Auf den Hverfjall am Mývatn

Wanderung durch die Mondlandschaft auf dem Explosionskrater

Hoch über der Landschaft stehen wir und schauen hinab in einen graubraunen Trichter voller Geröll, nur Steine, keine Pflanze sorgt für einen Hauch grün. Hier gibt es nur Steine, Kiesel, ein paar Felsen. In der Mitte ragt ein Geröllkegel auf, der so gleichmäßig geformt ist, als ob sich jemand besonders große Mühe beim Aufschichten gegeben hätte. Wir befinden uns auf dem fast kreisrunden Wanderweg HV2, der gut drei Kilometer lang einmal um den Krater des Hverfjall herumführt.

Blick ins Innere des Hverfjall. Im Bildhintergrund ist der Mývatn zu sehen

Blick ins Innere des Hverfjall. Im Bildhintergrund ist der Mývatn zu sehen

Der Hverfjall, auch manchmal als Hverfell bezeichnet, liegt gut einen Kilometer östlich des Mývatn in Nordisland. Der eigentümlich geformte, komplett vegetationslose Schotterberg erinnert an eine Kohle- oder Abraumhalde, wie man sie in Bergbauregionen findet.

Der Hverfjall aus der Ferne gesehen

Der Hverfjall aus der Ferne gesehen

Eine Schotterpiste führt von der Straße 848 zu einem Parkplatz nordwestlich des Berges. Von dort aus wandern wir auf gerader Linie den Hang hinauf. Es ist der wahrscheinlich kürzeste Wanderweg mit eigener Kennung, den ich bisher gegangen bin: Der HV1 ist 600 Meter lang und führt als gerader und breiter Schotterweg 90 Höhenmeter hinauf zum Krater-Rundweg HV2.

Der Aufstiegsweg zum Kraterrand

Der Aufstiegsweg zum Kraterrand

Bei unserem Besuch war der Parkplatz relativ leer. Auf dem Weg hinauf gehen wir noch zusammen mit einigen Gruppen von Wanderern. Die meisten Besucher halten sich aber nur für einen kurzen Blick in den Krater und über die Landschaft oben auf und gehen dann gleich wieder runter.

Gut für uns, denn den Rundweg auf dem Kraterrand wollen wir uns nicht entgehen lassen. Und diesen Weg haben wir fast für uns alleine.

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Am Beginn des Rundwanderwegs. Links beginnt der Auf- und Abstiegsweg

Am Beginn des Rundwanderwegs. Links beginnt der Auf- und Abstiegsweg

Einen Blick haben alle: Den ins Innere des Hverfjall. Relativ gleichmäßig, wie ein Trichter, fällt das Geröll zum Grund hin ab. Die abfallenden Ränder sind von tiefen Erosionsrinnen durchzogen. In der Mitte erhebt sich ein flacher Kegel.

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Wer aber nun darauf hofft, in einen Vulkankrater mit rotglühender Lava zu blicken, wird enttäuscht. Denn auch wenn er so aussieht, ein klassischer Vulkan ist der Hverfjall nicht.

Der Blick ins Innere des Hverfjall. Ein Magmaloch sucht man aber vergebens.

Der Blick ins Innere des Hverfjall. Ein Magmaloch sucht man aber vergebens.

Die Entstehung des Hverfjall

Der Hverfjall gehört zum Vulkansystem der Krafla, er ist ein Tuffring oder Tuffvulkan. Vor etwa 2500 Jahren ist er in einer riesigen Explosion entstanden. Heißes Magma ist auf Grundwasser gestoßen, wodurch eine riesige Wasserdampfexplosion ausgelöst wurde. Insgesamt wurden 250 Millionen Kubikmeter Gestein emporgeschleudert.

Am Rand der Wasserdampfsäule rieselte vulkanisches Tuffgestein herab und bildete einen Gesteinsring mit etwa einem Kilometer Durchmesser, den Hverfjall.

Der Kraterrand ist an einer Seite leicht ansteigend, was durch die Windverhältnisse in der Entstehungszeit zu erklären ist. Weltweit gibt es nur wenige vulkanische Tuffberge, die auf diese Weise entstanden sind. Der größte von ihnen ist der Hverfjall im Norden Islands.

Wandern auf dem Kraterrand

Nachdem wir den Kraterrand erreicht haben, machen wir uns auf den Rundweg. Der ist sehr leicht zu gehen, er bleibt auf der ganzen Strecke wirklich breit und steile Abbrüche gibt es bei dieser Form des Berges auch nicht. Der Weg HV2 ist etwa 3,2 Kilometer lang.

Auf dem Krater-Rundweg

Auf dem Krater-Rundweg

Wir gehen entgegen des Uhrzeigersinns und haben so zunächst einen großartigen Blick über den nahe gelegenen Mývatn, den „Mückensee“, mit seinen vielen kleinen Inseln.

