Lundhags Gneik 34 RL Wanderrucksack
Ein Rucksack wie ein Statement: Ich bin bereit, vertrau mir, lass uns rausgehen. Robust und zurückhaltend kommt er daher, er ist ein Arbeitstier, kein Selbstdarsteller. Pure Funktion, ohne Deko und Chichi. Olivgrün wie aus dem Army-Shop steht er da, nicht mal durch Farbe will er auffallen. Wäre der Gneik des schwedischen Herstellers Lundhags ein Mensch, wäre er wohl ein sehr wortkarger Skandinavier. Und so verrät er seine verborgenen Details auch erst nach und nach.
Mit seinen 34 Litern Größe ist er sowohl noch für Tagestouren als auch für Mehrtageswanderungen geeignet. Für größere Touren bietet Lundhags den Gneik auch mit 42 und 54 Litern Größe an.
Der Gneik ist ein Einkammerrucksack mit Netzrücken und Traggestänge aus Aluminium. Neben dem großen Hauptfach gibt es noch zwei seitliche Flaschentaschen, eine zentrale Helmtasche und zwei Taschen im Deckel. Dazu noch zwei kleine Reißverschlusstaschen in den Hüftflossen.
Eines der Details, das ich erst entdecken musste: Das Hauptfach ist nicht nur von oben durch die Hauptöffnung erreichbar, sondern auch über ein verdecktes, seitliches Zwei-Wege-Reißverschlussfach, das sich über fast die gesamte Länge des Rucksacks zieht. Wie die Mehrzahl der Reißverschlüsse hat auch dieser eine große Grifföse, über die man ihn auch mit dickeren Handschuhen noch gut öffnen kann. Sehr praktisch, wenn man an Dinge herankommen will, die tief unten verstaut sind.
Auffällig sind die Schnallen: Üblicherweise findet man am Rucksack Steckschnallen aus Kunststoff, die sich durch Druck auf zwei seitliche Plastiklippen öffnen lassen. Bei Lundhags setzt man auf genähte Ösen und offene Aluminiumhaken. Das sieht sehr robust aus und funktioniert auch gut. Nur die Öse am Brustgurt fand ich etwas eng genäht, so dass das Öffnen etwas hakelig war.
Das Deckelfach des Gneik ist ebenfalls mit solchen Haken befestigt. So lässt es sich bei Bedarf auch komplett abnehmen. Das innere Deckelfach ist so groß, dass eine Kompasskarte mit Hülle hineinpasst. In das äußere Deckelfach passt auch eine größere Alpenvereinskarte samt Hülle.
Neben den Karten nehmen die Taschen auch noch diverse andere Kleinteile auf. Und hier finden sich auch noch zwei elastische Halteschnüre für Stöcke oder Pickel, die man an einer der Ösen des Rucksacks anbringen kann.
Die Ösen für die Stockspitzen sind ebenfalls etwas versteckt, unten an den Ecken des Helmfachs lassen sie sich herausziehen.
Innen findet sich ein großes Fach für eine Trinkblase. Durch eine seiltliche, mit “H2O” gekennzeichnete Öffnung, lässt sich der Trinkschlauch nach Außen führen.
Die kleinen Reißverschlusstaschen an den Hüftflossen haben eine Besonderheit, die ich noch bei keinem anderen Rucksack gesehen habe: Sie haben untenliegende Reißverschlüsse. Darunter verbergen sich jeweils mehrfach vernähte, große Metallösen. Diese sind zum Befestigen von Hundeleinen oder auch Schlitten gedacht.
Am Helmfach und am Deckelfach sind seitlich zusätzlich gelochte Gurtbänder angenäht. In den Löchern lassen sich mit Karabinern oder Reepschnüren weitere Gegenstände befestigen. Üblich bei hochwertigen Wanderrucksäcksen sind die Kompressionsbänder, mit denen sich der Rucksack enger ziehen lässt, wenn er nicht komplett gefüllt ist.
Auch üblich und gewohnt sind gepolsterte Schultergurte und Hüftflossen, die durch Zugriemen anpassbar sind. Der Brustgurt ist höhenverstellbar. An beiden Schulterriemen sind zusätzliche große Metallösen (D-Ringe) angebracht, an denen sich weiteres Zubehör befestigen lässt.
An der Frontseite hat der Gneik einen großen Tragegriff, mit dem er sich auch wie eine Duffle-Bag in der Hand tragen lässt. Gut, wenn man ihn im Zug oder Bus mitnimmt oder in die Hütte kommt.
