Berghaus Antelao II Shell Jacket – Hardshelljacke

Test Hardshelljacke Antelao II Shell Jacket von Berghaus

Jetzt starten die englischen Wochen bei auf-den-berg.de. Ich habe festgestellt, dass beide Outdoorjacken, die ich neben meiner Gore-Tex Active-Shell Testjacke bevorzugt trage, von englischen Herstellen stammen. Den Anfang macht heute die Berghaus Antelao II Shell Jacket, eine Hardshell mit der aktuellen Gore-Tex Pro Membran, die für den harten Alpin-Einsatz ausgelegt ist. Ich habe die Jacke jetzt über mehrere Jahre im Outdoor Einsatz getestet, beim Wandern, am Klettersteig, beim Rodeln und Schneeschuhwandern.

Die Berghaus Antelao II Hardshell Jacke

Die Berghaus Antelao II Hardshell Jacke

Die Firma Berghaus

Obwohl der Name deutsch klingt, stammt die Outdoor-Firma Berghaus aus England. Die beiden Bergsteiger Peter Lockey und Gordon Davison eröffneten 1966 im englischen Newcastle ein Bergsport-Geschäft, das “Mountain Center”. Als sie begannen, eigene Bergsport-Ausrüstung und -Kleidung herzustellen, wählten sie den deutschen Namen “Berghaus”, der für sie nach Qualität und den Alpen klang.

Seit langem ist Berghaus als Bergsportausrüster auch außerhalb Großbritanniens aktiv und bekannt. Die Briten entwickelten schon 1974 den ersten Rucksack mit Innengestell, eine Bauform, die heute für größere Bergsport-Rucksäcke allgemein üblich ist. Drei Jahre später nutzen sie als erster europäischer Hersteller die mittlerweile jedem Bergsportler bekannte Gore-Tex-Membran.

Das Logo den englischen Herstellers Berghaus in der Antelao Jacke

Das Logo den englischen Herstellers Berghaus in der Antelao Jacke

Ein paar Worte vorweg

Die Berghaus Antelao II Shell Jacket, die mir die Bergfreunde zur Verfügung gestellt haben, ist mittlerweile seit mehreren Jahren mein treuer Begleiter. Egal, ob ich auf mehrtägige Hüttentouren gehe oder ob ich mit Regen, Schnee oder sonstigen widrigen Witterungsbedingungen rechnen muss. Das könnt Ihr als ersten Hinweis darauf sehen, dass ich mit der Jacke sehr zufrieden bin.

Inzwischen ist das Modell schon gar nicht mehr auf dem Markt, selbst das Nachfolgemodell gibt es nicht mehr. Aber anhand der Jacke lassen sich auch einige grundlegende Vor- und Nachteile der Membran festmachen, die alle Gore-Tex Pro Jacken gemeinsam haben.

Die Berghaus Antelao II Hardshelljacke

Die Berghaus Antelao ist eine Outdoor-Hardshell aus dem 3-Lagen Gore-Tex Pro Laminat, das wasser- und winddicht und durch die Gore-Tex Membran auch atmungsaktiv ist. Die Besonderheit der Gore-Tex Pro Shells gegenüber den anderen Laminaten von Gore ist die Ausrichtung auf maximale Robustheit. So sind die Pro Shells für extreme Wetterbedingungen konzipiert, aber auch gegenüber mechanischen Beanspruchungen unempfindlicher als andere Materialien.

Die Antelao auf einer Schneeschuhwanderung im südtiroler Passeiertal. Mit dabei: Ernst von almenrausch.at

Die Antelao auf einer Schneeschuhwanderung im südtiroler Passeiertal. Mit dabei: Ernst von almenrausch.at

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Das kann beispielsweise Felskontakt beim Klettern sein, aber auch das stetige Scheuern eines schweren Trekkingrucksacks im Schulter- und Rückenbereich. Die Robustheit erkauft man sich mit einem höheren Preis, aber auch mit einer geringeren Atmungsaktivität als sie beispielsweise die leichten Active Shells haben.

