Im Nebel auf der Zugspitze

Ein Besuch auf der Baustelle der neuen Zugspitz-Seilbahn

Mit der Seilbahn vom Eibsee aus kommt man schnell auf die Zugspitze: Weniger als zehn Minuten dauert es, auf Deutschlands höchsten Berg zu fahren. Die Zahnradbahn ist länger unterwgs, dafür kann man direkt am Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen einsteigen. Jedes Jahr besuchen etwa 500.000 Menschen aus aller Welt den Berg. Oft genug wird das Gedränge oben auf dem Berg beklagt, dass dort an schönen Tagen herrscht. Aber wie sieht es dort oben aus, wenn es richtig leer ist?

Das Gipfelkreuz der Zugspitze: An diesem Tag unerreichbar und fast vom Nebel verschluckt

Das Gipfelkreuz der Zugspitze: An diesem Tag unerreichbar und fast vom Nebel verschluckt

Die Chance, das zu erleben, hatte ich gerade. Der Trick ist, bei schlechtem Wetter oben zu sein. Das macht natürlich niemand freiwillig, denn die Berg- und Talfahrt kostet 53 Euro, die gibt man nicht aus, um ohne Aussicht oben im Schneeregen zu stehen. Aber da ich von der Zugspitz Region eingeladen wurde, konnte ich diese besondere Stimmung erleben, den Gipfelbereich fast für mich alleine zu haben und mitten im Nichts zu stehen.

In den letzten 120 Jahren ist der Zugspitzgipfel massiv bebaut worden und auch jetzt ist er eine Baustelle. Das Münchner Haus, Deutschlands höchstgelegene Alpenvereinshütte, wurde 1897 eröffnet und steht heute unter Denkmalschutz. Neben all den anderen, weitaus moderneren Gebäuden der Zahnradbahn und der Seilbahnen wirkt das Münchner Haus mit seiner Gaststube voller alter Gemälde, den niedrigen Türen und dem altertümlichen Holzambiente wie aus der Zeit gefallen.

Der Gipfelgrat der Zugspitze ist mittlerweile komplett überbaut. Auf einem alten Schwarzweiß-Foto an der Wand des Souvenierladens kann man ihn noch ohne Gebäude sehen. Nur das Münchner Haus steht schon oben.

Das Münchner Haus, das älteste Gebäude auf der Zugspitze

Das Münchner Haus, das älteste Gebäude auf der Zugspitze

Derzeit wird auf der Zugspitze wieder gebaut. Denn im Dezember 2017 wird die neue Eibsee-Seilbahn eröffnet werden. Habt Ihr gemerkt, dass ich hier keinen Konjuktiv verwendet habe? Schließlich sind wir nicht in Berlin, Hamburg oder Stuttgart. Und auch nicht auf der Münchner Stammstrecke.

Die neue Seilbahn wird eine höhere Kapazität haben als die alte Bahn, so dass noch mehr Menschen auf den Gipfel kommen können und die Wartezeiten unten hoffentlich kürzer werden. Entsprechend müssen natürlich auch die Flächen für die Besucher oben im Gipfelbereich erweitert werden.

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Neben den Angestellten der Bergbahnen, der Gastronomie, Geschäfte und Technik waren einige Bauarbeiter auf Deutschlands höchster Baustelle. Bei wirklich ekeligem Wetter konnte wir einige Arbeiter beobachten, die, durch große Planen vor dem Wetter geschützt, an riesigen Stahlträgern geschweißt haben. Die Bergstation der neuen Eibsee-Seilbehn wird, wie die gesamte Seilbahn, von Spezialfirmen aus fast dem gesamten Alpenraum gebaut.

Besucher waren an diesem Tag außer unserer Gruppe kaum oben. Eine kleine Reisegruppe aus Asien ist trotz des schlechten Wetters ebenfalls hochgefahren. Sie hatten ihren Aufenthalt vermutlich lange im voraus als Teil ihrer Europareise gebucht und pendelten nun etwas verloren zwischen Souveniershop, Baustelle und Gastronomiebereich. Wie gut, dass sie den Zugspitz-Stempel gefunden haben, mit dem sie die soeben erworbenen Ansichtskarten veredeln konnten. So haben die Verwandten zu Hause des Zugspitz-Fernblick zumindest auf der Postkarte mit Stempel bekommen. Als Selfie wäre er an diesem Tag nicht sehr beeindruckend gewesen.

