Wanderung zum eingeklemmten Felsen – Balot tacà via

Wanderung: Assenza-Sommavilla am Gardasee – Val Torrente – Balot tacà via und zurück

Eine kurze und ziemlich leichte Wanderung führt uns in eine urzeitlich wirkende Welt. Wir wandern in die tief eingeschnittene, enge Schlucht des Val Torrente an den Hängen des Monte Baldo. Am Ende der Schlucht hat sich ein Felsbrocken zwischen den Wänden verklemmt und hängt nun dort in einigen Metern Höhe: Der „Balot tacà via“, was im lokalen Dialekt etwa „großer schwebender Felsbrocken“ heißt.

Der eingeklemmte Fels Balot tacà via am Ende des Val Torrente

Der eingeklemmte Fels Balot tacà via am Ende des Val Torrente

Die Wanderung beginnt gut 60 Meter oberhalb von Assenza und dem Gardasee-Ufer im Ortsteil Sommavilla an einem kleinen Parkplatz. Am Eingang zum Parkplatz steht schon eine Wanderkarte, die vier Wanderwege beschreibt. Unsere Tour ist als „facile“, also leicht, eingestuft. Festes Schuhwerk ist aber auf jeden Fall Voraussetzung, sonst wird man auf dem steinigen Weg keine Freude haben.

Die Wanderkarte am Parkplatz

Die Wanderkarte am Parkplatz

Direkt gegenüber befindet sich der sehr unspektakuläre Einstieg in den Weg. Neben Müllcontainern und Wegweisern führt eine Treppe zwischen Mauern hindurch nach oben. Genau hier beginnen wir unsere Wanderung.

Der Einstieg in die Wanderung sieht nicht sehr einladend aus

Der Einstieg in die Wanderung sieht nicht sehr einladend aus

Der erste Teil der Wanderung geht auf geradem Weg, zwischen Olivenhainen hindurch. Auf den ersten Metern, zwischen zwei Gärten hindurch, steigt er nur leicht an.

Nachdem wir eine kleine Straße überquert haben, zieht die Steigung schnell spürbar an. Der steinige Weg, der oft an einer oder beiden Seiten von Trockenmauern eingefasst ist, führt nun zwischen den Olivenbäumen hindurch.

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Wandern zwischen Oliven, mit Blick auf die Gipfel des Monte Baldo

Wandern zwischen Oliven, mit Blick auf die Gipfel des Monte Baldo

Es lohnt sich, ab und zu zurückzublicken. Schon ein ganzes Stück tiefer liegt nun der Gardasee. Links, auf dem direkt gegenüber liegenden Monte Cas, sehen wir das Kloster Santuario di Montecastello. Weiter rechts, unmittelbar am See, liegt der Ort Campione del Garda.

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Blick über den Gardasee auf den Monte Cas mit dem Santuario Montecastello

Blick über den Gardasee auf den Monte Cas mit dem Santuario Montecastello

Im Vordergrund liegt die langgezogene Insel Isola di Trimelone am östlichen Gardaseeufer.

Obwohl es noch früher Vormittag ist und noch kein Hochsommer, ist dieser Teil des Weges durchaus schweißtreibend.

Bunte Farbtupfer am Rand des Aufstiegswegs

Bunte Farbtupfer am Rand des Aufstiegswegs

Zwischen den Olivenbäumen fängt sich die Wärme und auch die Mauern strahlen Wärme ab.

Manchmal führt der Weg über Felsplatten

Manchmal führt der Weg über Felsplatten

Oberhalb der Olivenhaine wird der Weg schmaler und erdiger. An einer Stelle geht es über große Felsplatten und über ein paar Felsstufen. Wir sind nun in einem grünen Wald angekommen.

Warum hat dieser Abzweig keinen Wegweiser? Wir gehen nach links

Warum hat dieser Abzweig keinen Wegweiser? Wir gehen nach links

Kurz danach, wieder als schmaler, erdiger Weg, gelangen wir an eine Abzweigung. Genau hier ist ist kein Wegweiser zum „Balot tacà via“ angebracht, warum auch immer. Unser Weg führt hier nach links. Einen Hinweis auf den richtigen Weg liefert der talwärts zeigende Wegweiser, er ist vom linken Weg aus lesbar.

Bergab zur Gletschermühle

Bergab zur Gletschermühle

Entlang einer Felswand und über Felsplatten geht es nun ein paar Meter unschwierig hinunter zu einem Tümpel, der sich in einem Felstopf gebildet hat.

Wie auch bei den wesentlich größeren „Marmitte dei Giganti“ bei Torbole hat sich auch dieser Felstopf wohl während der letzten Eiszeit gebildet, als der Gletscher Felsen so hat rotieren lassen, dass sie den weichen Stein rund ausgewaschen haben.

Der Gletschertopf mit dem grünen Tümpel

Der Gletschertopf mit dem grünen Tümpel

Wir lassen Topf und Tümpel links liegen und nehmen den schmalen Pfad auf der rechten Seite, der uns nach wenigen Metern direkt zum Eingang des Val Torrente.