Benannt ist die Jacke nach dem Monte Antelao, der mit 3264 Metern Höhe der zweithöchste Berg der Dolomiten ist. Ich habe eine Antelao II Shell Jacket in einem kräftigen Blau, die Reißverschlüsse sind in leuchtendem Rot gehalten, was einen schicken Kontrast ergibt. Reißverschlüsse gibt es eine Menge an dieser Jacke, neun Stück insgesamt.

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Natürlich zunächst der Haupt-Reißverschluss zum Öffnen und Schließen der Jacke. Ein Zwei-Wege Reißverschluss vom führenden Hersteller YKK. Etwas hakelig, aber er schließt fest und zuverlässig und ist zudem wassergeschützt und mit Stoff hinterlegt. Oben verschwindet der Reißverschluss unter einem Kinnschutz, so dass er nicht kratzen kann.

Der Kinnschutz am Haupt-Reißverschluss

Der Kinnschutz am Haupt-Reißverschluss

Links und rechts daneben folgen je zwei Taschen, die mit großen, senkrecht verlaufenden Reißverschlüssen versehen sind. Diese sind ziemlich hoch an der Jacke angebracht, damit man die Jacken auch bei angelegtem Hüftgurt des Rucksacks erreichen kann. Die Taschen selbst liegen in der Jacke übereinander, so dass man sie nicht allzu vollstopfen sollte, da sich die Dicke des Tascheninhalts addiert.

Von den Achseln bis weit unter die Oberarme und den Körper ziehen sich weitere Reißverschlüsse, sogenannte Pit-Zips, mit denen man für eine Belüftung der Jacke der sorgen kann. Die Bedienung ist etwas fummelig, aber das liegt am System, nicht an der Jacke.

Die Zipper acht und neun liegen im Inneren der Jacke: Eine kleine Innentasche ist ebenfalls mit einem Reißverschluss verschlossen. Diese Tasche könnte für meinen Geschmack etwas größer sein.

Die Innentasche der Antelao, die ich etwas klein geraten finde

Die Innentasche der Antelao, die ich etwas klein geraten finde

Die Nummer neun dient zum Entfernen des Schneefangs, der zur Jacke gehört. Der Schneefang zeigt auch gleich, dass diese Jacke auch für Einsätze unter extremeren Bedingungen konzipiert ist.

Die Antelao II besitzt eine große Kapuze, unter die sogar ein Helm passt. Stimmt, das habe ich aber nur zu Hause mit meinem Kletterhelm ausprobiert, Erfahrungswerte am Berg habe ich damit nicht. Ein großes, steifes Schild sorgt für Regen- oder Schneeschutz des Gesichts. Mit zwei Zugleinen, an denen Stopper angebracht sind, kann man die Weite der Kapuze regulieren.

Der hintere Verstellriemen an der Kapuze der Antelao

Der hintere Verstellriemen an der Kapuze der Antelao

Die Ärmelenden lassen sich durch ein Klettband enger oder weiter stellen. Der Klettstreifen ist ziemlich lang, so dass man die Weite wirklich individuell anpassen kann.

Die Länge der Jacke ist für mich ausreichend, ein paar Zentimeter länger könnte sie für meinen Geschmack aber sein. Das ist ein allgemeines Problem, das ich mit Outdoorjacken habe. Ob es der Mode oder der Materialersparnis geschuldet ist, ich weiß es nicht. Oder ich bin mit 1,92 Metern einfach zu groß für die Normalgrößen der Hersteller.

Gore-Tex Pro Laminat und Membran

Die Berghaus Antelao II Hardshelljacke ist aus der Gore-Tex Pro Membran, dem Nachfolger der Gore-Tex Pro Shell geschneidert. Gore-Tex Pro ist ein Drei-Lagen-Laminat, bei dem die Membran fest mit der Außenschicht und dem Innenfutter verbunden ist. Die Membran sorgt für die Eigenschaften der Jacke: Winddicht und wasserabweisend, aber dennoch atmungsaktiv.

