Die Wanderbücher Alpen für Anfänger

Wanderbücher: Alpen für Anfänger, von Michael Pröttel

Alpen für Anfänger. Ist das was für mich? Immerhin wandere ich seit vielen Jahren durch die Alpen, mal leichter, mal schwerer. Mal sind es talnahe Wanderungen, dann aber auch mal wieder deutlich über 1000 Höhenmeter am Tag. Doch beim Durchblättern des Inhaltsverzeichnisses lese ich plötzlich “König Watzmann aufs Haupt” und “Aus eigener Muskelkraft auf die Zugspitze”? Das sind definitiv keine Anfängertouren. Was ist hier los? Meine Neugier auf die Bücher ist geweckt.

Alpen für Anfänger - eine Wanderbuch-Reihe von Michael Pröttel - Cover: J. Berg Verlag

Alpen für Anfänger – eine Wanderbuch-Reihe von Michael Pröttel – Cover: J. Berg Verlag

Bereits vier Bücher sind in der “Alpen für Anfänger” Reihe erschienen. Den Anfang machten Alpen für Anfänger – Münchner Hausberge, gefolgt von Alpen für Anfänger – Allgäu, danach erschien Alpen für Anfänger – Chiemgau und Berchtesgaden und schließlich Alpen für Anfänger – Wetterstein und Karwendel. (Hinweis: Alle Buchlinks sind Amazon Affiliate Links)

Der Autor aller vier Bücher ist Michael Pröttel. Er hat die Bücher der Reihe gleichartig aufgebaut. Jeweils 30 Bergtouren stellt er vor, die er auf meist zwei Doppelseiten mit durchweg schönen Fotos, einem kurzen Steckbrief und einer kleinen Karte beschreibt. So weit, so bekannt. Fast alle Bergwanderbücher sind so oder ähnlich aufgebaut. Was macht diese Bücher aber nun so besonders? Und wie lässt sich der Titel “Alpen für Anfänger” mit den Touren auf Watzmann oder die Zugspitze in Verbindung bringen? Abwarten, das wird im ersten Teil des Buches erklärt.

Dieser Einführungsteil umfasst immerhin die ersten 25 Seiten, das ist schon mehr als bei den meisten anderen Wanderbüchern. Nach dem Inhaltsverzeichnis gibt es zunächst eine Seite mit dem Tourenüberblick. Tabellarisch sind hier zu jeder Wanderung die Dauer, Länge und die Höhenmeter aufgelistet. Dazu Informationen über Einkehrmöglichkeiten, ob die Wanderung für Kinder geeignet ist, viel Sonne oder Schatten hat und ob sie als Winterwandrung geeignet ist. Ob es Sehenswürdigkeiten oder Bademöglichkeiten gibt. Sehr praktisch, so eine Übersichtsseite!

Eine schöne Eingehtour, fast ohne Höhenmeter: An den Seen der Eggstätt-Hemdorfer Seenplatte

Eine schöne Eingehtour, fast ohne Höhenmeter: An den Seen der Eggstätt-Hemdorfer Seenplatte

Auf die Übersicht folgt ein längerer Textteil. Gleich zu Beginn wird die Idee hinter der Buchreihe erläutert. Langsam will Michael Pröttel die “Bergnovizen” von null auf über 1000 Höhenmeter führen. Dabei ist es ihm wichtig, dass man es nur nicht irgendwie schafft, raufzukommen, sondern dass man die jeweilige Wanderung konditionell und technisch voll beherrscht. Denn nur so kann man den Bergtag auch wirklich genießen. Da kann ich voll zustimmen. Und am Schluss soll man dann tatsächlich in der Lage sein, auf die Zugspitze zu kommen.

Diesen tollen Zugspitzblick hatte ich auf der Wanderung rund um den Eibsee

Diesen tollen Zugspitzblick hatte ich auf der Wanderung rund um den Eibsee

Aber zunächst heißt es “Wo samma” oder “Waa sind mier”, je nach dem Gebiet, in der die Wanderungen stattfinden. Auf gut einer Textseite wird die titelgebende Region vorgestellt.

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Dann, ganz wichtig für ein Anfängerbuch, geht es um Grundlegendes: Was gehört in den Rucksack, welcher Bergtyp bin ich? Wie sind die Gesamtzeiten zu verstehen und, je nach Bergtyp, zu interpretieren? Und wie wird eigentlich das Wetter auf der Wanderung? Diese Fragen werden kurz, aber verständlich erläutert.