Ein Wegweiser im Moos

Ein Wegweiser im Moos

Eine erste, kleine Mauer lässt sich auf der linken Seite leicht übersteigen.

Die erste Mauer lässt scih links leicht überwinden

Die erste Mauer lässt scih links leicht überwinden

Links und rechts des Weges ragen nun schon die hohen Felswände auf. Hier im Tal herrscht ein komplett anderes Klima als noch wenige Minuten zuvor. Die üppige Vegetation bekommt kein direktes Sonnenlicht, hier ist es immer etwas schattiger. Wind gibt es auch kaum, dafür hängt eine kühle Feuchtigkeit in der Schlucht, auch wenn es am Gardasee schon drückend heiß ist.

Grünes Val Torrente

Grünes Val Torrente

Kurz nach der kleinen Mauer gelagen wir an die zweite Mauer, die mit zweieinhalb Metern deutlich höher ist. Um dieses Hindernis zu überwinden, sind an der rechten Seite der Mauer fünf Eisenbügel als Trittleiter angebracht. Ein sechster Bügel oben steht senkrecht, er dient als Haltegriff.

Die etwa 2,50 Meter hohe Mauer wird über die Trittbügel rechts überwunden

Die etwa 2,50 Meter hohe Mauer wird über die Trittbügel rechts überwunden

Hier wird anhand des Fotos auch schon klar, warum man diese Wanderung keinesfalls bei Schlechtweteer wie stärkerem Regen oder Gewiter machen sollte: Die Baumstämme und großen Zweige zeigen schon, dass dann größere Wassermassen durch die Schlucht strömen können, denen man dort wegen der steilen Wände nicht ausweichen kann.

Wir wandern aber weiter bei gutem Wetter für noch etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten durch das enge Val Torrente, immer leicht ansteigend über Kiesel, Steine und Felsbrocken jeder Größe. Manchmal ist ein Weg erkennbar, manchmal suchen wir uns den besten Weg zwischen den kleinen und großen Felsen hinauf, mal gehend, mal mit Unterstützung einer Hand am Fels.

Die Büsche und Bäume im Tal leuchten intensiv grün. Manche Pflanzen wachsen direkt an den senkrechten Felswänden, manche haben struppige Zweige, die wie ein Fell erscheinen. Es gibt sogar ein paar Blumen, die ähnlich aussehen wie Bergflockenblumen. Einmal habe ich, als ich auf einen Fels gegriffen habe, in etwas leicht glitschges gefasst. Es war eine junge Schnecke, deren Haus noch nicht ausgehärtet war.

Das Tal wirkt wie direkt aus der Urzeit entsprungen. Es hätte mich kaum gewundert, wenn oberhalb ein Flugsaurier gekreist wäre oder plötzlich ein Brontosaurus seinen Kopf aus den Büschen gstreckt hätte. Obwohl, der hätte hier keinen Platz gehabt, für ihn wäre das Tal zu schmal.

Mit solchen Gedanken geht es um die letzte Kurve und da stehen wir vor dem „Balot tacà via“. Er klemmt in einigen Metern Höhe, ich schätze, dass es acht bis zehn Meter sind. Der Fels selbst sieht wie ein abgerundeter Würfel aus. Vier bis fünf Meter ist er bestimmt hoch und breit. Und fest verkeilt zwischen den Felswänden.

Da ist er, der Balot tacà via

Da ist er, der Balot tacà via

Der Brocken unterhalb ist nur unwesentlich kleiner als der Balot. Durch den Spalt links gelangt man in eine kleine Höhle, die sich hinter ihm gebildet hat.

Die beiden Felsen, der obere klemmt zwischen den Wänden, neben dem unteren ist der Höhleneingang

Die beiden Felsen, der obere klemmt zwischen den Wänden, neben dem unteren ist der Höhleneingang

Auf den Fotos ist kaum zu erkennen, wie groß die Felsen wirklich sind. Erst im Vergleich zu einem Menschen wird deutlich, dass es richtig große Brocken sind und dass man neben dem unteren Block aufrecht in die Höhle gehen kann.

Erst im Vergleich sieht man auf den Fotos, wie groß die Blöcke sind.

Erst im Vergleich sieht man auf den Fotos, wie groß die Blöcke sind.

Auf der rechten Seite des unteren Felsens fließt der Torrente Bach die Steinstufe hinab. Beim ersten Besuch war er eher ein tröpfelndes Rinnsal. Diesmal, ein paar Tage nach starken Regenfällen, fließt er deutlich hörbar die Felsen hinab und hat einen kleinen See vor dem Höhleneingang gebildet.

Der macht es gar nicht so einfach, trockenen Fußes in die Höhle zu kommen. Der Bach verschwindet sofort unter den Steinen. Auf seinem weiteren Weg die Schlucht hinab ist er weder zu sehen noch zu hören.

Wer traut sich unter den Balot tacà via? Er bleibt hoffentlich fest eingekeilt

Wer traut sich unter den Balot tacà via? Er bleibt hoffentlich fest eingekeilt

In der Höhle finden wir Felszeichnungen, die aber offensichtlich nicht steinzeitlich, sondern neueren Datums sind.

