Wanderung zur Pestkapelle Eremo di San Valentino

Wanderung, mittel, 280 Hm: Sasso (Gargnano) – Eremo di San Valentino und zurück

Eine kurze und ruhige Wanderung mit nur knapp 300 Höhenmetern, das klingt nach einem schön leichten Nachmittagsspziergang. Dass es dann doch etwas schwerer wird und diese Tour völlig zu recht als mittelschwer eingestuft ist, zeigt sich im letzten Drittel des Weges. Dort geht es durch eine kurze Klamm steil bergab, bevor wir den finalen Anstieg zur Einsiedelei Eremo di San Valentino beginnen.

DIe Eremo di San Valentino, hoch über dem Gardasee

DIe Eremo di San Valentino, hoch über dem Gardasee

Wir starten die kurze Wanderung im verschlafenen Bergdorf Sasso, das zur Gemeinde Gargnano am Westufer des Gardasees gehört, aber gut 400 Höhenmeter oberhalb des Hauptortes liegt. Direkt am Ortanfang befinden sich die Bushaltestelle und ein kleiner Parkplatz. Hier beginnt unsere Wanderung.

Der recht große Parplatz in Sasso

Der recht große Parplatz in Sasso

In der vorherigen Fahrtrichtung gehen wir auf die ersten Häuser zu und sehen auch schon die erste Ausschilderung „San Valentino 0.40“. Durch die schmale Gasse gehen wir geradeaus durch das ruhige Dorf, dann nach links eine Straße höher und wieder nach rechts.

Nach wenigen Minuten gelangen wir an einen großen, überdachten Brunnen. Gleich drei kräftige Wasserstrahle laufen hier in große Wannen, aber der Beschilderung nach ist es kein Trinkwasser.

Die eigene Trinkflasche sollte man also schon vorher aufgefüllt haben. Denn obwohl wir einen Großteil des Weges durch Wald wandern, können Wanderungen am Gardasee recht heiß und schweißtreibend werden.

Am Brunnen haben wir auch schon fast das Ortsende von Sasso erreicht. Die Straße wird schnell zum breiten Fahrweg, der an einer Trockenmauer entlangführt. Wir laufen oberhalb von Gärten, die zu verstreut liegenden Häusern gehören. Einen schönen Blick über den Gardasee auf das Monte-Baldo-Massiv am Ostufer und auf den südlichen Gardasee haben wir auf diesem Abschnitt des Weges durchgehend.

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Sobald der Weg in den Wald führt, wird er schnell steiler und deutlich ruppiger. Grobe Steine und kleinere Felsen bilden jetzt den Untergrund des Weges. Wir kreuzen einen kleinen Bachlauf, kurz darauf einen zweiten. Oberhalb des zweiten Bachlaufs läuft das Wasser über den Weg, wodurch die Steine etwas glitschig werden.

Wir kommen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir einen wunderbaren Blick auf den südlichen Gardasee haben. Wir schauen direkt hinunter auf Gargnano und den Monte Castello di Gaino und auf den deutlich höheren und mächtigeren Monte Pizzocolo rechts daneben. Am östlichen Gardasee-Ufer können wir die kleine Halbinsel Punta San Vigilio erkennen und ganz weit hinten die Halbinsel Sirmione am Südufer des Sees.

Wieder Gardaseeblick, diesmal mit der Punta San Vigilio und Sirmione

Wieder Gardaseeblick, diesmal mit der Punta San Vigilio und Sirmione

Gegenüber liegt wieder der Monte Baldo.

Ein Schild zeigt an, dass es noch zehn Minuten bis San Valentino sind, allerdings zeigt es schräg nach unten, obwohl der weitere Weg bergauf führt.

Warum, zeigt sich schnell. Zunächst gehen wir über große Felsplatten bergauf, dann führt der Weg aber doch wieder bergab in einen Wald hinein. Wir kommen an ein trockenes Bachbett, das mir sehr nach einer Schmelzwasserrinne aussieht.

Und nun haben wir auch den Punkt erreicht, der die Wanderung „mittelschwer“ macht. Denn nun führt der Weg ein Stück über helle Felsböcke steil bergab durch dieses Bachbett, das oft auch als „die Klamm“ bezeichnet wird. Aber von oben sieht es wilder aus als es tatsächlich ist.

Der Einstige in dei kleine Klamm, durch die wir steil bergab gehen

Der Einstige in dei kleine Klamm, durch die wir steil bergab gehen

Wir können schon Seilsicherungen erkennen und beim Begehen der Schlucht sehen wir dann auch, dass an einigen Stellen auch grobe Stufen in den Fels gehauen wurden. Letztendlich sind es vielleicht zehn bis zwanzig Meter, die es hinabgeht. Das ist alles sehr machbar.