Die Atmungsaktivität macht den Unterschied, sonst könnte man auch eine billige Regenjacke aus Kunststoff tragen, die hält auch Wind und Regen ab. Nur schwitzt man darin sehr schnell, weil die Feuchtigkeit nicht nach Außen entweichen kann. Das geht bei der Gore-Tex Membran, die winzige Löcher hat. Sie macht sich zu Nutze, dass Wassertropfen, wie Regen, größer sind als Dampf, den man beim Schwitzen verströmt. Der Schweiß kann raus, der Regen bleibt draußen.

Dabei muss man einen Kompromiss zwischen Atmungsaktivität und Haltbarkeit eingehen. Je atmungsaktiver, desto dünner und damit empfindlicher muss die Jacke sein. Besonders robuste Jacken sind daher und schwerer schwerer und auch weniger atmungsaktiv. Mit der Active Shell und er Gore-Tex Pro Shell hat Gore sehr atmungsaktive und sehr widerstandsfähige Laminate, dazwischen rangiert das normale Gore-Tex Laminat.

Mit dem Gore-Tex Pro Laminat ist die Berghaus Antelao II Hardshelljacke also für härtere Einsätze ausgelegt. Den Namen Hard-Shell kann man hier fast wörtlich nehmen, denn das Material ist ziemlich fest. Eine gewisse, durchaus hochwertige, Stoff-Anmutung hat die Jacke, aber es ist doch ein recht fester Kunst-Stoff.

Im Rahmen einer Veranstaltung von Gore konnte ich zusammen mit anderen Bloggern die damals brandneue Gore-Tex Pro 2013 am Zugspitzmassiv unter widrigen Verhältnissen testen. Die Testsituationen waren: Eine Schneeschuhtour im Hochgebirge bei Schneesturm, Freeriden und Eisklettern, wobei ich mich für die Schneeschuhtour entschieden habe. Meine Eindrücke von der Tour und der Jacke könnt Ihr hier lesen.

Die Antelao II Hardshelljacke im Test

Beim Tragen stört die Festigkeit des Stoffes nicht, lediglich das laute Rascheln der Jacke kann störend sein. Robust ist die Jacke auf jeden Fall, Fels- oder Seilkontakt haben noch keine Spuren hinterlassen. Ebenso haben Äste oder Dornen noch keine Beschädigungen hervorgerufen.

Auch die Abriebfestigkeit ist sehr gut. Ich habe die Jacke mit eher leichten Tagesrucksäcken, aber auch mit schwereren Rücksäcken für Mehrtagestouren getragen, an keinem der Auflagepunkte oder möglichen Scheuerpunkte von Rucksack oder Trägern konnte ich bisher Abrieb oder gar Löcher feststellen.

Am Nebelhorn in Oberstdorf

Am Nebelhorn in Oberstdorf

Und das, obwohl ich mit der Jacke nicht nur freundlich umgehe. Wenn ich sie nicht brauche, wird sie einfach in den Rucksack geknüllt. Meine Befürchtung, dass hier aufgrund des festen Materials Risse oder kleine Löcher an Knickstellen entstehen können, hat sich trotz mehrjähriger Nutzung bisher nicht bewahrheitet.

Die Druckstellen, etwa den Schultern, auf denen der Rucksackträger aufliegt, bleiben auch bei Regen wasserdicht. Ebenso ist die Jacke wirklich winddicht. Natürlich wärmt sie nicht, man muss also bei kalten Witterungsverhältnissen immer eine oder mehrere wärmende Schichten darunter tragen, etwa ein Shirt und eine Fleecejacke.

Sobald es in der Jacke zu warm wird, lässt sich die Temperatur durch den Front-Reißverschluss und die langen Pit-Zips regulieren. Die Jacke ist eher weit geschnitten, trotz des festen Materials schränkt sie die Bewegungsfähigkeit nicht ein.

