Wanderung, leicht/mittel, 300 Hm: Kiefersfelden – Gießenbachklamm – Schopperalm – Trojer – Hechtsee – Kiefersfelden
Die leichte Familienwanderung zur Gießenbachklamm bietet gleich mehrere Möglichkeiten, die Länge zu variieren. Dazu bietet es sich im Sommer an, Badesachen mitzunehmen. Auf der Wanderung gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, ins Wasser zu gehen. Dazu gibt es Industrie- und Bahngeschichte, einen See und Ausblicke auf daas Kaisergebirge. Und natürlich die Wanderung durch die Klamm, die ganz anders ist als die anderen Klammen in den bayerischen Alpen.
Wer mit der Bahn nach Kiefersfelden fährt, wird deutlich weiter laufen als die Autofahrer, wird dafür aber auch mit dem schönen Weg entlang des Kieferbachs belohnt. Und wenn man auch gleich noch die Runde um den Hechtsee mitnimmt, kommet man auf knapp 18 Kilometer Wegstrecke, bei gerade einmal knapp 300 Höhenmetern.
Autofahrer, die am Parkplatz Hechtsee parken, kommen nur auf acht Kilometer. Wer direkt am Parkplatz Gießenbachklamm parkt, kommt sogar auf nur sechs Kilometer Strecke für die Rundwanderung durch die Klamm und zum Trojer. Spart aber dennoch kaum Höhenmeter, den die fallen fast ausschließlich auf dem Rundweg an.
Vom Bahnhof aus geht es zunächst nach rechts, dann links in die Wilhelm-Kröner-Straße. Diese führt direkt auf die Kufsteiner Straße, die Hauptstraße von Kiefersfelden. Wir gehen nach rechts, also von Kufstein weg nach Norden, bis zur Brücke über den Kieferbach.
Entlang des Kieferbachs
Vor der Brücke führt der Wanderweg nach links in den Egelseeweg. Wir wandern nun auf dem „Kieferer Energiewanderweg“. Drei von vier Abschnitten dieses Weges werden wir gehen. Nur den ersten, im Stadtgebiet von Kiefersfelden, lassen wir aus, den könnte man aber auch noch leicht mit einbauen.
Hier sehen wir gleich eine über 300 Jahre alte Wehranlage. Das Wasser des Kieferbachs trieb früher die Hämmer eines Eisenschmelz- und Hammerwerks an, später diente es der Marmorindustrie. Seit 2005 erzeigt eine moderne Kraftwerkschnecke, die man vom Weg aus sehen kann, Strom für etwa 100 Haushalte.
An den letzten Häusern vorbei geht es in den Wald, immer am Ufer des Kieferbachs entlang. Der Weg ist schön schattig, nicht nur durch den Wald, sondern auch durch die Felswände von Buchberg und Burgberg, die die Sonne fernhalten.
Immer wieder kann man direkt ans Wasser gehen. Schnell kommen wir an den Bründlsteg, der schon seit de Zeiten der Römer den Kieferbach überquert. Auch er ist eine Station des Energiewanderwegs.
Wir bleiben auf dem rechten Ufer des Bachs und kommen, nachdem wir eine Steintreppe hinaufgegangen sind, zum Kohlstattwehr, dessen Kiesbänke ein beliebter Liegeplatz für Sonnenbadende sind. Jetzt geht es noch knappe 20 Minuten weiter am Bach entlang, bis wir die Brücke am Weg zum Hechtsee erreichen. Den Hechtsee heben wir uns für den Rückweg auf.
An der Wachtlbahn entlang zum Wasserrad
Jetzt geht es erst einmal über die Brücke auf das rechte Ufer und dann sofort nach links die Straße entlang. Hier ist der Parkplatz Hechtsee und auch die Ortsbuslinie hält hier.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen Oberleitungsmasten der Eisenbahn. Kurze Verwirrung. Wir sind doch hier nicht an der Inntalstrecke? Nein, es ist eine elektrfizierte Schmalspurbahn (900mm Spurweite), die Wachtl-Bahn. Ab 1880 wurde mit der Bahn das Gestein aus den Steinbrüchen im tiroler Ort Wachtl zum Zementwerk nach Kiefersfelden gefahren.
Seit 1991 gab es auch touristische Fahrten, die von einem eigens gegründeten Verein durchgeführt wurden. Ab 2017 mussten diese Fahrten aber eingestellt werden. Seitdem gibt es immer wieder Bestrebungen, den Zugverkehr wieder aufzunehemn. Das wäre eine tolle Alternative der Anreise zum Hechtsee und weiter zur Gießenbachklamm!
