum Schluss wandern wir noch einmal direkt an den alten Soleleitungen vorbei. Eine echte Ingenieursleistung des 19. Jahrhunderts. Da muss ich mich noch mal genauer einlesen.
Das Ende der alten Soleleitung ist dann auch das Ende unsere Wanderung. Verschwitzt und müde laufen wir nach 12 Stunden und 37 Kilometern im Kurpark von Bad Reichenhall ein. Nach einem kurzen Gruppenfoto vor dem großen Springbrunnen lassen wir den Tag dann bei einer deftigen Brotzeit im Biergarten des Schwabenbräu ausklingen.
Sonntag Morgen, 9 Uhr
Am Sonntagmorgen, gegen 9.00 Uhr, laufen dann die 24-Stunden Wanderer auf dem Weihnachtsschützenplatz mitten in der Berchtesgadner Altstadt ein. Die Gruppen „Untersberg Alpin“, „Watzmann Alpin“ und dann auch die Gruppe „Watzmann Extrem“ mit Nadine, Andreas und Simon.
Alle voller Adrenalin, erstaunlich frisch aussehend und in Feierlaune. Und zum „Watzmann“-Lied („groß und mächtig, schicksalsträchtig“) durch das Ziel zu laufen, das hat schon wirklich Stil. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass es nächstes Jahr doch die 24 Stunden werden müssen, so einen Einzug muss man mal mitgemacht haben.
Was bleibt? Die 12 Stunden Wanderung war trotz geringer Anzahl an Höhenmetern recht anstrengend, vor allem aufgrund der Hitze. Aber ich habe sie doch besser geschafft als ich vorher gedacht hätte.
Das Wanderfestival, eies von drei 24h-Trophy Wanderfestivals wurde von Toni Grassl und seinem Team von Grassl Event hervorragend organisiert. Angefangen von den Unterlagen über die Streckenführung und Ausschilderung bis hin zur Verpflegung und der Schlussfeier merkt man, dass das schon zum fünften Mal durchgeführt wurde, das passt einfach alles. Auch alle Helfer, die zum Teil weit mehr als 24 Stunden am Stück engagiert waren, waren immer begeistert und sehr freundlich dabei.
Werbung muss man für das Berchtesgadener Wanderfestival eigentlich gar nicht machen, denn die Wanderungen sind sowieso ausgebucht. Wenn Ihr aber Lust habt, im nächsten Jahr eine 24-Stunden-Wanderung zu machen, diese hier kann ich Euch wirklich empfehlen.
Das schreiben die anderen
Hier findet Ihr die Berichte der anderen Blogger, die an den Wanderungen teilgenommen haben. Alle haben sich die 24-Stunden Extrem Tour auf das Watzmannhaus und das Hocheck ausgesucht. Nadine bummelt extrem durch das Berchtesgadener Land. Andreas und Simon beschreiben, wie man eine 24 Stunden Extrem-Wanderung überhaupt übersteht. Und Sepp hat im Berchtesgadener Land Blog einen langen Bericht mit vielen Fotos von der Watzmann-Tour veröffentlicht.
Links:
Berchtesgadener Wanderfestival 2015
Das Schwabenbräu in Bad Reichenhall
Hotel Hanauerlehen in Schönau
Die Homepage des SalzAlpenSteig
Der SalzAlpenSteig bei Berchtesgadener Land
Buchtipps und Wanderkarte:
Erst letztes Jahr habe ich mich auch mit einem Mädel unterhalten die jedes Jahr bei einer 24 Stunden Wanderung teilnimmt.
Sobald meine Füße wieder in Ordnung sind und ich wieder wandern kann werde ich zumindest auch mal eine 12-Stunden-Wanderung probieren.
Ein fesselnder Bericht – dankeschön.
LG
Mel
[…] Berichte: Nadine „Hardine“ von KulturNatur.de, Uli von auf-den-berg.de, Sepp vom […]
Wenn man sich vorstellt, dass man im Mittelalter wahrscheinlich öfters zwölfstündige Wanderreisen gemacht hat, wird alles in eine andere Perspektive gerückt! Toll, dass ihr erstaunlich frisch wart, ich wäre kaputt! 24 Stunden kann ich mir nicht mal vorstellen, da wird man ja müde!