Wanderung: Sachrang – Mitterleiten – Spitzsteinhaus – Altkaseralm – Spitzstein und zurück
Eine großartige Aussicht auf die bayerischen Alpen auf der einen Seite und in die Zentralalpen auf der anderen Seite. Das Kaisergebirge zum Greifen nah und die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern dahinter, das verspricht die Wanderung auf den Spitzstein. Dazu gibt’s dann noch mit dem Spitzsteinhaus und der Altkaseralm zwei Einkehrmöglichkeiten mit Sonnenterrasse und Südblick.
Kein Wunder, dass der Spitzstein zu den Klassikern der Münchner Hausberge gehört. Ideal für eine Herbstwanderung ist die Tour von Sachrang auf den Spitzstein, denn der Großteil dieser Wanderung liegt auf einer südseitig ausgerichteten Almfläche, so dass man noch ordentlich Sonne abbekommt. Im Winter war ich schon einmal hier, damals bin ich aber aufgrund des schlechten Wetters nur bis zum Spitzsteinhaus gegangen. Ausblick gab es sowieso keinen im dichten Schneetreiben.
Aber an diesem sonnigen 1. November will ich bis auf den Gipfel des Spitzstein wandern. Ich nehme denselben Weg wie damals im Winter. Von der Kirche in Sachrang aus geht es zunächst die Straße nach Mitterleiten hinauf. Am Abzweig zur Mesneralm überlege ich kurz, ob ich diesmal diesen Weg nehme, entscheide mich dann aber doch für die bekannte Variante über Mitterleiten.
Nach etwa 25 Minuten Gehzeit erreiche ich den kleinen Weiler. Im Licht der Herbstsone sehen die alten Häuser von Mitterleiten mit den Holzbalkonen prächtig aus. Am Ortsende biege ich nach links auf den Wanderweg ab und beobachte einen Hahn und seine Hennen in einem Garten. Und sie beobachten mich. Hier ist wirklich Bilderbuchbayern.
Durch den Hohlweg geht es ein paar Meter nach unten zum schmalen Bach, ab dann wird es bei dieser Wanderung nur noch bergauf gehen. Kurz nach dem Bach führt der Wanderweg rechts über einen Weidezaun. Dann geht es durch tief ausgetretene Furchen über die Almwiese und an einigen Kühen vorbei in den Wald hinein.
Über den steinigen Waldpfad wandere ich relativ steil durch den Wald bergauf. Etwa eine halbe Stunde, nachdem ich Mitterleiten verlassen habe, erreiche ich die große Almfläche, auf der weiter oben das Spitzsteinhaus, die Altkaseralm und auch die Goglalm liegen. Den Abzweig zur Stoana-Alm lasse ich aus, ich will nach oben Richtung Spitzstein-Gipfel.
Genau auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol führt der Weg nun nach oben über die Almwiese, zum Teil auch über mächtige Wurzeln. Denn links liegt die österreichische Almwiese, rechts der deutsche Wald. An einem kleinen Gedenkkreuz und mehreren weißen Grenzsteinen vorbei führt der Weg direkt zu einem weißen Almgebäude und weiter hinauf zum Spitzsteinhaus.
Das Spitzsteinhaus mit seiner nach Südosten ausgerichteten Terrasse hebe ich mir für den Rückweg auf. Jetzt besuche ich für eine erste Pause die Altkaseralm, die wirklich nur eine Minute oberhalb des Spitzsteinhauses liegt.
Die Altkaseralm sieht genauso aus, wie man sich eine typische Alm vorstellt. Ein flaches, weißes Gebäude, drum herum viele Bierbänke, von denen nur ein paar besetzt sind. Davor stehen einige Tafeln, auf denen mit Kreide sie Speisekarte geschrieben ist. Doch es wird keine zehn Minuten dauern, dann wird es richtig voll hier oben. Gut, dass ich heute zeitig hergekommen bin.
Drinnen gibt es eine beachtliche Kuchenauswahl, ich entscheide mich aber lieber für eine deftige Suppe. Wie großartig: Anfang November sitze ich draußen in der Sonne, sehe auf das Kaisergebirge und zwei Tische hinter mir spielt jemand auf der Zieharmonika.