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Wir haben eine Führung über die Baustelle bekommen. Diese finden übrigens täglich kostenlos statt. Unser Guide Andreas konnte sich viel Zeit für uns nehmen und wir hatten viel Platz in allen Gebäudeteilen. Nur einen Tag zuvor, bei strahlendem Sonnenschein, waren so viele Menschen oben auf der Zugspitze, dass sie mehrere Stunden für ihre Seilbahnfahrt anstehen mussten. Entsprechend voll wird es gewesen sein.

Sehr interessant: Die Tragseile der alten Zugspitzbahn werden über den Gipfelgrat geführt und sind auf der gegenüberliegenden Seite verankert. Bei der neuen Bahn wird es anders gelöst. Die Stabilisierung, die die Bergstation sichert, wir in einer riesiegen Stahl-Beton-Konstruktion verbaut und von massiven Pfeilern gehalten. Wir haben noch einige beeindruckende Zahlen zur Baustelle gehört. Und viele Informationen über die Besonderheiten, in dieser exponierten Lage mit ihren extremen Wetterbedingungen zu bauen. Noch beeindruckender waren aber die Blicke, die wir hatten.

Da wird eine zugesperrte Baustellentür aufgeschlossen und dahinter ist: Nichts. Zehn Meter weiter hinten eine Wand mit Bohrlöchern und herausragenden Stahlstiften. Rechts eine Wand. Nach unten: Etwa 20 Meter Luft. Nach links: Nichts, nur Nebel. Und das Wissen, dass es in diesem Nebel über 2000 Meter steil nach unten geht.

Nebenan sehen wir noch die Seile der Eibsee-Seilbahn, die nach wenigen Metern in einer weißen Nebelwolke verschwinden. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es ebenso mit der österreichischen Seilbahn und der Seilbahn auf das Zugspitzplatt. Das haben wir nur für kurze Augenblicke sehen können, als die Wolkendecke etwas aufgerissen ist.

Der Weg zum Gipfel und zum Jubiläumsgrat sind noch gesperrt

Der Weg zum Gipfel und zum Jubiläumsgrat sind noch gesperrt

Auf der Plattform standen wir mitten in den Wolken. Kalt, nass, klamm. Eine alte Gondel, längst zum Souvenierstand umgebaut, steht einsam da, natürlich ist sie an diesem trüben Tag nicht besetzt. Selbst das Gipfelkreuz auf 2962 Metern Höhe, sicher nicht mehr als 29,62 Meter von uns entfernt, verliert sich schon etwas in den Wolkenfetzen. Der Weg zum Gipfel ist sowieso noch gesperrt. Denn noch liegt zu viel Schnee hier oben, der Sommer kommt spät auf fast 3000 Metern Höhe.

Es ist eine wirklich ungewöhnliche Erfahrung, an einem solchen Tag hier oben zu stehen. Irgendwie ist eine verrückte Welt. Wir stehen in modernen Stahl- und Glasbauten, die auch zu einem Flughafen-Empfangsgebäude gehören könnten. Inmitten der wilden Felswelt des Wetterstein-Gebirges, über 2000 Meter oberhalb der Talorte. Aber wir sehen weder das Tal, noch die Dimensionen des Gebirges. Wir wissen nur, dass es dort ist, wo wir in den weißen, endlosen Nebel blicken.

Kostenlose Baustellenführungen und Bautagebuch

Die Bayerische Zugspitzbahn bietet kostenlose Baustellenführungen an. Zweimal täglich finden diese statt, an denen jeweils etwa 25 Personen teilnehmen können. Informationen hierzu findet Ihr auf zugspitze.de. Dort gibt es auch ein Bautagebuch. In diesem Blog könnt Ihr Euch direkt über den Fortschritt des Baus informieren.

Über Preise und Öffnungszeiten sowie die Begehbarkeit der Wanderwege auf der Zugspitze könnt Ihr Euch auf der Website zugspitze.de informieren. Aktuelle Eindrücke von Wetter und Schneelage bieten Euch die Zugspitze Panoramakameras

Münchner Haus

Weitere Infos zum Münchner Haus findet Ihr auf diesen Seiten: Münchner Haus beim Alpenverein München/Oberland.

Buchtipps und Wanderkarten:

Den Besuch auf der Zugspitez habe ich im Rahmen einer Reise der Zugspitz Region und Kunz PR gemacht, zu der ich eingeladen war.

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