Der abzippbare Schneefang in der Jacke

Der abzippbare Schneefang in der Jacke

Der Umweltschutzaspekt

Diese Jacke werde ich vermutlich noch viele Jahre lang tragen. Langlebigkeit der Ausrüstung ist ein wichtiger Aspekt für mich, wenn es um Umweltverträglichkeit geht.

Allerdings ist die Jack auch aus dem Gore-Tex Laminat hergestellt, das PFC (polyfluorierte oder perfluorierte Chemikalien) enthält. Diese können in der Natur nicht abgebaut werden und gelangen in den Wasserkreislauf und bei Verbrennung der Materialien in die Luft. Gelangen sie in den Körper von Mensch oder Tier, reichern sie sich im Körper an, können also Teil der Nahrungskette werden.

Man unterscheidet zwischen langkettigen und kurzkettigen Polyetraflourethylen (PTFE), von denen die langkettigen als besonders schädlich gelten. 2010 begann Gore, auf die langkettigen PFTE zu verzichten, die kurzkettigen werden aber weiter eingesetzt. Ein echter Zwiespalt. Die Jacke erfüllt meine Anforderungen und ist langlebig, irgendwann aber wird die ihr Lebensende erreicht haben und dann wird sie zum Problem, wie auch schon bei der Herstellung selbst.

Daher hat mich die Information sehr gefreut, dass am Rande der ISPO 2017 Greenpeace und Gore-Tex in einer gemeinsamen Erklärung bekanntgegeben haben, dass Gore bis 2020 PFC aus dem Großteil seiner Produkte verbannen, ab 2023 will die Forma komplett darauf verzichten. Weitere Informationen hierzu findet Ihr bei Greenpeace.de.

Sowohl Berghaus als auch Gore sind dem bluesign-System beigetreten, das die nachhaltige Herstellung von Textilien fördert. Berghaus ist 2015 beigetreten, daher kann meine Jacke das Zeichen noch nicht tragen.

Berghaus Antelao II Shell Jacket

Positiv:

  • Sehr guter Tragekomfort
  • Hervorragender Wind- und Regenschutz
  • Verstellbare Kapuze mit festem Schild
  • Vier große Reißverschlusstaschen, auch mit Rucksack zugänglich
  • Gute Belüftung durch große Pit-Zips
  • Integrierter Schneefang
  • Sehr langlebig

Negativ:

  • Sehr festes Material
  • Material raschelt
  • Jacke könnte etwas länger sein
  • Einsatz von PFC
  • Hoher Preis

Berghaus Antelao II Shell Jacket:

  • Grundmaterial: Gore-Tex Pro
  • Farbe: Blau mit roten Reißverschlüssen
  • Größe: S – XXL
  • 5 Reißverschlusstaschen
  • Gewichtsangabe: 557g, mittlere Größe
  • Gewicht nachgewogen: 626g in Größe XL
  • Hergestellt in China
  • Preisempfehlung: ca. 450 Euro

Fazit

Seit nunmehr drei Jahren begleitet mich die Antelao von Berghaus nun und ein Ende ist nicht abzusehen. Ich bin mit der Jacke sehr zufrieden, lediglich das Rascheln des Stoffes ist im alltäglichen Gebrauch ein Kritikpunkt, vielleicht noch die sehr kleine Innentasche. Ansonsten kann ich die Jacke, bzw. entsprechende mit dieser Membran und dem Pro-Laminat, sehr empfehlen. Wobei vermutlich das Standard-Laminat für meine Ansprüche ausgereicht hätte, was sich auch im Gewicht und im Kaufpreis der Jacke niederschlägt.

Links
Berghaus Hardshells bei Bergfreunde.de
Homepage von Berghaus.com
Im Test bei gutgeruestet.com

Hinweis: Die Jacke wurde mir vom Outdoor-Shop bergfreunde.de kostenfrei zum Test überlassen.

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