Der Einsatz meines Lebens – Bergretter erzählen

Thomas Käsbohrer: Der Einsatz meines Lebens – Bergretter erzählen

Wer in den Bergen unterwegs ist, begegnet der Bergwacht immer wieder. Passiert eine Bergwachthütte, sieht einen ihrer Geländewagen oder trifft auf eine Gruppe Bergwachtler in den typischen blau-roten Funktionsjacken. Und verlässt sich darauf, dass sie, wenn es einmal wirklich hart auf hart kommt, einen schon vom Berg holen werden. In seinem Buch stellt Thomas Käsbohrer Männer und Frauen der Bergwacht mit ihren ganz persönlichen Geschichten, dem Einsatz ihres Lebens, vor.

Thomas Käsbohrer: Der Einsatz meines Lebens - Bergretter erzählen

Thomas Käsbohrer: Der Einsatz meines Lebens – Bergretter erzählen

„Jeder Bergwachtler trägt eine Geschichte mit sich, die er nicht vergessen kann.“ sagt Thomas Käsbohrer und stellt 20 Berge und 20 Bergretter vor. Genau genommen habe ich 23 Geschichten gezählt, die sich, mit einer Ausnahme, in den bayerische Bergen zugetragen haben. Die Bergretter, mit denen Käsbohrer gesprochen hat, haben von Einsätzen berichtet, die sie, aus ganz unterschiedlichen Gründen, besonders bewegt haben.

Manche der Einsätze sind noch ganz frisch in der Erinnerung, einige der Geschichten nehmen Bezug zur Corona-Zeit. Andere liegen zum Teil Jahrzehnte zurück, kommen dem Erzähler aber immer wieder in den Kopf. Sie berichten von der erfolgreichen Rettung von Wanderern oder Bergsteigern, die sich verstiegen haben oder abgestürzt sind. Von Einsätzen, bei denen sie nur die Leiche einer Person bergen können. Und auch von Einsätzen, bei denen alle Notfallmaßnahmen vor Ort nicht mehr halfen.

Dazu gibt es aber auch Artikel, die die Verwurzelung der Bergretter mit ihren, meist kleinen, Heimat- oder Wohnorten der bayerischen Alpentäler zeigen. Besonders deutlich wird das in der Geschichte über die Oberkaser-Mare am Geigelstein und die Rettung der Kuh Bianca am Wertacher Hörnle im Allgäu.

Einen ganz besonderer Einsatz beschreibt Otto Möslang, der ehemalige Vorsitzende der Bergwacht Bayern. Im Jahr 1991, während des ersten Golfkrieges, wurden Bergretter vom Roten Kreuz und dem Auswärtigen Amt angefordert. Sie sollten bei der Versorgung und medizinischen Betreuung kurdischer Flüchtlinge in den Bergregionen Ostanatoliens helfen. Ein wirklich bewegender Artikel über einen Einsatz der Bergwacht, der weit über die alltäglichen Einsätze hinausgeht.

Bergwacht-Einsatz im Absturzgelände - Foto: Michi Renner

Bergwacht-Einsatz im Absturzgelände – Foto: Michi Renner

Was in allen Gesprächen und Geschichten deutlich wird, ist die große Professionalität der Bergretter, obwohl sie alle eherenamtlich tätig sind. Viele haben Notfallmedizinische Zusatzqualifikationen, eine der vorgestellen Bergwachtlerinnen arbeitet als Ärztin in der Unfallklinik Murnau. Auch in der Schilderung der Einsätze zeigt sich diese Professionalität, sich auch in den häufig schwierigen Bedingungen der Bergrettung auf die eigenen Fähigkeiten und die der Kameraden verlassen zu können.

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Deutlich wird auch, welche logistische Herausforderung eine Bergrettung verursachen kann. Wenn der Notruf eintrifft, eilen die Männer und Frauen der Bergwacht vom Arbeitsplatz oder der Familie zum Stützpunkt oder Einsatzort. Dennoch kann ein Einsatz mit einem mehrstündigen Aufstieg verbunden sein, Zeit, die die zu Rettenden am Berg abwarten müssen. Oder es muss ein Hubschrauber, teils aus dem Ausland, angefordert werden.

Es wird auch deutlich, wie schnell man in Bergnot geraten kann. Eine kleine Unachtsamkeit, ein falscher Abzweig, eine Fehleinschätzung von Gelände, Anspruch der Tour oder der Wettersituation können genügen, in eine lebensbedrohliche Situation zu geraten. Und dass es nicht selbstverständlich ist, dass es Rettung aus Bergnot gibt. Sie ist in diesem Umfang nur möglich, weil Freiwillige einen Großteil ihrer Freizeit für Aus- und Fortbildung, Übungen und Einsätze opfern und auch, weil Arbeitgeber es ihren Mitarbeitern ermöglichen, jederzeit für ein Einsatz ihre Arbeit zu verlassen.

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Die Geschichten, die die Bergwachtler jeweils ausgewählt haben, gehen oft unter die Haut, zeigen auch, wie sie das Erlebte verarbeiten müssen. Dabei sind sie nie voyeuristisch oder heroisierend. Ich kann das Buch nur jedem Bergsportler zur Lektüre empfehlen.

Spende an die Bergwacht

Der Einsatz meines Lebens“* ist schon das zweite Buch von Thomas Käsbohrer, in dem Bergwachtler von ihren Einsätzen berichten. Im Jahr 2019 erschien „Am Berg.: Bergretter über ihre dramatischsten Stunden“*.

Mit dem Kauf des Buches unterstützt man auch die Arbeit der Bergwacht. 25% vom Reinerlös des Buches gehen an die Bergwacht.

Spendenbox der Bergwacht Bayern am Jenner-Gipfel

Spendenbox der Bergwacht Bayern am Jenner-Gipfel

Und sicher könnt Ihr nach der Lektüre des Buches an Spendenboxen wie dieser unterhalb des Jenner-Gipfels nicht mehr vorübergehen, ohne einen Euro oder einen Zwickel einzuwerfen. Auch auf Hütten und Almen findet Ihr oft Spendendosen auf dem Tresen.

In den Tagen, in denen ich das Buch gelesen habe, sind in den bayerischen Bergen mindestens fünf Personen tödlich verunglückt, die von den freiwilligen Helfern und Helferinnen der Bergwacht Bayern geborgen wurden. Viele weitere Bergsportler wurden von ihnen aus Bergnot gerettet.

Der Einsatz meines Lebens – Bergretter erzählen

268 Seiten
millemari.
ISBN: 978-3-9634-8019-5
24,95
Bei amazon.de*: Der Einsatz meines Lebens – Bergretter erzählen

Hinweise: Das Buch habe ich vom Verlag millemari als Rezensionsexemplar erhalten.
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