Der Weg führt nun wieder bergauf, teilweise mit Seilsicherungen, die aber eher der Bequemlichkeit als der Sicherung dienen, denn der Weg bleibt immer breit genug.

Durch dieses Tor betreten wir den Bereich der Eremo di San Valentino

Durch dieses Tor betreten wir den Bereich der Eremo di San Valentino

Wir erreichen ein Steintor mit einer Holztür. Der Eingang zum Bereich der Einsiedelei. Direkt hinter der Tür führen in den Fels gehauene Treppen, wieder mit Seilsicherungen, einige Meter bergauf. Wir erreichen einen weiteren Aussichtspunkt, der uns wieder einen tollen Gardasseblick beschert.

Kurz vor der Eremo kommen wir an diesen großartigen Aussichtspunkt. Der Ausblick auf den Gardasee ist grandios!

Kurz vor der Eremo kommen wir an diesen großartigen Aussichtspunkt. Der Ausblick auf den Gardasee ist grandios!

Von diesem Aussichtspunkt sind es dann nur noch wenige Meter, bis wir die Eremo di San Valentio erreichen.

Die Eremo die San Valentino

Die Eremo (Einsiedelei) di San Valentino wird auch als Pestkapelle bezeichnet. Im Jahr 1630 wütete die Pest in Gargnano, der etwa 400 der 3000 Einwohner des Ortes zum Opfer fielen. Einige Bewohner hatten sich vor der tödlichen Krankheit in die Berge mit ihren Höhlen geflüchtet und ein Gelübde abgelegt, eine Kapelle zu errichten, wenn sie die Pest überleben sollten.

An der Eremo di San Valentino

An der Eremo di San Valentino

Nach dem Ende der Pest wurde die Kapelle zwischen 1650 und 1700 errichtet und geweiht. In den folgenden Jahrhunderten diente sie mehreren Eremiten als Wohnort.

Der bekannteste ist Geremia Paladini. Er lebte Mitte des 19. Jahrhunderts für 16 Jahre in San Valentino, wohin er aus der Region Verona geflohen war, um dem Armeedienst zu entfliehen. Ein Bild von ihm hängt an einer Seitenwand in der Kapelle.

Die gesamte Anlage steht auf einem relativ weitläufigen Felsvorsprung, zum See hin etwas abgeschirmt durch Zypressen. Die Gebäude wurden unter einen großen Felsvorsprung gebaut und teilweise in den Fels hinein. Heute lebt niemand mehr dort oben.

Ein schmaler Durchgang zwischen Wand und Fels dient als Flur. In den 1970er Jahren wurden Kapelle und Wohntrakt vor dem Verfall gerettet und renoviert. Wer das Innere besuchen will, sollte sich nicht von großen, wild gesponnenen Spinnennetzen abschrecken lassen.

In der Kapelle der Eremo di San Valentino

In der Kapelle der Eremo di San Valentino

Die Wohnräume sind, bis auf ein paar Kreuze oder Figuren leer. In der Kapelle befinden sich ein kleiner Altar, viele Bilder, Kerzenhalter und Kreuze sowie Blumen und andere kleine Dinge, die von Besuchern und Gläubigen mitgebracht wurden.

An Plätzen wie diesem kann man die Volksfrömmigkeit jenseits der offiziellen Kirchenriten sehen und spüren.

Neben der Kapelle steht auf einer Art Terrasse ein großer Holztisch mit Bänken. Der ideale Platz für die mitgebrachte Brotzeit. Daneben ist in einer Felsnische ein Feuerplatz eingerichtet. Nebenan ist Feuerholz aufgeschichtet und daneben liegen sogar Grillroste.

Ob das eine offizielle oder eine wilde Feuerstelle ist, können wir nicht erkennen. Aber angesichts der Trockenheit in italienischen Sommern würde ich sowieso auf offenes Grillfeuer verzichten, selbst wenn es hier erlaubt sein sollte.

Der Rückweg

Wer die Wanderung zeitlich und nach Höhenmetern noch ausbauen möchte, kann weiter auf die 1279 Meter hohe Cima Comer wandern. In vielen Beschreibungen ist diese das eigentliche Ziel der Tour. Der Einstieg in diesen Weiterweg führt rechts neben der Kapelle bergauf.

Man kann diesen Weg auch nehmen, um ein Stück weiter oben wieder nach links abzubiegen. Dann steigt man wieder ab zum Aussichtspunkt mit dem „San Valentino 10 min“ Schild.

Wir haben uns für den Hinweg als Rückweg entschieden. Also wieder die Treppen hinunter, durch das Tor und dann durch die Klamm bergauf und langsam wieder hinunter nach Sasso.

