Ein Besuch im Kornkreis von Raisting am Ammersee

In Raisting beim Ammersee: Ein Kornkreis, ein Radom und viele Antennen

In Raisting, einem kleinen Ort gleich südlich vom Ammersee in Bayern, scheint eine besondere Beziehung zwischen Himmel und Erde zu herrschen. Ungewöhnliche Dinge geschehen, spezielle Bauwerke sollen Strahlen senden und aus dem Weltraum empfangen. Menschen kommen aus weit entfernten Orten, um an Phänomenen teilzuhaben, die unerklärlich erscheinen. Dieser Sache muss ich nachgehen.

Im Kornkreis in Raisting

Im Kornkreis in Raisting

Was ist da los in Raisting? Ein Ort, wie aus dem Oberbayern-Bilderbuch, scheinbar völlig normal. Aber im Sommer 2014 pilgern Einheimische und Fremde auf ein Feld etwas außerhalb des Ortes, denn hier sind mysteriöse Dinge geschehen. Über Nacht ist, wie von Geisterhand, ein riesiger Kornkreis auf dem Feld entstanden. Waren es nur Scherzbolde? Oder stecken Außerirdische dahinter? Wenn ja, welche Botschaft senden sie uns?

Es gibt weitere Anzeichen dafür, dass Raisting ein ungewöhnlicher Ort ist. Zunächst der Name der Gegend: Von alters her wird sie „Pfaffenwinkel“ genannt. Ein Hinweis auf eine besondere Nähe zu Spirituellem?

Und wieso wurde gerade hier in den sechziger Jahren, in direkter Nachbarschaft zur Raistinger Kirche St. Remigius, ein Radom mitsamt vielen weiteren Antennenanlagen gebaut? Ist das wirklich nur Zufall?

Es gibt also viele Anzeichen dafür, dass hier ein idealer Ort für einen Kornkreis ist. Übrigens wurde, nur 15 Kilometer entfernt, im Jahr 2012 bei Andechs, dem heiligen Berg der Bayern, ein anderer Kornkreis entdeckt.

Da war klar, dass ich dort hin muss. Ausgestattet mit mehreren Fotoapparaten, einem Rosenkranz, einer Knoblauchzehe und meinem Aluhut fühle ich für alles gewappnet, was da kommen möge. Ich war bereit, den Kornkreis zu besuchen.

Ich fahre am Starnberger See vorbei und durchquere Pähl, den Heimatort unseres überirdisch spielenden Weltmeisters Thomas Müller. Kurz darauf bin ich in Raisting und steuere geradewegs auf die weithin sichtbare Kugel des Radom zu, denn hier gibt’s einen Parkplatz. Unterhalb der fast 50 Meter großen weißen Kugel parke ich und mache mich, gleichzeitig mit weiteren Kornkreis-Interessierten auf zum Ort des Wunders.

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Über ein abgeerntetes Feld gehen wir, an großen Antennenanlagen vorbei, auf den Kornkreis zu. Ich beobachte meine Mitwanderer. Die meisten von ihnen erscheinen mir in ihrer Freizeitkleidung unzureichend ausgerüstet zu sein.

Ich sehe nur zwei weitere Gruppen mit Aluminiumhüten, eine Frau hat immerhin eine Picknickdecke mit Aluschutzfolie mitgebracht. Gegen Erdstrahlen oder gegen Bodenfeuchte? Das muss an dieser Stelle offen bleiben. Die meisten Teilnehmer betreten den Kreis aber offenbar völlig ungeschützt.

Ihr fragt nun völlig zu recht, was ich fühlte, als ich den Kornkreis betrat. War es ein erhabenes Gefühl? Ist etwas übersinnliches in mich gefahren? Bekam ich wenigstens ein Jucken in der Nase mit einsetzendem Niesreiz?

Im Kornkreis, mit Blick auf den Ort Raisting

Im Kornkreis, mit Blick auf den Ort Raisting

Leider nichts von alledem. Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass der Bauer das Feld zwischenzeitlich abgeerntet hat. Freundlicherweise hat er nur um den Kornkreis herum geerntet, der Kreis selbst steht damit noch. Aber ich kann nicht ausschließen, dass sich der Kreis und mögliche Energiefelder durch die Ernte verändert haben.

Im Inneren des Kreises lassen einige Personen, im Lotussitz oder liegend, Kräfte auf sich wirken, die ich nicht spüre. Die Energie, die ich spüre, geht von einer silbrig-weiß gleißenden Scheibe aus. Hoch über dem Kornkreis stehend, gibt sie sogar durch die leichten Wolken unablässig elektromagnetische Strahlung unterschiedlicher Wellenlänge ab.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Gruppe, die im Inneren des Kreises sitzt, einfach nur sehr großen Spaß am Zusammensitzen mit Freunden in einem Kornkreis hat oder ob sie tatsächlich auf die Ankunft von Irgendwem oder Irgendetwas wartet. Mit zunehmender Zeitdauer tendiere ich zu Letzterem.

Und wie ist es nun wirklich im Kornkreis?

Sehr nett. Es herrscht eine sehr entspannte Stimmung. Alle sehen sich das merkwürdige Ding an und haben offensichtlich große Freude am Geschehen. Die vermutlich kleinere Anzahl aus spirituellen Gründen, die meisten, weil es einfach ein ungewöhnliches Erlebnis ist, in einem Kornkreis zu stehen. Mir gefällt es auch gut.

Ab und zu spielt die Gruppe in der Mitte auf ihrer Bongotrommel, auch mal Didgeridoo, den vermutlich üblichen Instrumenten von Kornkreis-Musikanten. Manchmal, aber wirklich nur manchmal, singen sie monotone Weisen, die für mich nach etwas zwischen Schamanengesang, fernöstlichen Mantras und Regentanz klingen.

Durch die kleinen und großen Parabolantennen, von denen hier wohl mehr als zwanzig über die Felder verteilt sind, sieht die Gegend sowieso schon ungewöhnlich aus. Der Kornkreis passt also gut hinein. Dazu hat man einen schönen Blick auf die Alpenkette, mit dem Wettersteingebirge im Zentrum. Im Kornkreis stehend auf die Zugspitze blicken, die ja dem Himmel so nah ist wie kein anderer Berg in Deutschland, das hat was.

St. Remigius, die Kirche, steht ganz in der Nähe der großen Antennen

St. Remigius, die Kirche, steht ganz in der Nähe der großen Antennen

Dazu macht man einen schönen Spaziergang, den man beliebig ausdehnen kann, da zwischen den Feldern viele Wege, zum Teil als Wander- oder Radwege ausgeschildert sind. Ich bin mal zur Kirche spaziert (es Wanderung zu nennen, wäre übertrieben), zurück zum Radom und noch einmal zum Kornkreis.

Am Eingang sitzen zwei Damen aus dem Ort unter einem Sonnenschirm. Gegen eine kleine Spende kann man Fotos vom Kornkreis erhalten, die der Enkel des Bauern mit einer Drohne gemacht hat. Eine tolle Idee! Denn in der direkten Umgebung gibt es keinen Punkt, der so erhöht wäre, dass man von ihm aus man den gesamten Kornkreis überblicken könnte. Keine Kuppe, kein Berg, kein Turm oder ähnliches. Da braucht man schon eine Drohne. Oder man müsste Sportflieger oder Ballonfahrer sein, die haben auch schon Fotos vom Kornkreis gemacht.

Die Frage, wer den Kornkreis nun angelegt hat, konnte ich bei meinem Besuch auch nicht lösen. Meine, durch nichts bewiesene, Vermutung ist, dass sich gerade ein Burschenverein aus irgendeinem Ort im Pfaffenwinkel mächtig über das große Medieninteresse am Raisitinger Kornkreis freut.

Das Radom

Auch sehr interessant ist übrigens das Radom, das von 50 Jahren gebaut wurde und mittlerweile ein Industriedenkmal ist, das in der Bayerischen Denkmalliste geführt wird. 2012 wurde die Außenhülle erneuert. Um das Radom herum stehen Informationstafeln, die Funktionsweise und die Geschichte des Bauwerks erläutern. Das Radom kann auch besichtigt werden, die Termine findet ihr auf der Website www.radom-raisting.de.

Das Radom in Raisting

Das Radom in Raisting

Manchmal dient die riesige Außenhülle des Radom auch als Leinwand für Open-Air-Kino Vorführungen, die unter dem Namen „SpaceCinema“ laufen. Ein Förderverein setzt sich für die Errichtung eines Museums im Radom ein.

Das ist übrigens schon das Dritte Radom, an dem ich vorbeigekommen bin. Jedesmal eher zufällig. Auf der Wasserkuppe im Harz und auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald habe ich auch schon Radoms gesehen. Nur drinnen war ich noch nie.

Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München Hauptbahnhof aus ist man mit Umsteigen in Weilheim in ziemlich genau einer Stunde in Raisting. Vom Bahnhof aus kommt man über die Bahnhofstraße, den Herrenweg und den Mitterweg direkt zum Kornkreis.
Mit dem Auto: Über die A95 und A995 nach Starnberg, von dort Richtung Weilheim und dann über Pähl nach Raisting. Dann auf die Ausschilderung “Radom” achten. Direkt am Radom kann man parken. Von dort geht es über die Felder zum Kornkreis. Provisorische Parkplätze sind auch zur Zeit am Mitterweg am Feldrand angelegt.

Links:
www.radom-raisting.de – Website des Radom
www.erdfunkstelle-radom.de/ – Informationen und Führungen
www.spacetouch.de – Der Förderverein des Radom
www.spacecinema.de – SpaceCinema, Open-Air-Kino am Radom
www.raisting.eu/ – Die Homepage der Gemeinde Raisting

Hinweis:
Der Kornkreis in Raisting war dort im Sommer 2014 zu bewundern. Mittlerweile ist das Feld natürlich längst abgeerntet und der Kornkreis ist nicht mehr sichtbar. Aber die Antennenanlagen und das Radom stehen dort immer noch. Wenn Ihr mal in der Gegend seid, seht es Euch mal an!

Buchtipps und Wanderkarte:

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3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uli,

    sehr amüsant geschrieben! Vor allem bei der Frau mit der mitgebrachten Picknickdecke mit Aluschutzfolie musste ich grinsen 😉

    Liebe Grüße

    Rebecca

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