Wir wandern nun weiter entlang des Kieferbachs, aber auch an der Bahnlinie der Wachtlbahn entlang zu einigen Stationen des grünen Abschnitts des Energiewanderwegs, der Bleyerbrücke, der Schmiede und dem alten Umspannwerk.
Auf dem Weg durchqueren wir sogar das Paradies, das ich mir allerdings doch anders und etwas spektakulärer vorgestellt hatte.
Am Parkplatz Gießenbachklamm vorbei geht es dann zum größten Wasserrad Bayerns. Das Wasserrad „Bleier Sag“ hat sieben Meter Druchmesser und ist 11,8 Tonnen schwer. Sehr beeindruckend!
Mit vier Umdrehungen pro Minute dreht sich das erst 1997 erbaute Wasserrad und erzeugt Strom für etwa 35 Haushalte.
Durch die vordere Gießenbachklamm
Wir sind nun am blauen Abschnitt des Energiewanderwegs angelangt. Gemütlich geht es langsam bergauf, an einem kleinen, historischen Wasserwerk vorbei zu den Ruinen der Sägemehlmühle und eines Kalkofens. Der Bach führt im Sommer wenig Wasser, so dass viele Kiesbänke zum Ausruhen einladen.
Wir überqueren den Bach an einer Brücke und erreichen nach nur etwa zehn Minuten Gehzeit vom Wasserrrad entfernt das 1920 erbaute Wasserkraftwerk Gießenbach.
Mit etwa 1 Million Kilowattstunden pro Jahr erzeigt es den Bedarf von gut 300 Haushalten und ist damit das größte Kraftwerk entlang des Wanderwegs.
Direkt hinter dem Gebäude beginnt dann der Aufstieg zum eigentlichen Klammweg.
Doch zunächst können wir entlang des Geländers noch zum letzten Teil der engen Klamm gehen. Achtung: Der Pfad wird schnell gefährlich, es bietet sich an, nur wenige Meter weit zu gehen!
Hier haben wir einen schönen Blick auf kleine Gumpen, in denen das Wasser leuchtend grün erscheint, wenn die Sonne hineinscheint.
Durch die Gießenbachklamm
Vom Kraftwerk aus führt der Weg über etwa 180 Holz- und Metallstufen steil hinauf zum Wasserschloss und damit zum Eingang des Klammwegs.
Das „Schloss“ hat nichts mit Neuschwanstein oder einer romantischen Ruine zu tun, es ist ein Holzschuppen mit einem darunterliegenden Betonbecken, das zur Regulierung des Wasserdrucks der Kraftwerksanlage dient.
Der Name „Wasserschloss“ leitet sich von den römischen Äquadukten her, den Castelli genannten Druckausgleichsbehältern.
Und jetzt beginnt der eigentliche, eher kurze, Klammweg hoch oberhalb des Wassers. Der Weg wurde ursprünglich als Werksweg angelegt, spektakulär in die Felswände gehauen und betoniert. Ein Geländer, das zusätzlich mit Maschendraht versehen ist, sichert den Weg.
Die Gießenbachklamm ist ziemlich eng und tief. Das Wasser fließt fast 60 Meter unterhalb des Weges und ist kaum zu sehen. Weil die Felswände so steil seind, aber auch, weil die enge Klamm duch üppig grün bewachsen ist.
Die gegenüberliegenden Felswände sind teils grau, teils mit leuchtend gelben Flechten bewachsen. Gerade Felsüberhänge und herabtropfendes Wasser wechseln sich ab.
Und plötzlich höre ich Stimmen von unten aus der Klamm. Vorsichtig über das Geländer lehnend sehe ich einige orange Helme. Eine Canyoninggruppe ist gerade in der Klamm unterwegs, deren Mitglieder sich Signale zurufen.
Im hinteren Abschnitt der Klamm ist etwas mehr Wasser zu sehen und dann haben wir auch schon das Ende errecicht, den 1932 errichteten und 2019 erneuerten Sachs-Steg.
Dieser verläuft direkt vor der Staumauer mit Stauwerk, welche den Gießenbach zu einem See aufstaut. Der allerdings gerade wenig Wasser führt, so dass riesige Kiesbänke freiliegen.
Die werden zum Sonnenbaden und als Picknickplatz genutzt und sehen auf dem Foto nur so leer aus, weil ich versucht habe, möglichst um die Besaucher herumzufotografieren.
Schopperwirt und Trojer
Kurz vor einer überdachten Holzbrücke zweigt der kurze Weg zur Schopperalm ab. Die große urige Schopper-Alm ist voll auf Familien eingerichtet. Wasserspielplatz, ein Streichelgehege mit Ziegen und eine Bobbycar-Strecke sind Attraktionen für die Kleinen. Dass es bayerische Küche, Kuchen und selbstgebraute Schnäpse gibt, ist eh klar.
Frisch gestärkt wandern wir weiter auf dem Rundweg. Zunächst über die überdachte Holzbrücke und dann geht es tatsächlich recht steil eine Forststraße hinauf.
Von dieser zweigt ein noch etwas steilerer unbefestigter Weg ab (Wegweiser „Rundweg / Trojer-Bergbauernhof / Wasserrad Gießenbach“), den wir nehmen.
Kurz geht es durch den Wald weiter bergauf, dann langsam abfallend an einer Wiese entlang zum Bergbauernhof Trojer. Kurz vor dem historischen Bauernhof haben wir schöne Ausblicke auf das Kaisergebirge.
Sonst ist der Trojerhof für Wanderer nur aufgrund der schönen Lage im grünen Wiesengelände mit Aussicht interessant. Eine Wirtschaft gibt es hier nicht, nur Ferienwohnungen.
Die Lage des Hofes, auf einer Hochebene inmitten von Wiesen, ist aber sehr schön und bietet auch eine schöne Aussicht in Richtung Kaiserwinkl in Tirol.
Der Abstieg zurück zum Startpunkt des Rundwegs am großen Wasserrrad erfolgt nun auf der Zufahrtsstraße zum Trojer. Diese führt schmal und sehr steil durch den Wald gut 120 Meter bergab und endet an der Straße entlang des Kieferbachs. Dort nach links gehend erreichen wir schnell den Abzweig am Wasserrad.
Zurück geht es nun auf dem Hinweg, vorbei am Parkplatz Gießenbachklamm zum Parkplatz am Hechtsee und über die Brücke dort. Dann, ebenfalls wieder auf dem Hinweg, entlang des Kiefersbachs zurück nach Kiefersfelden und zum Bahnhof.
Wenn man nicht noch zusätzlich die Extrarunde (etwa 4 Kilometer) um den Hechtsee herum machen möchte.
Extrarunde: Rund um den Hechtsee
Direkt an der Brücke zweigt der Weg zum nahe gelegenen Hechtsee ab. Über einige Stufen geht es hinauf, denn mit 544 Metern Höhe liegt der Hechtsee gut 30 Meter oberhalb des Kieferbachs. An einem kleinen Wasserfall vorbei, an dem es etwas nach faulen Eiern riecht, steigen wir auf.
Der Ursprung des Geruchs wird auf einer Tafel erklärt: Er stammt von Schwefelwasserstoffverbindungen, die im sauerstoffarmen Tiefenwasser enhalten sind, das aus dem Hechtsee abgeleitet wird.
Wir erreichen den Hechtsee an seinem ruhigen Ende. Hier schwimmen große Fische unterschiedlicher Arten, natürlich auch Hechte, liegen Seerosen auf dem See und steht Schilf am Ufer. Entlang des Uferwegs, den wir links haltend gehen, gibt es immer wieder kleine, gut besuchte, Liegestellen.
Am südöstlichen des Sees ist die Seearena Hechtsee, mit einem großen Strandbad, einem Restaurant, Bootsverleih und mehr. Hier ist bei schönem Wetter richtig viel los. Das Restaurant mit der großen Terrasse liegt leicht oberhalb des Sees und bietet einen schönen Ausblick.
Auf dem Rückweg wird es wieder deutlich ruhiger. Direkt am Seeufer entlang geht es durch den Wald an Schilfrohr vorbei.
Wieder gibt es kleine Badebuchten und Liegeplätze und nun auch sehr schöne Ausblicke über die Seearena auf das Kaisergebirge.
Zurück geht es dann wieder auf dem Hinweg, hinunter zum Kieferbach und dann entlang des Kieferbachs nach Kiefersfelden zurück. Alternativ kann man, wenn man den See nicht umrunden möchte, von der Seearena aus auf mehreren Wegen nach Kiefersfelden absteigen.
Informationen zur Gießenbachklamm:
Die Gießenbachklamm ist etwa von Ostern bis Mitte November geöffnet. Im Winter ist sie wegen Lawinen- und Eisbruchgefahr geschlossen. Die Klamm ist frei begehbar und kostet keinen Eintritt. Die Treppen und der schmale Klammweg sind für Kinderwagen und Fahrräder nicht geeignet.
Dauer und Schwierigkeit:
Insgesamt ist es eine schöne, sehr familiengerechte Wanderung. Die hier vorgestellte Runde ist mit etwa 18 Kilometern für Kinder schon recht lang, aber man kann den Hechtsee auslassen und vier Kilometer sparen. Wer mit dem Auto anreist oder den Ortsbus nutzt und sich auf dee Gießenbachklamm-Rundweg beschränkt, hat nur etwa 6 Kilometer Wegstrecke.
Entsprechend sind die Gehzeiten sehr unterschiedlich. Zwischen zwei und vier Stunden kann man rechnen, je nach Variante und Geschwindigkeit. Plus Pausen natürlich. Der Weg ist überwiegend sehr einfach zu gehen. Der Rundweg durch die Klamm und zum Trojer ist mit einem roten Punkt versehen (mittelschwer), das ist aber meiner Ansicht nach eine sehr vorsichtige Einstufung.
Höhenangaben:
Kiefersfelden: 478 Meter
Wasserrad Gießenbachklamm: 535 Meter
Kraftwerk Gießenbach: 563 Meter
Wasserschloss: 600 Meter
Schopper-Alm: 610 Meter
Trojer: 650 Meter
Hechtsee: 544 Meter
Essen und Trinken:
Einkehrmöglichkeiten gibt es mehrere: Die Schopper-Alm wird kaum jemand auslassen. Sie ist von etwa Ostern bis Oktober bewirtschaftet. Montag ist Ruhetag (außer an Feiertagen).
Nahe des Hechtsee-Parkplatzes liegt der Kurzen-Wirt. Wer die Hechtsee-Runde macht, kann in der Seearena einkehren. Für Bahnfahrer kann ich den Gasthof zur Post mit seinem Gastgarten empfehlen. Er leigt direkt neben dem Bahnhof, so dass man die Wartezeit auf den Zug gut überbrücken kann.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Am Wasser muss man mit Kindern immer besonders aufpassen, vor allem in der Nähe technischer Anlagen wie den Wehren oder den Staumauern. Betretungsverbote unbedingt beachten! Ansonsten ist es sehr vom Wasserstand abhängig. Nach starken Regenfällen ist erhöhte Vorsicht angebracht. Die Klamm selbst ist gut mit einem Geländer gesichert, der Machendraht ist aber nicht durchgängig am Boden befestigt.
Wandern mit Hund:
Die Wanderung ist gut mit Hunden zu machen. Auch für sie gibt es immer wieder Bade- und Trinkstellen. Ausnahme: Hinter der überdachten Holzbrücke bis zurück zum Hechtsee-Parkplatz. Hier gibt es keine Trinkstellen. Also gegebenenfalls Wasser mitnehmen. Vorsicht auf dem eigentlichen Klammweg, der auch eng ist.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: In 1:15 Stunden von München Hauptbahnhof in Richtung Kufstein bis Kiefersfelden fahren. Direkt am Bahnhof beginnt die Wanderung.
Mit dem Auto: Von München aus über A8 und A93 in Richtung Kufstein fahren. An der Ausfahrt Kiefersfelden abfahren und über die Thierseestraße zum Parkplatz am Hechtsee oder Parkplatz Gießenbachklamm fahren.
Startpunkt:
Kiegersfelden Bahnhof:
Google Maps: 47.610195,12.190533
Openstreetmap: 47.610195,12.190533
What3Words: ///schlauch.beheizte.anspricht
Parkplatz Gießenbachklamm:
Google Maps: 47.613334,12.1514336
Openstreetmap: 47.645686,11.744364
What3Words: ///halber.hilfsmittel.wirken
Links:
Umfangreiche Website zum Energiewanderweg
Informationen zum Wanderbus Kiefersfelden
Homepage der Schopper-Alm
Homepage der Seearena Hechtsee
Homeapge des Kurzen-Wirt
Informationen und Fotos zur Wachtlbahn findet Ihr beim dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org, bei samerbergernachrichten.de und der Wikipedia
GPX-Track:
Maximale Höhe: 703 m
Minimale Höhe: 481 m
Gesamtanstieg: 747 m
Gesamtabstieg: -747 m
Buchtipps und Wanderkarte:
Servus Uli,
in der Klamm, das sind keine mit Flechten bewachsenen Felsen, sondern Moose. Dort bildet sich durch kalkhaltiges Wasser Quellkalk. Typischerweise wächst darauf das Starknervmoos. Details kannst du hier nachlesen: https://www.gamssteig.de/lexikon/kalktuff-quellkalk
Viele Grüße
Dein Alois
Servus Alois,
Vielen Dank für die Erklärung! Beim vierten Foto aus der Sechsergruppe habe ich gleich an Flechten gedacht.
Das Foto davor ist ja nahezu identisch zu Deinem Titelfoto! Da werde ich die Flechten aus der Beschreibung löschen.
Viele Grüße, Uli