Den Abschluss der Einführung bilden zwei Kapitel, die manchen alten Bergfuchs eher lächeln oder auch verzweifeln lassen. Muss man das wirklich erklären? Warum nicht, es ist ein Anfängerbuch und manches kann man ruhig einmal mehr erklären. Zum Beispiel, dass man nun wirklich nicht ans Gipfelkreuz pinkelt, nicht die schmalste Stelle des Weges blockiert, weil man genau dort seine Brotzeit macht oder man andere Gipfelstürmer nicht durch Handydauergequatsche nerven sollte.

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Der Umweltschutz im Bergsport wird kurz angesprochen. Und natürlich geht es auch um die immer wieder heiß diskutierte Frage nach dem richtigen Gruß am Berg: “Grüß Gott, Servus oder Berg Heil”? Und das “ultimative Alpenglossar” klärt dann auch die allerletzten Fragen.

Schon richtig felsig ist es oben auf der Kampenwand

Schon richtig felsig ist es oben auf der Kampenwand

Zu den Touren: Die Touren sind in drei Kategorien unterteilt. Es beginnt mit den leichten Eingehtouren, die zwischen Null und 300 Höhenmeter haben. Beispiele hierfür sind die Wanderungen um die Eggstätter Seenplatte, die Tour rund um den Eibsee oder die Wanderung auf die Sonntraten. Selbst die Steinpyramiden von Klein Kairo besucht Michael Pröttel!

Bei den Schrittmachertouren geht es schon mehr zur Sache, hier sind bis zu 600 Höhenmeter zu überwinden. Zum Beispiel bei Wanderungen auf die Kampenwand, das Kranzhorn oder durch die Höllentalklamm.

Gipfeltouren haben um die 1000 Höhenmeter und können schon ganz knackig sein. Sie führen beispielsweise auf den Jochberg, den Spitzstein oder die Hochries im Chiemgau oder durch die Partnachklamm auf den Schachen. Und natürlich sind auch die erwähnten sehr anspruchsvollen Gipfeltouren auf den Watzmann und die Zugspitze mit dabei.

Ein Blick von den Alpen weg: Richtung Norden auf den kochelsee, vom Jochberg aus

Ein Blick von den Alpen weg: Richtung Norden auf den kochelsee, vom Jochberg aus

Die “Alpen für Anfänger” Reihe finde ich gut aufgebaut und von den Touren her sehr interessant. Die Beschreibungen sind auf jeden Fall sehr gut, soweit ich sie mit meinen eigenen Erfahrungen vergleichen kann. Bei manchen Touren hat Michael Pröttel eine andere Route gewählt als ich. Den Texten merkt man seine Erfahrung als Bergwanderer und Autor an.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Titel der Buchreihe ganz glücklich gewählt ist. Viele, für die die Bücher interessant wären, fühlen sich vielleicht nicht mehr angesprochen, weil sie sich dem Berganfänger-Status entwachsen sehen. Ich weiß auch nicht, ob wirklich jemand als absoluter Anfänger die 30 Touren eines Buches wandert und am Ende auf dem Watzmann oder der Zugspitze steht.

Aber ich finde die Auswahl der Touren und die Dreiteilung nach Höhenmetern praktisch. Nicht immer kann oder muss es die Tour mit den vielen Höhenmetern sein, da kann man sich gut in den Eingehtouren umschauen. Um zum Beispiel die Wanderung um die Eggstätter Seenplatte zu finden. Und die mittleren Schrittmachertouren und die Gipfeltouren sind nun wirklich auch was für die erfahreneren Bergwanderer. Also: Von mir eine echte Empfehlung für die Tourenauswahl!

Blick vom Gipfel des Spitzstein auf das Kaisergebirge

Blick vom Gipfel des Spitzstein auf das Kaisergebirge

Über den Autor: Michael Pröttel

Michael Pröttel ist in Berg am Starnberger See aufgewachsen und Diplomgeograf. Schon während seines Studiums der Geografie setzte er sich mit Umweltaspekten im Alpenraum auseinander. Seine Diplomarbeit schrieb er über die Erosionsproblematik unterhalb der Benediktenwand. Seit 1995 arbeitet Michael Pröttel als freier Journalist, Buchautor und Fotograf. So schreibt er unter anderem für die Zeitschrift Alpin und hat diverse Bergwanderbücher geschrieben und bebildert. Neben seiner Arbeit ist er Vorsitzender der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness Deutschland, die sich den Schutz der unberührten Berglandschaften zur Aufgabe gemacht hat.

Bücher aus der Reihe “Alpen für Anfänger”:

Der J. Berg Verlag hat mir die Bücher „Allgäu“ und „Chiemgau & Berchtesgaden“ der Buchreihe zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür.

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