Gestärkt mache ich mich auf den Weg zum Gipfel. Und dieser Weg wird anstrengender als erwartet. Bisher war der Aufstieg zwar recht steil, aber nicht besonders schwierig. Auch jetzt bleibt es zunächst so. In weiten Serpentinen zieht sich der Pfad in mehreren ausgetretenen Spuren über die Almwiese bergauf.
Aber sobald wir den Waldrand erreichen, wird es richtig steil und felsig. So oft wie hier oben habe ich das schöne bayerische Adjektiv „zach“ noch nie gehört: „Geht scho recht zach auffe“.
Wieder verzweigt sich der Weg vielfach, aber egal, wo man nun genau hochgeht, es ist steil und steinig. Eigentlich gibt es auch gar keinen Weg mehr, sondern nur noch mehr oder weniger speckige Felsen. Eigentlich haben alle Felsen glattgetretene Tritte und Griffe. Wie viele Wanderer hier wohl schon hochgegeangen sind?
Alle Kinder, die ich sehe, finden es großartig, hochzukraxeln. Die Erwachsenen stöhnen darüber, wie „zach“ es Richtung Gipfel geht. Ab und zu nimmt man auch mal einen Felsen in die Hand. Aber nach gerade einmal zwanzig Minuten auf diesem wirklich steilen Stück kommt die Belohnung: Der Gipfel!
Trotz seines Namens ist der Gipfelbereich des Spitzstein recht breit geraten, allerdigs ist es ein relativ scharfer Grat, der nach Norden steil abfällt.
Der Ausblick ist großartig: Nach Westen sieht man auf das Mangfallberge mit dem markanten Wendelstein, der an seiner großen Antenne gut erkennbar ist. Davor, ganz nah, steht das Kranzhorn.
Nach Nordosten geht der Blick zur Kampenwand. Und daneben ist sogar ein Stückchen vom Chiemsee zu sehen.
Nach Süden sieht man direkt auf den Zahmen Kaiser, dahinter ragen die wilden Felszacken des Wilden Kaisers auf. Etwas weiter westlich liegen Kufstein und das inntal, daneben der Pendling.
Auf dem Spitzstein-Gipfel steht natürlich ein Gipfelkreuz, daben aber auch eine kleine Kapelle, die man aber nicht betreten kann, so klein ist sie. Ein ziemlich scharfer Wind weht hier oben, aber nur zwei Meter weiter unten kann man sich gut einen Rastplatz auf der Wiese oder einem Felsen suchen.
Sehr kurios: Der Spitzstein hat gleich zwei Gipfelhöhen. Wie beim Kranzhorn verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich direkt über den Gipfel. Nach deutscher Messung ist der Spitzstein 1596 Meter hoch, nach österreichischer Messung 1598 Meter. Meine Vermutung war zunächst, dass es mit der unterschiedlichen Höhe zwischen Amsterdamer und Triester Pegel zusammenhängt, aber das macht nur etwa 25 cm Unterschied aus. Wo kommen die restlichen fast zwei Meter Unterschied her? Vielleicht liegt es ja wirklich an den Getränken die im Spitzsteinhaus srviert werden, wie Michael Pröttel in „Alpen für Anfänger – Chiemgau und Berchtesgaden“ vermutet.
Genauso steil, wie es bergauf ging, geht es nun wieder bergab. Mit einem Wanderweg hat das hier nicht mehr viel zu tun, aber mit ein wenig Einsatz der Hände kommen doch alle gut wieder über die Felsen runter. Dann, mit Vorfreude auf das Mittagessen, schnell über die Almwiese zurück, das Spitzsteinhaus etwas weiter unten immer im Blick.
Auf dem Spitzsteinhaus gibt’s dann die Belohnung in Form eines großen Schnitzels und eines kühlen Getränks. Wie viele andere Hütten nimmt auch das Spitzsteinhaus am Programm „So schmecken die Berge“ des Alpenvereins teil, es gibt also regionale Küche und Zutaten. Kurz bevor die Sonne dann so weit gezogen ist, dass die Terrasse völlig im Schatten liegt, mache ich mich auf den Rückweg.
Und wieder nehme ich denselben Weg, den ich bergauf gegangen bin, als Abstiegsweg. Ich komme also wieder nicht an der Mesner-Alm vorbei. Über die Almwiesen und durch den Wald geht es wieder nach Mitterleiten. Nur hinter Mitterleiten nehme ich einen anderen Weg. Statt weiter über die Straße nach Sachrang zu gehen, folge ich dem Wiesenweg, der rechts abzweigt.
Nach einem Schlenker über die Wiese führt der Weg bergab durch den Wald ans andere Ortsende von Sachrang. Durch den Ort geht es dann in wenigen Minute wieder zur Kirche zurück.
Die Wanderung auf den Spitzstein ist eine schöne Kombination aus mittelschwerer Wanderung, mit genau richtig gelegenen Einkehrmöglichkeiten und einer großartigen Aussicht. Eine ideale Wanderung für einen sonnigen Herbsttag.
Dauer und Schwierigkeit:
Von Sachrang aus gelangt man in zehn Minuten zum Abzweig zur Mesneralm, nach zwanzig Minuten nach Mitterleiten. Bis zu Spitzsteinhaus habe ich etwa eineinhalb Stunden gebraucht, 1:45h laut den Wanderwegweisern. Von dort aus kann man noch etwa eine Stunde bis auf den Gipfel rechnen. Zurück zum Spitzsteinhaus ist es eine knappe Stunde, eine weitere Stunde kann man für den Abstieg nach Sachrang ansetzen. Insgesamt also zweieinhalb Stunden hoch und zwei Stunden runter.
Der Weg ist teils recht steil, im Wald ziemlich steinig. Das letzte Stück zum Gipfel ist wirklich sehr steil und felsig, einen richtigen Weg gibt es dort nicht mehr, da muss man auch mal die Hände zu Hilfe nehmen. Ausgesetzt ist es aber nicht. Und der Ausblick auf dem Gipfel lohnt die Mühen.
Höhenangaben:
Sachrang: 738 Meter
Mitterleiten: 850 Meter
Stoana-Alm: 1055 Meter
Gogl-Alm: 1143 Meter
Spitzsteinhaus: 1252 Meter
Altkaser-Alm: 1279 Meter
Gipfel Spitzstein: 1596/1598 Meter
Essen und Trinken:
Das Spitzsteinhaus, eine Alpenvereinshütte, ist fast ganzjährig geöffnet und hat keinen Ruhetag. Nur wenige Meter höher liegt die Altkaser-Alm, die Montags Ruhetag hat. Die Stoanaalm ist auch ausgeschildert. Die Gogl-Alm ist im Sommer bewirtschaftet. Dorthin kann man von österreichischer Seite auch mit dem Auto fahren. Auf über 1100 Metern höhe gibt es dort einen kleinen Wanderparkplatz.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Der Weg ist bis zum Spitzsteinhaus und der Altkaseralm gut zu gehen, wenn auch teilweise steil und steinig. Anspruchsvoller sind die letzten 20 Minuten zum Gipfel. Im Gipfelbereich muss man aufpassen, besonders nach Norden fällt der Spitzstein steil ab. Bei nassem Boden würde ich den letzten Abschnitt über die glatten Felsen nur mit besonderer Sorgfalt gehen. Dieser Weg ist eher was für trockenes Wetter.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Leider ist eine Anfahrt mit Bahn und Bus von München nach Sachrang für eine Tagestour kaum möglich, zumindest habe ich keine Verbindung gefunden, die man sinnvoll nutzen könnte.
Mit dem Auto: Von München aus auf der A8 bis zur Ausfahrt Frasdorf. Von dort nach Aschau und dann in Richtung Sachrang/Kufstein. In Sachrang kann man an der Kirche parken. Alternativ kan man den großen, kostenpflichtigen, Wanderparkplatz zum Geigelstein an der Bundesstraße nutzen, der direkt gegenüber dem Ortseingang von Sachrang liegt.
Links:
Spitzsteinhaus
Altkaseralm
Gogl-Alm
Stoana-Alm
Buchtipps und Wanderkarte: