Wanderung: Lenggries-Hohenburg – Mühlbach- Grasleitensteig – Lenggrieser Hütte – Seekarkreuz – Sulzersteig – Mühlbach – Lenggries-Hohenburg
Diese Wanderung habe ich schon einmal als Winterwanderung gemacht, wobei ich aus Zeitgründen auf den Aufstieg zum Seekarkreuz verzichtet habe. Jetzt im Herbst ist es noch länger hell und ich habe mir einen Teil des Talzustiegs gespart, so dass ich genug Zeit habe, den Gipfel mitzunehmen. Es lohnt sich sehr, denn der Alpenblick vom 1601 Meter hohen Seekarkreuz ist grandios.
Beim letzten Mal bin ich mit der BOB bis nach Lenggries gefahren und dann direkt vom Bahnhof aus losgewandert. Diesmal geht es per Auto bis zum Parkplatz Mühlbach bei der Hohenburg und dann in Begleitung von Berghund Mikki auf die Lenggrieser Hütte und auf das Seekarkreuz. Obwohl wir im Grunde genommen die gleiche Runde gehen wie ein paar Jahre zuvor hat sich der Weg doch an einer Stelle gewaltig verändert. Aber dazu etwas später.
Natürlich lag jetzt Mitte Oktober noch kein Schnee, so dass die Wanderung einen ganz anderen Charakter hatte als damals. Vom Parkplatz an der Hohenburgstraße ist der Grasleitensteig ausgeschildert, der direkt zur Lenggrieser Hütte hinauf führt. Zwischen den Häusern von Mühlbach hindurch führt der Weg an vielen Wiesen und Weiden vorbei.
Gleich zu Beginn haben wir einen schönen Blick hinüber zum Brauneck, dem Lenggrieser Skiberg. Schnee gibt’s jetzt dort natürlich auch noch nicht, das Brauneck gehört jetzt noch den Wanderern.
Beim Hof Tradln zweigt der Weg nach links ab und der Blick geht Richtung Osten. Das sollte jetzt der Geierstein sein, auf den ich da zulaufe. Aber bald zweigt der Weg wieder nach rechts ab und wird deutlich pfadiger.
Langsam wird es auch steiler, nachdem der erste Teil des Weges nahezu eben verlaufen ist. Über eine Weide gehen wir nahe dem Waldrand entlang, biegen noch einmal nach links ab und dann geht es steil direkt auf den Wald zu.
Der Weg, mal als “LS2”, mal als Weg 621 beschildert, führt im Wald mit wechselnder Steigung immer am Hang entlang. Ein schmaler, teils wurzeldurchsetzter Steig, also ein richtig schön natürlicher Wanderweg. Zwischendurch kommt ein kurzes, steiles Stück. Mikki mit seinem Allfussantrieb springt die Felsen und Holzstufen so schnell hinauf, dass ich Mühe habe, mitzukommen. Das ist genau die Art Weg, die ihm Spaß macht.
Kurz darauf kommen wir aber an die Stelle, von der ich als “Forstautobahn” gelesen habe. Hier haben massive Arbeiten stattgefunden. Aus dem schmalen Waldpfad ist eine unbefestigte Straße geworden, die sich sehr erade bergauf zieht. Sie ist breit genug für schwere Waldfahrzeuge.
Links neben der Straße wurde der Hang abgetragen, so dass eine schäge unbefestigte Böschung entstanden ist, an deren oberer Kante viele Bäume bedrohlich nahe stehen. Einige sind auch offensichtlich auch schon umgekippt.
auf dieser Straße führt der Weg nun ein Stück lang recht unerfreulich bergauf. Es wird mir auch nicht ersichtlich, warum die Straße überhaupt so weit auf den Berg gebaut wurde. Links und rechts der Straße gibt es keine Häuser, Hütten oder Weiden, denen sie als Zufahrt dienen könnte.
Rodungsflächen oder Neupflanzungen sind auch nicht zu sehen. Es bleibt also offen, wofür eine solch breite Forststraße angelegt wurde. Und plötzlich, an einer scharfen Linkskurve, ist die Straße zu Ende und wird nach wenigen Metern wieder zum zwei Fuß breiten Waldpfad.
Wir freuen uns jedenfalls, dass wir nun wieder auf schmalen Wegen durch den Wald wandern. Mikki hat viel zu schnuppern, ich freue mich nun wieder, hier zu wandern. Und plötzlich, mitten im Wald, hören wir Blasmusik.
