Seltún: Bunte Erde und stinkender Schlamm

Island, Halbinsel Reykjanes: Im Geothermalgebiet Seltún

Auf dem Weg vom Flughafen zu unserem ersten Campingplatz in Stokkseyri an der Südküste sind wir ungeplant an unserer ersten Sehenswürdigkeit in Island vorbeigekommen: Das Geothermalgebiet Seltún mit seinen großen, blubbernden Schlammtöpfen und den farbigen Ablagerungen auf der rotbraunen Erde.

Das Geothermalgebiet Seltún auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands

Das Geothermalgebiet Seltún auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands

Die Fahrt dorthin ist schon die erste Besonderheit, denn es ist unsere erste Fahrt auf einer Gravel Road, einer Schotterstraße. Wir fahren mit unserem kleinen Camper auf der Straße 42, als wir plötzlich zum ersten Mal ein Schild “Gravel Road ahead” sehen. Wenige Meter später wird aus der Asphaltstraße eine Schotterspiste.

Zum Glück ist diese in einem recht guten Zustand und auch nicht allzu lang. Da werden wir im Verlauf der Reise noch ganz andere Gravel Roads kennenlernen. So fahren wir staunend durch das menschenleere Gebiet, das durch Vulkangestein geprägt ist. Immer leicht bergauf, bergab und um einige Hügel herum.

Der See Kleifarvatn

Der See Kleifarvatn

Wir halten kurz am See Kleifarvatn, an dem uns zum ersten Mal die Weite und Leere isländischer Landschaften auffällt. Keine Häuser und Menschen sind zu sehen, die Umgebung ist schwarz von der Lava und dunkelgrün vom spärlichen Bewuchs. Außer der Straße, jetzt wieder als schwarzes Asphaltband in der schwarzen Landschaft, ist hier nichts menschengemachtes.

Die Straße führt direkt am Kleifarvatn entlang

Die Straße führt direkt am Kleifarvatn entlang

Kurz nach dem See andert sich die Umgebung plötzlich: Inmitten der schwarzgrünen Umgebung leuchtet ein Berghang in allen Erdtönen von ocker, braun und rot. Man könnte denken, dass es ein Steinbruch ist, so anders liegt das Gebiet in der Landschaft.

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Das Seltún-Gebiet erscheint wie ein Fremdkörper zwischen den grünbewachsenen Hügeln

Das Seltún-Gebiet erscheint wie ein Fremdkörper zwischen den grünbewachsenen Hügeln

Ein Schild mit dem Johannskreuz (Schleifenquadrat) zeigt in Island eine Sehenswürdigkeit an. Also halten wir spontan am Parkplatz “Seltún”. Direkt vom Parkplatz aus führen markierte Wege und Holzstege durch das Gebiet mit den heißen Quellen und Schlammlöchern.

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Holzstege und eine Plattform im Seltún

Holzstege und eine Plattform im Seltún

Im Geothermalgebiet Seltún treten heißer Wasserdampf und heiße Gase bis an die Oberfläche. Es bilden sich teils sehr große Schlammtöpfe, in denen grauer Schlamm unablässig blubbernde Blasen erzeugt. Rinnen mit heißem Wasser durchziehen das Gebiet und an mehrere Stellen steigt heißer Dampf auf.

Über dem ganzen Gebiet liegt ein Geruch von faulen Eiern, mal stärker, mal weniger stark. Die Erde sieht zum Teil fast unnatürlich rot aus. Ablagerungen in weiß, blass-graublau bis hin zu gelblichen Tönen färben den Boden zusätzlich.

Sehr rote Erde im Seltún-Gebiet

Sehr rote Erde im Seltún-Gebiet

Es bietet sich dringend an, die markierten Wege und Stege nicht zu verlassen, denn die Temperaturen liegen auch direkt an der Oberfläche bei 80 bis 100 Grad. In 1000 Meter Tiefe ist es bis zu 200 Grad heiß.

Dampfende Schlammtöpfe im Seltún-Gebiet

Dampfende Schlammtöpfe im Seltún-Gebiet

Das Seltún-Gebiet gehört zum Vulkansystem Krýsuvík, das sich in der Grabenzone des Mittelatlantischen Rückens befindet. Diese Grabenzone durchzieht Island von der Halbinsel Reykjanes ausgehend nach Nordosten. Wir werden im Verlauf unserer Reise noch mehrfach auf diese Zone treffen. Zum letzten Mal ausgebrochen sind die Krýsuvík-Vulkane etwa 1340, aber wie wir hier sehen, ist die Erde immer noch sehr aktiv.

Das zeigt auch der See Kleifarvatn, dessen Wasserspiegel sich teilweise um mehrere Meter senkt. Zuletzt ist dies im Jahr 2000 passiert, nach einem Erdbeben. Offenbar hatten sich Spalten im Seeboden gebildet, die sich mittlerweile wieder geschlossen haben, denn der See hat mittlerweile seine ursprüngliche Größe wiedererlangt. Diese Wechsel des Wasserstandes sind wohl schon mehrfach aufgetreten.

Auf Google Maps findet Ihr das Geothermalgebiet Seltún unter dem Stichwort Krýsuvík. Die Suche nach Seltún führt Euch in ein Berggebiet, das in der Nähe, aber weit abseits der Straße liegt.

Das Seltún-Gebiet war für uns auf jeden Fall eine echte Überraschung und ist sicher ein lohnender Abstecher, wenn Ihr in der Nähe seid. Wir waren am Abend dort und nicht ganz alleine, aber es war nur eine Handvoll Besucher dort, so dass wir die besondere Stimmung dort und am See genießen konnten.

Links:
Viele weitere Fotos zum Seltún-Gebiet findet Ihr auf arcticfoto.com
Einen Artikel mit Video findet Ihr bei zauber-des-nordens.de

Buchtipps und Wanderkarte:

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Guten Abend,
    wir wollen dieses Jahr auch dieses Gebiet besuchen und sind uns unsicher ob wir das am ersten oder letzten Tag der Reise machen.
    Darum meine Frage: wie viel Zeit muss ich ca. für das Gebiet einplanen?

    Danke und viele Grüße,
    Alisa

  2. Hallo Alisa,
    das Gebiet selbst ist nicht allzu groß. wir habe es auf der Fahret vom Flughafen zu unserem ersten Campingplatz zufällig gefunden und waren etwa eine halbe Stunde dort, was völlig ausreichend war, um das Gebiet zu sehen und überall herumzugehen. Nur auf dem Hügel im Hintergrund, auf den noch ein Weg führt, sind wir nicht mehr gestiegen. Wir waren nur etwa auf halber Höhe.
    Ich fand es als ersten Eindruck eines Geothermalgebietes sehr beeindruckend.
    Viele Grüße und viel Spaß in Island!
    Uli

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