Moderne Höhlenmalerei in der Felshöhle

Moderne Höhlenmalerei in der Felshöhle

Rechts neben dem Felsen, der die Höhle abschließt, hängt ein Kletterseil, das aber keinen soliden Eindruck mehr macht. Ich weiß nicht, wie hoch es führt, würde ihm aber nicht mehr vertrauen.

Rechts neben dem unteren Felsen fließt das Wasser herab und hier hängt das alte Kletterseil

Rechts neben dem unteren Felsen fließt das Wasser herab und hier hängt das alte Kletterseil

Probiert also besser nicht aus, hinaufzuklettern. Das Seil sieht doch sehr windig und wenige vertrauenerweckend aus.

Das Ende des alten Kletterseils, nicht sehr vertrauenerweckend

Das Ende des alten Kletterseils, nicht sehr vertrauenerweckend

Das ist er also, der „Balot tacà via“, der schwebende, oder besser eingeklemmte, Felsen. Ein interessantes Wanderziel am Ende einer wilden Schlucht, wie ich sie in der Gardasee-Region kein zweites Mal kenne. Obwohl sie gut beschildert ist, ist diese Wanderung noch wenig bekannt, entsprechend wenige andere Wanderer wird man dort treffen. Die Wanderung ist leicht und, besonders für Kinder, durch die kleinen Kraxelstellen auch spannend.

Dazu ist es an heißen Tagen in der Schlucht auch angenehm kühl. Was umso mehr auf dem Rückweg auffällt, wenn man am Ende der Schlucht wieder der Sonne ausgesetzt ist und zwischen den Olivenbäumen zurück zum Ausgangspunkt wandert.

Auf dem Abstiegsweg hinunter zum Gardasee

Auf dem Abstiegsweg hinunter zum Gardasee

Dauer und Schwierigkeit:
Bei gemütlichem Wandertempo mit einigen Fotopausen kann man gut eine Stunde für den Hinweg rechnen. Für den Rückweg kann man ebenfalls mit knapp einer Stunde rechnen. Wer mit dem Bus komt, sollte jeweils noch gut zehn Minuten gehzeit bis Assenza hinzurechnen. Der Weg ist als leicht ausgewiesen, festes Schuhwerk ist aber auf jeden Fall angebracht, da die steinigen und felsigen Wege nicht ganz einfach zu gehen sind. Weitere Schwierigkeiten gibt es aber nicht.

Höhenangaben:
Assenza: ca. 70 Meter
Sommavilla Parkplatz: ca. 130 Meter
Balot tacà via: 470 Meter

Essen und Trinken:
Auf dem Weg nicht. Nehmt genug zu Trinken mit.

Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wanderung ist einfach, bei dem steinigen Weg muss man aber aufpassen, nicht umzuknicken. Wanderschuhe sind sehr hilfreich, evtl. Stöcke. Die Trittbügelleiter an der Mauer sollte auch für wenig geübte kein großes Problem darstellen.
Wichtiger Hinweis: Während oder kurz nach stärkeren Regenfällen oder Gewittern solltet Ihr diese Wanderung auf keinen Fall machen!

Wandern mit Hund:
Wenn Ihr die Wanderung mit Hund machen möchtet, müsst Ihr sicherstellen, dass Ihr ihn sicher die etwa zwei Meter fünfzig hohe Mauer hinauf- und herunterbekommt. Die Trittleiter ist für Hunde nicht begehbar, es gibt auch keinen alternativen Weg, Hunde müssen also gehoben werden. Alle anderen Wegabschnitte sind auch für wanderfreudige Hunde gut zu gehen. Es gibt nur wenige Wasserstellen, an denen Hunde trinken können. Direkt unterhalb des Balot tacà via fließt der Torrente Bach, hier können sie gut trinken. Nehmt aber auch Wasser für den Hund mit.

Wie komme ich hin?
Mit dem Bus: Die Tour lässt sich gut mit dem Linienbus machen, der am östlichen Gardaseeufer fährt. Mit dem Bus Linie 483 oder 484 bis Assenza fahren. Dann zum Kreisverkehr am nördlichen Ortsende gehen und die Via de Loc bis zum Parkplatz hinaufgehen,
Mit dem Auto: Auf der Gardasana Orientale, der östlichen Uferstraße, fährt man bis Assenza, das zwischen Malcesine und Brenzone liegt. Am Kreisverkehr am Ortsanfang (von Malcesine kommend) in die Via de Loc einbiegen und bis Sommavilla fahren. Der gebührenpflichtige Parkplatz (2022: 1,20 € pro Stunde) liegt auf der rechten Seite an einer Einmündung. Direkt gegenüber startet die Wanderung.

Links:
Der Balot Taca Via bei 360gardalife.com
Ein Video zur Wanderung (Italienisch mit englischen Untertiteln findet Ihr auf Youtube:

GPX-Track:

Gesamtstrecke: 3375 m
Maximale Höhe: 418 m
Minimale Höhe: 174 m
Gesamtanstieg: 286 m
Gesamtabstieg: -285 m
Download file: sommavilla-balot-taca-via.gpx

Buchtipps und Wanderkarte:

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