Wir sind also kurz vor der Lenggrieser Hütte. Es ist Kirchweihsonntag oder “Kirta”. Darum steigen nicht nur viele Wanderer zur Hütte auf, sondern oben werden sie auch von einer Blaskapelle erwartet, die auf der Hüttenterrasse spielt. Die, wie ich dann später gesehen habe, gleich durch das Hüttenfenster mit frischen Getränken versorgt wird, wie praktisch!
Dank einiger zusätzlicher Bierbänke, die oberhalb der Hütte aufgestellt wurden, ist auch genug Platz für alle Gäste. Wir lassen uns einen Schweinsbraten und mitgebrachtes Trockenfutter schmecken, verzichten aber auf die “Auszognen” und anderes Kirtagebäck. Denn wir wollen ja noch auf das Seekarkreuz aufsteigen, dessen Gipfel etwa 260 Höhenmeter oberhalb der Lenggrieser Hütte liegt.
Der Weg zum Gipfel führt sofort in den Wald und zieht sich dort in ein paar weiten Schwüngen nach oben. Überwiegend als breiter Wanderweg. Erst als er wieder aus dem Wald tritt, wird der Weg zum schmalen Wiesenpfad.
An einem Gatter zweigt noch ein Weg nach rechts ab, über den man bis zum Roßstein und Buchstein wandern kann. Auch eine schöne Idee, auf einer Wanderung die Lenggrieser und die Tegernseer Hütte zu verbinden.
Aber wir wollen ja auf das Seekarkreuz, dessen kahler Wiesengipfel direkt vor uns liegt. Nur noch ein paar Meter bergab in eine Senke, dann geht es die letzten Höhenmeter hinauf zum Gipfelkreuz.
Der Gipfelbereich auf dem Seekarkreuz, dass ein paar Dutzend Wanderer gut Platz haben. Hier oben lässt sich gut Brotzeit machen und die Aussicht geniesen. Und die ist wirklich phänomenal. Warum nur hat der Berg in meiner Kompass-Karte keine rote “Rundblick”-Sonne bekommen?
Die Aussicht ist großartig: Wir blicken direkt hinunter auf die Lenggrieser Hütte, dahinter liegt das Isartal, auf dessen westlicher Seite Brauneck, Latschenkopf und die Benewand aufragen. Über dem Brauneck zähle ich mehr als zwanzig Paraglider. Als dunkle Punkte sehen sie aus wie Fliegen, die den Gipfel umkreisen.
Rechts daneben liegen Zwiesel und Blomberg als nördlichste Ausläufer der Voralpen, dahinter wird die Landschaft deutlich flacher.
Weit hinten zieht sich das Wettersteingebirge mit der markant abfallenden Zugspitze als Fixpunkt. Die Karwendelberge liegen direkt in südlicher Richtung. Hinter Roßstein und Buchstein, zwischen denen die Tegernseer Hütte wie eingeklemmt liegt, szeht der mächtige Guffert wie ein schwarzer Klotz in der Landschaft.
Zig weitere Bergketten, tief in den Tiroler Bergen, sind noch zu sehen, deren Gipfel ich allerdings nicht benennen kann. Aber neben mir höre ich, wie ein älterer Wanderer neben anderen Gipfeln sogar den Hohen Tenn aufzählt, und der liegt immerhin im Salzburger Land.
Das Seekarkreuz ist also ein vorzüglicher Aussichtsgipfel, wenn die Wetterbedingungen gut sind. Und an diesem Tag sind sie, abgesehen von etwas Dunst, ideal. Mikki hat weniger Blick für das Naturerlebnis. Er verbringt unserer Gipfelstunde damit, zu dösen, sich mit anderen Hunden anzufreunden und mit treuherzigem Blick auf Wursthappen zu hoffen, sobald jemand seinen Rucksack öffnet.
Vom Gipfel gehen wir auf dem Aufstiegsweg zurück zur Hütte. Nun biegen wir aber nach rechts ab auf die Forststraße, die als Zufahrtsweg für die Seekaralm und die Lengrieser Hütte dient. Nach wenigen Metern auf der Straße zweigt im Gebiet der Seekaralm der Sulzersteig nach links ab.
Zwei Schilder weisen darauf hin, dass der Sulzersteig “LS1” für Radfahrer verboten ist und erklären auch, warum. Aber einen Deppen gibt’s natürlich immer, der sich darum bemüht, das Bild der Radl-Rabos nicht verblassen zu lassen. So auch diesmal. Aber es war wirklich nur einer.