Der Blick vom Hverfjall auf den Mývatn

Der Blick vom Hverfjall auf den Mývatn

Ein leichter Anstieg führt uns zur höchsten Stelle des Kraterrands. Wir sind nun etwa 180 Meter oberhalb der Landschaft. Leicht abfallend erreichen wir die Stelle, an der der zweite Wanderweg, der HV3, hinaufführt. Dieser Weg führt in Serpentinen vom Lavafeld Dimmuborgir hinauf zum Hverfjall und ist als anspruchsvoller Wanderweg gekennzeichnet.

Ein Hinweisschild am Beginn des HV3

Ein Hinweisschild am Beginn des HV3

Wir kommen in Richtung Norden und haben nun einen guten Blick auf das Hverarönd- oder Hverir-Geothermalgebiet. Eine nahezu vegetationslose Landschaft, deren Oberfläche wie ein abstraktes Gemälde aussieht.

Nördlich liegt das Hverir-Geothermalgebiet. Die aufsteigenden Wasserdampfsäulen sind gut zu erkennen

Nördlich liegt das Hverir-Geothermalgebiet. Die aufsteigenden Wasserdampfsäulen sind gut zu erkennen

Brauntöne, die von ganz hellem Ocker und Sandfarben bis hin zu fast schwarzem Dunkelbraun direkt unterhalb des Hverfjall reichen. Mitten drin steht ein kleiner roter Berg, auch die Landschaft drum herum ist rotgefleckt. Dahinter sind einige Berge zu sehen, darunter der langgezogene Bergrücken Námafjall, dessen Geothermalfelder wir auch noch besuchen werden.

Noch einmal ein Blick in den Hverfjall hinein. So große Steine wie den im Vordergrund gibt es hier selten

Noch einmal ein Blick in den Hverfjall hinein. So große Steine wie den im Vordergrund gibt es hier selten

An einigen Stellen sehen wir weißen Wasserdampf aufsteigen. Er tritt an vielen Stellen im Hverir-Geothermalgebiet aus dem Erdboden und wird zur Wärme- oder Stromerzeugung genutzt. Die Gebäude und Rohrleitungen werden wir später am Blauen See sehen.

Ein Stück wandern wir noch auf dem Kraterrand, dann haben wir unsere Runde beendet und gehen über den Aufstiegsweg wieder bergab zum Parkplatz. Hier steht auch ein langgezogenes Haus mit einem kleinen Laden und Imbiß sowie Toiletten.

Den Hverfjall solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen, wenn Ihr im Mývatn-Gebiet seid. Es ist ein wirklich ungewöhnlicher Berg, wie es ihn auf der Welt nur wenige Male und nirgendwo sonst in dieser Größe gibt. Der Weg ist, festes Schuhwerk vorausgesetzt, leicht zu gehen und wirklich spektakulär, trotz oder gerade wegen seiner Schlichtheit. Die Ausblicke in die Umgebung sind beeindruckend.

Im Abstieg vom Hverfjall

Im Abstieg vom Hverfjall

Hverfjall ist ein geschütztes nationales Monument und natürlich gelten auch hier einige Regeln, die man auf jeden Fall beachten sollte. Bleibt immer auf den Wegen. Versucht vor allem nicht, in den Krater hinabzusteigen. Steine herunterwerfen oder Steinmännchen zu bauen, sollte man ebenso sein lassen. Kurz: Verlasst den Hverfjall so, wie Ihr ihn vorgefunden habt und nehmt nichts mit außer Fotos und grandiosen Eindrücken.

Der HV1, vom Kraterrand aus gesehen. Unten das Infozentrum und der Parkplatz

Der HV1, vom Kraterrand aus gesehen. Unten das Infozentrum und der Parkplatz

Zufahrt zum Hverfjall

Von der Ringstraße aus kommend, zweigt in Reykjahlíð, das diurekt am Ostufer des Mývatn liegt, die Straße 848 in Richtung Süden ab. Nach etwa einem Kilometer biegt Ihr nach links in die Schotterstraße ein, die zum Parkplatz am Infozentrum führt. Die Schotterstraße ist auch mit normalen Autos befahrbar.

Links:
Artikel zum Hverfjall und seiner Umgebung findet Ihr auf den Blogs dieweltenbummler.de und trekkingtrails.de. Wie der Hverfjall und sein Umgebung im Winter aussehen, zeigt Euch reisewut.com

Buchtipps und Wanderkarte:

Gleich weiterlesen:

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo,
    eure Berichte lassen sich schön lesen. Allerdings gibt es hin und wieder Fehlinformationen, wie z.B. hier:
    “Der Hverfjall gehört zum Vulkansystem der Krafla, er ist aber selbst kein Vulkan.”

    Woher habt ihr diese Information? Der Hverfell (oder auch Hverfjall) ist sehr wohl ein Vulkan und vom Vulkantyp her ist es ein Tuffring.

  2. Hallo Uwe,
    danke für die Richtigstellung!
    Woher ich diese Information hatte, kann ich leider nicht mehr nachvollziehen.
    Aber es stimmt natürlich, dass der Hverfjall als Tuffring auch ein Vulkan ist. Wenn auch keiner mit einem Lavakrater, wie man sich Vulkane klassischerweise vorstellt. Ich habe den Text entsprechend geändert.
    Viele Grüße
    Uli

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