Die Kirche Sant'Antonio Abate in Sasso

Die Kirche Sant’Antonio Abate in Sasso

Wer sich für Sakralbauten interessiert, sollte auch die Kirche Sant’Antonio Abate besuchen, die etwas außerhalb des Dorfes Sasso liegt. Die Kirche, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil wieder aufgebaut wurde, ist mit drei Altären und einer Darstellung des Letzten Abendmahls für eine Kirche eines kleinen Dorfes ziemlich groß und außergewöhnlich üppig ausgestattet.

Die Wanderung zur Eremo di San Valentino führt uns auf kurzem Weg zu einem wirklich besonderen Ort, einer Einsiedelei und Stätte des Volksglaubens hoch über dem Gardasee.

Für geübte Wanderer ist die Strecke bei guten Bedingungen völlig problemlos zu gehen. Einsteiger sollten sich aber nicht von der kurzen Strecken und den wenigen Höhenmetern täuschen lassen. Ein gewisses Maß an Trittsicherheit ist notwendig. Dann lohnt sich diese Tour aber auf jeden Fall.

Dauer und Schwierigkeit:
Für den Hin- und Rückweg kann man jeweils etwa eine dreiviertel Stunde rechnen, mal mehr, mal weniger. Insgesamt 1,5 Stunden, plus die Zeit, die man an und in der Eremo San Valentino und den verschiedenen Aussichtspunkten verbringt. Die Wanderung ist kurz, hat wenige Höhenmeter und ist nicht besonders schwer. Der Weg durch die kleine Klamm und der teilweise doch etwas wild steinige Untergrund sorgen aber doch für die Einstufung mittelschwer (rot).

Höhenangaben:
Sasso: 530 Meter
Eremo San Valentino: 683 Meter
Gargnano (Talort): 98 Meter
(Cima Comer): 1279 Meter

Essen und Trinken:
Essen und Trinken müsst Ihr selbst mitbringen. Auf der Wanderung gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Bei unserem Besuch hatte auch die Bar in Sasso geschlossen. Andere Restaurants oder Geschäfte haben wir dort nicht gesehen. Die nächsten Restaurants findet Ihr dann unten am See in Gargnano.

Wo muss ich besonders aufpassen:
Etwas Trttsicherheit ist an den Stellen angesagt, wo der Bach über den Weg fließt, da es hier auch mal glatt werden kann. Auch in der …Klamm“ schadet Trittsicherheit nicht. Ob sie gänzjährig trocken ist, wissen wir nicht. Möglicherweise ist sie während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen nicht begehbar. Sonst ist die Wanderung leicht.

Wandern mit Hund:
Die Wanderung ist für wanderfreudige Hunde gut machbar. In den zwei Bachquerungen und am Brunnen in Sasso können Hunde trinken. Im oberen Teil der Wanderung gibt es aber keine Trinkmöglichkeiten mehr.

Wie komme ich hin?
Mit Bus und Bahn: Von Riva del Garda oder anderen Orten mit dem Bus oder dem Schiff bis Gargnano fahren. Dort fährt die Buslinie LN015 nach Sasso. Allerdings gibt es täglich nur sehr wenige Fahrten. Informiert Euch genau, wann der Bus fährt, falls Ihr nicht per Anhalter fahren wollt. Alternativ kann man die Wanderung natürlich auch schon in Gargnano beginnen.
Mit dem Auto: Von Riva del Garda aus fährt man die Gardesana Occidentale, die westliche Uferstraße, bis Gargnano. Dort ist es wichtig, dass Ihr nicht in die Via delle Limonaie einbiegt (Richtung Cimitero), auch wenn das Navi Euch das vorschlägt. Fahrt weiter! Die richtige Straße ist die Via Angelo Feltrinelli. Dort geht es über viele Serpentinen und ein paar Abzweigungen nach Sasso. Am Ortseingang, unmittelbar bei den ersten Häüsern, befindet sich ein kostenfreier Parkplatz am Straßenrand.

Startpunkt:
Google Maps: 45.693992,10.649323
Openstreetmap: 45.693992,10.649323
What3Words: ///mehrmals.flusstal.vollmilch

Links:
Ein Video über die Wanderung bei Youtube. Das Video zeigt den Streckenverlauf, auch in der Klamm und ist auch ohne italienischkenntnisse hilfreich.
Die Wanderung bei overlandtour.de
Informationen über die Kirche Sant’Antonio Abate in Sasso

GPX-Track:

Gesamtstrecke: 3615 m
Maximale Höhe: 692 m
Minimale Höhe: 522 m
Gesamtanstieg: 287 m
Gesamtabstieg: -307 m
Download file: sasso-eremo-di-san-valentino.gpx

Buchtipps und Wanderkarte:

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