Der Sulzersteig zieht sich als schmaler Bergsteig in vielen, sehr vielen, also wirklich richtig vielen Serpentinen den Hang hinab. Er liegt komplett auf der schattigen Nordseite und von den Vortagen ist es hier noch feuchtkalt. So ist der Weg an einigen Stellen ziemlich seifig, da hier feuchtes Laub und Erde eine unheilvolle Allianz mit den glatten Felsen eingehen. Es ist also schon etwas Vorsicht angezeigt, wenn man den Sulzersteig hinabgeht.
Habe ich eigentlich schon darauf hingewiesen, dass es in vielen Serpentinen bergab geht? Ich wundere mich, denn ich habe gar nicht mehr in Erinnerung, dass ich zuvor übner den Grasleitensteig so weit aufgestiegen bin.
Aber irgendwann erreichen wir den Hirschbach. Mikki freut sich, etwas trinken zu können und wir wandern am Bach entlang, an einigen kleineren Wasserfällen vorbei, wieder zur Straße. Hier wandern wir nun weiter im Schatten. Neben uns fließt der Bach so wild direkt an einer Felswand entlang, als ob er durch eine Klamm fließt. Schön anzuschauen.
Eine Diensthütte liegt an einer kleinen Lichtung, gerade groß genug, dass die Sonne direkt auf die Bank vor der Hütte scheint. Wir nutzen diese Gelegenheit für eine Pause, um uns nach der langen Tour im Schatten noch einmal etwas aufzuwärmen und die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen.
Der Weg führt nun noch kurz durch den Wald, dann über Wiesen und an einem Pferdehof vorbei direkt zurück zum Parkplatz bei Mühlbach.
Dauer und Schwierigkeit:
Bei gemütlichem Wandertempo haben wir die Lenggrieser Hütte von Mühlbach aus in genau zwei Stunden erreicht. Eine dreiviertel Stunde haben wir für den Aufstieg zum Seekarkreuz benötigt. Bergab zur Hütte ging es in dreißig Minuten. Von dort über den Sulzersteig zurück nach Mühlbach kann man gut eineinhalb Stunden rechnen. Insgesamt also vier Stunden und fünundvierzig Minuten reine Gehzeit. Technisch ist die Wanderung eher leicht, allerdings legt man immerhin 900 Höhenmeter zurück. Etwas unangenehm sind die rutschigen Stellen auf dem Sulzersteig, hier muss man etwas aufpassen.
Höhenangaben:
Lenggries: 679 Meter
Mühlbach: 763 Meter
Lenggrieser Hütte (Seekarhütte, Seekarhaus): 1338 Meter
Gipfel Seekarkreuz: 1601 Meter
Essen und Trinken:
Die Küche auf der Lenggrieser Hütte kann ich sehr empfehlen, typische Hüttengerichte, die sehr schmackhaft zubereitet werden. Weitere Gaststätten gibt es auf der Wanderung nicht erst wieder in Lenggries.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Vor allem auf dem Sulzersteig muss man etwas acht geben, da es dort recht glitschig werden kann. Sonst finde ich die Wanderung lang, aber eher unschwierig.
Wandern mit Hund:
Am Beginn und gegen Ende der Wanderung sowie auf der Hütte können Hunde trinken, etwas Wasser sollte man aber dennoch mitnehmen. Im unteren Bereich kann man auf Kühe treffen, die aber bei unserem Besuch alle hinter einem Zaun standen. Im Sommer muss man wohl im unteren Bereich des Grasleitensteigs und auf der Seekaralm mit Weidevieh rechnen.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München mit der BOB in gut einer Stunde bis zur Endstation Lenggries. Von dort aus zu Fuß zum Parkplatz in Mühlbach.
Mit dem Auto: Von München aus über die B13/B472 nach Bad Tölz und auf der B13 Richtung Lenggries fahren. Am Bahnhof vorbei nach Süden, dann über Scharfreiterstraße, Waldfriedhofstraße und Hohenburgstraße zum Parkplatz in Mühlbach fahren. Für einen Tag kostet es zwei Euro Parkgebühren (Stand 2016). Diesen Weg, aber ab Waldfriedhofstraße etwas abseits der Straßen, können auch die Zugfahrer gehen. Ab dem Parkplatz beginnt dann die eigentliche Wanderung.
Links:
Lenggrieser Hütte
www.lenggries.de
Buchtipps und Wanderkarte: