Die Torfhäuser von Glaumbær

Islands Norden: Das Freilichtmuseum Glaumbær

Auf dem Weg von Akureyri zum Hvítserkur führt die Ringstraße durch den kleinen Ort Varmahlíð. Nur wenige Kilometer nördlich liegt der Hof Glaumbær, der schon seit dem 11. Jahrhundert bewohnt wurde. Heute ist er ein schönes Freilichtmuseum, das man auf jeden Fall besuchen sollte.

Der Hof Glaumbær duckt sich in die weite Landschaft des isländischen Nordens

Der Hof Glaumbær duckt sich in die weite Landschaft des isländischen Nordens

Lange sind wir durch das weite, grüne Tal nach Norden gefahren, östlich des Flusses Héraðsvötn mit seinen unzähligen Inseln. Mit dem Víðimýrará und dem Húseyjarkvísl fließen zwei weitere Flüsse durch das Tal. Eine Landschaft, an der man sich nicht sattsehen kann.

Wir kreuzen den Héraðsvötn und erreichen Varmahlíð. Dieser Ort mit nur etwa 130 Einwohnern gilt als Verkehrsknotenpunkt. Und tatsächlich gibt es mit einem Hotel sowie der in Island häufigen Tankstelle-Supermarkt-Schnellrestaurant-Geldautomat-Kombination alles, was der Ringstraßen-Tourist benötigt.

Wir tanken und folgen dem Schild mit der Aufschrift Glaumbær und dem Schleifenquadrat oder Johannskreuz ⌘, das wir einfach als „Schnörkel“ bezeichnet haben.

Der Hof, der als Freilichtmuseum Besuchern offensteht, liegt etwa acht Kilometer nördlich von Varmahlíð an der Straße 75. Wir fahren auf den Parkplatz direkt vor der Kirche. Es ist kaum jemand dort, als wir ankommen, wie schön.

Neben der weißen Kirche mit den weithin sichtbaren roten Spitzturm befinden sich die Torfhäuser. Die Bauweise ist ähnlich der Häuser, die wir schon in Grenjaðarstaður kennengelernt haben.

Von dieser Seite aus sieht man die geschichteten Torfstücke sehr gut

Von dieser Seite aus sieht man die geschichteten Torfstücke sehr gut

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Die Häuser stehen Wand an Wand nebeneinander. Drei Baumaterialien sind besonders wichtig: Holz, häufig Treibholz, das durch das salzige Meerwassser sehr hart und haltbar wurde. Dazu Torf, der zu Mauern aufgeschichtet wurde. Das Dach wurde mit Grassoden gedeckt, wobei der Winkel so gewählt werden muss, dass das Gras weder austrocknet, noch bei Regen abrutscht.

Bauen mit Torf ist schwierig, die Torfstücke sind wie Ziegel geformt und in einer Art Fischgrätmuster geschichtet. Jedes Haus bildet einen Raum des gesamten Hofes. Die einzelnen Häuser sind im Inneren durch einen langen Gang verbunden. Von außen kann man in einige Hauser schauen, zum Beispiel in die Schmiede und Werkstatt.

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Ein Blick in die Werkstatt

Ein Blick in die Werkstatt

Die Geschichte von Glaumbær

Die heutigen Häuser des Hofes von Glaumbær sind zwischen dem 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Bis 1947 war Glaumbær bewohnt, danach wurde es zu einem Museumhof. Die Geschichte des Hofes, dessen Bewohner sehr wohlhabend gewesen sind und politische und religiöse Macht hatten, reicht jedoch bis ins 11. Jahrhundert zurück. Und aus der Anfangszeit stammt eine Geschichte, die auch heute noch wahrhaft aufregend klingt.

Auf diesem Hof lebten, vielleicht haben sie ihn auch gegründet, Guðríður Þorbjarnardóttir und ihr Mann Þorfinnur Karlsefni Þórdarson. Guðríður Þorbjarnardóttir gehörte einer Gruppe von Siedlern an, die mit Erik dem Roten von Island aus nach Grönland übersideln wollten.

Bei einem Schiffbruch wurden sie und ihr erster Mann von Leif Eriksson gerettet. Dem Leif Eriksson, der als Entdecker Amerikas gilt und dem in Reykjavík eine Statue vor der Hallgrímskirkja errichtet wurde.

Guðríðurs erster und auch ihr zweiter Mann starben. Mit ihrem dritten Mann Þorfinnur Karlsefni Þórdarson, siedelte sie drei Jahre lang in Amerika, wohl in Vinland im Gebiet des heutigen Neufundland. Sie bekamen einen Sohn, Snorri Þorfinnson, der als erster in Amerika geborner Europäer gilt.

Die Familie kehrte nach Island auf den Hof Glaumbær zurück. Da Snorri Þorfinnson sein weiteres Leben in Island verbrachte, gilt er nicht nur als der erste in Amerika geborene Europäer, sondern auch als der erste in Europa gestorbene Amerikaner.

Das Museum Glaumbær

Die 1926 errichtete Kirche und die Torfhäuser bilden das Museum. Man kann über das weitläufige Gelände gehen und auch direkt an die Häuser herangehen. Eintritt zahlt man nur, wenn man auch das Innere der Häuser besichtigen möchten. Die Kasse ist in einem der alten Häuschen. Den inneren Teil des Museums haben wir aus Zeitgründen nicht mehr besucht.

Etwas abseits stehen ein weißes und ein gelbes Holzhaus. Das weiße Haus, Gilsstofa, dient als Verwaltungsgebäude mit Souveniershop. Im gelbe Áshús ist das Café Áskaffi, in dem Ihr selbstgebackenen Kuchen bekommt. Die Bedienungen sind in alte isländische Tracht gekleidet und das gesamte Ambiente ist sehr nostalgisch.

Im gelben Áshús ist das  Áskaffi Café

Im gelben Áshús ist das Áskaffi Café

Als wir das Museum Glaumbær besucht haben, waren wir fast alleine dort. Wie Ihr an den Fotos seht, war auch das Wetter sehr schön, so dass es ein sehr entspannender Besuch war und wir auch die Weite und Stille der Landschaft genießen konnten. Es kann aber wohl auch sein, dass man es mit mehreren Reisegruppen gleichzeitig besucht. Bei schönem Wetter aber ist es eine echte Empfehlung!

Links:
Auf der Website glaumbaer.is gibt es aktuelle Informationen, Preise und einige Fotos. Dazu eine Übersicht der einzelnen Häuser auf deutsch.
Eine genaue Übersicht über den Aufbau der Häuser bietet Euch iceland.de
Bei zauber-des-nordens.de gibt es weitere Informationen und zwei Videos, in denen Ihr auch einen Blick ins Innere der Häuser und in das Café werfen könnt.

Buchtipps und Wanderkarte:

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