Der unmögliche Berg

Buch: Peter Meier-Hüsing: Der unmögliche Berg – Cerro Torre und der Mythos Patagonien

Kompressorroute. Vermutlich keine andere Route an einem der bekannten Berge der Welt ist so bekannt und so umstritten wie die berühmte Kompressorroute auf den Cerro Torre in Patagonien. Über diese Route wollte der italienische Bergsteiger Cesare Maestri den “unmöglichen Berg” bezwingen.

Manchmal hat man einfach Glück. Plötzlich lag auf dem Tisch mit den reduzierten “Mängelexemplaren”, deren einziger Mangel üblicherweise der “Mängelexemplar”-Stempel ist, ein Bergbuch. Ein Buch über den Cerro Torre, das ich dann schnellentschlossen mitgenommen habe, weil es so günstig war.

Aber genau dieses Buch des mir unbekannten Autors Peter Meier-Hüsing hat sich als sehr guter Griff herausgestellt. Auch wenn der Titel das eigentliche Hauptthema des Buches nicht enthält: Das Leben des italienischen Bergsteigers Cesare Maestri, das untrennbar mit dem Cerro Torre, einer Felsnadel in Patagonien verbunden ist.

Ganz kurz die Geschichte: Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gilt der Cerro Torre als “unmöglicher Berg”, der unbesteigbar ist. Der Bergführer Cesare Maestri aus dem Trentino hat schon an einer der zwei gescheiterten italienischen Expeditionen auf den Berg teilgenommen. Im Jahr 1959 versucht er erneut die Erstbesteigung des Torre, zusammen mit seinem österreichischen Bergsteigerkollegen Toni Egger.

Nach Maestris Angaben gelangen sie auf den Gipfel und haben den “unmöglichen Berg” bestiegen. Im Abstieg wird jedoch Toni Egger von einer Lawine erfasst und stürzt tödlich ab. Weder Eggers Leiche noch die Kamera mit dem Gipfelfoto als Beweis der Erstbesteigung werden gefunden. In der Folge wird der Gipfelerfolg der beiden bezweifelt. Waren sie wirklich oben? Es gibt keine Beweise, aber viel Skepsis. Und noch ein schwerwiegender Verdacht bleibt unausgesprochen: Hat Maestri gar das Seil durchgeschnitten? Hat er Toni Egger geopfert, um sein eigenes Leben zu retten?

Elf Jahre nach der Besteigung will er es allen Zweiflern zeigen. Mit Hilfe moderner Technik, vor allem dem für die Route namensgebenden Kompressor, will er den Cerro Torre bezwingen. Und das im patagonischen Winter. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine allgemein akzeptierte Besteigung des Berges, nur Maestris und Eggers umstrittene Besteigung.

Die Motivation und die Besessenheit Maestris, den Berg zu bezwingen, werden eindrucksvoll geschildert. Auch die Anstrengungen, die Expeditionen ans andere Ende der Welt zu organisieren, die Suche nach Geldgebern und die Strapazen der Expeditionen werden geschildert. Aber auch der Zusammenhalt der Bergsteiger und der zwischen den Italienern und den ausgewanderten Italo-Argentiniern, die in einer eigenen Sektion des italienischen Alpenvereins CAI organisiert sind.

Allerdings gibt es auch Konflikte zwischen den Bergsteigern. Vor allem mit der Gruppe um Walter Bonatti und Carlo Mauri, die zeitgleich mit den ersten Expeditionen Maestris ebenfalls nach der Erstbesteigung des Cerro Torre greift. Allerdings mit einer anderen Philosphie. Den von Maestri genutzten massiven Technikeinsatz mit vielen Bohrhaken und Leitern lehnen sie ab.

Der Einsatz des Kompressors als Hilfsmittel, um den Berg zu besteigen und zu bezwingen, ist der Höhepunkt und gleichzeitig wohl auch der Endpunkt des Zeitalters des Bergsteigens mittels massiver technischer Hilfsmittel. Am Ende wirkt Maestri daher in seinem extremen Versuch, den Cerro Torre zu besteigen, auch aus der Zeit gefallen.

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Peter Meier-Hüsing hat für das Buch unter anderem vor Ort in Patagonien recherchiert und Interviews, auch mit Cesare Maestri selbst, geführt. Daraus ist ein spannendes, wie ein Roman geschriebenes Buch entstanden, das sowohl Biografie wie auch Bergbuch ist. Und es ist allgemeinverständlich geschrieben, ohne sich in bergsteigerischen Detailbeschreibungen zu verlieren. Eine große Empfehlung für alle Bergfreunde!

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Da das Buch von 2005 ist, konnten die aktuellen Besteigungen und Kontroversen, wie der Besteigung durch David Lama und die Zerstörung vieler Bohrhaken der Kompressorroute durch die Amerikaner Hayden Kennedy und Jason Kruk natürlich noch nicht ins Buch eingehen. Die Taschenbuchausgabe von Piper/Malik, die ich gelesen habe, ist nicht mehr erhältlich, aber es gibt eine gebundene Ausgabe aus dem Malik Verlag.

Der unmögliche Berg
Peter Meier-Hüsing
288 Seiten
Gebundene Ausgabe
22 x 13,8 x 3 cm
Malik
ISBN: 978-3-8902-9288-5

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1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo,

    vielen Dank für diese kurze Review dieses Buches. Hat mich sehr neugierig gemacht und werde es mir demnächst evtl. kaufen.

    Vielen Dank nochmals und beste Grüße,
    Chris

    PS: Nur als kleine Anmerkung: Im Untertitel “Buch: Peter Maier-Hüsing: Der unmögliche Berg – Cerro Torre und der Mythos Patagonien” wurde der name des Autors mit “ai” geschrieben, statt mit “ei” ;)!

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