Was der Gneik nicht bietet: Eine Unterteilung des Hauptfachs, wie es andere Rucksäcke haben. Ebenso fehlen eine Regenhülle und ein Fach, um eine Regenhülle zu verstauen.
Der Gneik in der Praxis
Mit seinen 34 Litern ist der Gneik für Tagestouren schon ziemlich groß, so dass auch eine größere Fotoausrüstung noch Platz findet.
Sehr positiv fand ich das Tragegefühl. Üblicherweise bevorzuge ich Rucksäcke mit Rückenpolstern, die dichter am Rücken sitzen. Beim Genik spürt man aber nicht, dass er einen Netzrücken hat, er sitzt fest am Rücken, ohne zu wackeln oder zu schlenkern. Überhaupt ist der Tragekomfort des Rucksacks sehr gut, ich habe keine Druckstellen gespürt. Auch das relativ hohe Eigengewicht hat sich nicht störend bemerkbar gemacht.
Bei einer meiner Wanderungen bin ich mit dem Gneik in ein Gewitter mit sehr starkem Regen geraten. Obwohl der Rucksack keine Regenhülle hat und der Deckel nur an vier Laschen aufgesetzt und befestigt ist, ist der gesamte Rucksackinhalt trocken geblieben. Dazu trägt auch die große Manschette bei, die noch etwas Platzreserven bietet, sich aber vor allem sehr dicht zuziehen lässt.
Geschmackssache ist die Farbgebung. Lundhags hat dem Gneik genau zwei Farben spendiert: Schwarz oder oliv, was mir schon sehr nach Förster oder auch Wilderer ausschaut. Manchen mag genau diese waidmännische Aussehen gefallen. Ich bevorzuge leuchtende Farben, auch aus Gründen der Sicherheit durch Sichtbarkeit.
Ein für mich persönlich wichtiges Manko: Ich befestige üblicherweise meine Kameratasche am Gurt der Hüftflossen. Beim Gneik hat das nicht so gut funktioniert wie bei anderen Rucksäcken. Da das aber vermutlich keine übliche Nutzung der Flossen ist, kann man es auch nicht erwarten.
Mit etwa 250 Euro hat der Lundhags Gneik eine hohe Preisempfehlung. Ihr findet ihn sowohl in Onlineshops wie Bergfreunde.de (Affiliate-Link) als auch in gutsortierten Fachgeschäften für Bergsport.
Lundhags Gneik 34 RL Rucksack
Positiv:
- Robuster Rucksack
- Gute Trageeigenschaften
- Viele Verstellmöglichkeiten
- Gute Wasserdichtigkeit
- Extra Ösen für Hundeleine oder Schlitten
- Aufgenähte gelochte Gurtbänder
- Hochwertiger Gesamteindruck
Negativ:
- Keine Regenhülle
- Teils etwas hakelige Schnallen
- Dunkle Farben
- Keine Notfall-Info
- Hoher Preis
Lundhags Gneik 34 RL Rucksack:
- Material: 65% Polyester, 35% Bio-Baumwolle
- Farben: oliv, schwarz
- Größen: 34, 42, 54 Liter
- Zwei Deckelfächer
- Zwei Flaschenfächer
- Trinksystem-Vorbereitung
- Helmfach
- Extra robuste Ösen für Hundeleine/Schlitten
- Großer Tragegriff an der Frontseite
- Gewichtsangabe: 1500g
- Hergestellt in Vietnam
- Preisempfehlung: ca. 250 Euro
Mein Fazit zum Lundhags Gneik 34 RL
Der Gneik ist ein interessanter Rucksack, bei dem einige Details anders gelöst sind als bei anderen Rucksäcken. Beeindruckt bin ich vom sehr guten Tragekomfort und von der Wasserdichtigkeit des Rucksacks, auch ohne Regenhülle. Ganz einzigartig sind die robusten Hundeleinen- bzw. Schlittenbefestigungen. Die ungewöhnlichen Schnallen finde ich teils praktisch, teils etwas hakelig. Geschmackssache, aber nicht meins ist die Farbauswahl. Insgesamt ist der Lundhags Gneik 34 RL ein sehr durchdachter und robuster Wanderrucksack, der allerdings auch einem hohen Preis hat.
Links:
Der Gneik 34 RL auf der Website des Herstellers Lundhags
Andreas hat auf Gipfelfieber das etwas größere 42 Liter Modell des Gneik getestet.
Noch einmal deutlich größer ist der Gnauer 90 Liter Rucksack. Den Test könnt Ihr bei Trekkingfieber lesen.