Wanderung: Rimsting – Ratzinger Höhe – Aussichtsturm – Gasthof Weingarten – Rimsting
Auf den Bergen liegt noch Schnee, im Tal ist schon Frühling. Also bleiben wir für die erste Wanderung des Jahres im flacheren Teils des Chiemgaus, zwischen Chiemsee und Simssee. Hügelig ist es schon, aber mit maximal 700 Metern über Meereshöhe bleiben wir deutlich unterhalb der Schneegrenze. Von Rimsting wandern wir auf die Ratzinger Höhe und zum Aussichtsturm. Wenn es schon nicht richtig in die Berge geht, dann haben wir sie dort zumindest als Panorama. Und das lohnt sich wirklich!
Los geht’s an der Kirche in Rimsting. Weg von der Hauptstraße, biegen wir erst links in die Oberdorfstraße ein, dann rechts in den Friedhofweg und am Friedhof vorbei. Auf einem Alleeweg verlassen wir den Ort Rimsting und wandern hinunter in das weite Westenbachtal.
Eine leicht hügelige Wiesenlandschaft, durch die ein kleiner Bach fließt, ab und zu ein Holzschuppen, auf der großen Wiese steht ein Mammut, es ist eine oberbayerische Bilderbuchlandschaft. Moment, ein Mammut?
Ja, denn wir wandern den “Erlebnisweg Ratzinger Höhe” entlang. Auf dem Weg hinab ins Tal sind wir schon an einer Baumscheibe entlang gekommen, insgesamt sind es 14 Stationen, die am Weg liegen. Das lebensgroße Mammut, das aus Schwemmholz gebaut wurde, ist ein Kunstwerk von Johann Bachinger und Regina Jenne. Es erinnert an die letzte Eiszeit, in der bis vor etwa 12.000 Jahren Mammute im Chiemgau lebten.
Wir wandern weiter über den Weg, der durch die Wiesen zu einem kleinen Waldstück führt. In dem Wald, den wir nun durchqueren, stehen weitere Elemente des Erlebniswegs. Nach kurzer Zeit führt der Weg wieder über eine Wiese und zu einem Bauernhaus.
Im Garten laufen die Hühner, die Obstbäume blühen, auf der weiten Weide stehen die Kühe. Mal wieder Oberbayern wie aus dem Prospekt. Wir kreuzen die Straße nach Greimharting, danach wird der Weg zu einem Trampelpfad, der zunächst am Waldrand entlang führt, dann folgt eine kleine Steigung in den Wald hinein.
Direkt danach kann man sich am “Platz der Ruhe” im Wald von den bestimmt fünf Höhenmetern Aufstieg erholen. Machen wir auch. Wir liegen auf den drei großen Holzliegen und schauen durch die Bäume direkt auf die Kampenwand.
Leicht ansteigend führt der Pfad durch den Wald und dann auf eine kleine Siedlung zu. Unmittelbar vor den Häusern sehen wir schon den Gasthof Weingarten. Nach dem ersten Haus biegen wir scharf links ab und laufen direkt auf eine Entscheidungskreuzung zu.
Denn jetzt heißt es: Nach links gehen und in fünf Minuten im Gasthof Weingarten sitzen oder nach rechts gehen, zum Schnapsbrenner und zur Ratzinger Höhe. Wir entscheiden uns für den rechten Weg und sind wenige Meter beim Fritznhof, auf dem aus den Früchten der Streuobstwiesen, die hier wieder genutzt werden, Liköre und Brände hergestellt werden.
Hinter dem Fritznhof biegen wir wieder nach links ab und gehen nun direkt auf die Ratzinger Höhe zu. Übrigens: Ihr braucht gar nicht zu versuchen, den Aussichtsturm zu finden, den kann man auf diesem Wegstück nicht sehen. Er steht auch nicht auf oder direkt neben der Ratzinger Höhe, sondern ist noch ein ganzes Stück davon entfernt.
Von der Ratzinger Höhe, mit 694 Metern Höhe der höchste Punkt dieser kleinen Wanderung, haben wir einen schönen Panoramablick vom Hochstaufen und Untersberg über Hochfelln und Hochgern, der Hochplatte bis zur Kampenwand. Auch der Chiemsee mit den Inseln Herrenchiemsee und der Fraueninsel ist gut zu sehen. Auf der Herreninsel blickt man direkt auf das Schloß, auf der Fraueninsel sind der Kirchturm und die weißen Klostergebäude gut zu erkennen.
In einem weiten Bogen führen der Weg und eine kleine Straße nun auf einen Parkplatz zu. Hier stehen wir erneut vor einer Entscheidung. Gehen wir 500 Meter zum Gasthaus Weingarten oder doch noch einmal 1,7 Kilometer bis zum Aussichtsturm? Natürlich, wenn wir hier sind, geht’s auch zum Aussichtsurm.
Der Weg führt nun an der Straße entlang. Durch eine schöne Gegend, aber eben an der Straße, die an einem sonnigen Frühjahrssonntag eine sehr hohe Cabriodichte hat. Dazu kommen ein paar Motorradausflügler und Radfahrer, die auf der langgezogenen, abschüssigen Kurve ordentlich Tempo bekommen. Aber wir wollen nicht meckern, die Gegend ist toll, wir sehen sogar ein Stück des Simssees und dann leitet uns das Schild auch schon von der Straße auf einen Feldweg, der direkt zum Aussichtsturm führt.
Der Aussichtsturm ist ein vierstöckiger Holzturm, von dem aus das Panorama noch einmal etwas besser ist als von der Ratzinger Höhe aus. Denn dort hat uns ein Waldstück den Blick nach Westen verstellt. Hier nun reicht der Blick vom Hochstaufen im Berchtesgadener Land bis weit nach Westen zum Wendelstein, zum Hinteren Sonnwendjoch und zum Großen Traithen.
Zurück geht es wieder über die Straße, übrigens an der Siedlung Ratzing vorbei, zum Parkplatz und von dort geradeaus zum Gasthof Weingarten, wo wir unsere nun verdiente Pause machen. Der Gasthof mit Hotel ist grandios gelegen, die große Terrasse bietet wieder den nun schon bekannten Blick über die Berge des Chiemgaus.
Leider konnten bei unserem Besuch Küche und Service mit dem Ausblick nicht mithalten. Da es nur der Eindruck eines einzelnen Besuchs war, nehmen wir mal an, dass es ein paar Anlaufschwierigkeiten zu Saisonbeginn waren.
Direkt neben dem Gasthof ist übrigens ein großer, sehr schöner Spielplatz, der Bestandteil des “Erlebniswegs Ratzinger Höhe” ist. Für Familien mit kleineren Kindern ist das sicher der tollste der 14 Erlebnisorte auf dem Weg.
Zurück geht es nun leicht bergauf zu der Abzweigung, an der wir unsere erste Entscheidung treffen mussten. Dort biegen wir rechts ab und wandern auf dem Hinweg wieder zurück zum Mammut und weiter nach Rimsting.
Die Wanderung zur Ratzinger Höhe ist eine schöne kleine Tour in einer wunderbaren Voralpenlandschaft, die eher den Anspruch eines längeren Spaziergangs als den einer ausgedehnten Wanderung hat.
Dauer und Schwierigkeit:
Bei eher gemütlichem Tempo haben wir von Rimsting bis zur Ratzinger Höhe etwa eine Stunde und 15 Minuten gebraucht. Eine weitere halbe Stunde bis zum Aussichtsturm. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir am Gasthof Weingarten angelangt. Und noch einmal etwas mehr als 30 Minuten zurück nach Rimsting. Alles im gemütlichen Hundespaziergangstempo mit einigen Schnupperpausen. Die Wanderung ist sehr einfach und verläuft über Straßen, gute Wege und auf einem Stück als Trampelpfad durch die Wiesen und den Wald. Insgesamt geht man auf dieser Wanderung etwa 200 Höhenmeter, die sich aber über die gesamte Wegstrecke verteilen.
Höhenangaben:
Rimsting: 564 Meter
Ratzinger Höhe: 694 Meter
Essen und Trinken:
Einkehren kann man im Gasthof Weingarten mit der großen Aussichtsterrasse. Säfte und Schnäpse kann man beim Fritznhof kaufen.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wanderung ist sehr einfach. Im Gegensatz zu den meisten anderen Touren, die wir machen, muss man hier aber doch an einigen Stellen, insbesondere im hinteren Teil der Tour zum Turm, auf den Straßenverkehr achten.
Wandern mit Hund:
Auch für Hunde ist der Weg sehr gut zu gehen. Beachtet die Anleinhinweise, da der Weg an Kuhweiden vorbeiführt. In einigen Gärten am Weg gibt es auch freilaufende Hühner sowie Hasenställe. Trinken können Hunde kurz nach Beginn der Wanderung am Bach beim Mammut. Im Gasthof Weingarten stehen auf der Terrasse Hundetrinknäpfe.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München Hauptbahnhof fährt man mit der Bahn bis Prien am Chiemsee, von dort aus mit dem Bus nach Rimsting. Die Hinfahrt dauert weniger als anderthalb Stunden. Zurück dauert es länger, achtet auf die Fahrten der letzten Busse nach Prien. Notfalls muss man bis Prien laufen.
Mit dem Auto: Von München aus auf der A8 bis Bernau am Chiemsee, durch Prien nach Rimsting fahren. An der Kirche befindet sich ein kleiner Parkplatz, weitere Parkmöglichkeiten im Ort.
Links:
Einen weiteren Artikel zur Wanderung auf die Ratzinger Höhe findet Ihr bei made-in-minga.
Informationen zum Weg und alle Stationen bei erlebnisweg-chiemsee.de
Erlebnisweg bei rimsting.de
Der Erlebnisweg bei chiemgau-wandern.de
Berggasthof Weingarten
Obstmosterei / Brennerei Fritznhof
Buchtipps und Wanderkarte:
Wir haben Anfang Sept. 2018 eine Wanderung zum Ratzinger Turm unternommen. Diesen Weg hätten wir uns sparen können.
1. Der Turm steht an einem Abhang und nicht auf einer Höhe.
2. Man kann vom Chiemsee nur einen winzigen Teil sehen.
3. Man sieht vom Simssee fast garnichts.
4. Der Weg dorthin, mit dem Ergebnis die beiden Seen zu sehen, lohnt sich nicht.
5. Der Blick zu den beiden Seen wird durch Bäume größtenteils verdeckt.
6. Auf dem Weg zum Turm kann man mehr vom Simssee sehen als vom Turm aus.
Der Blick von der Ratzinger Höhe zum Chiemsee ist sehr schön. Man sieht fast den ganzen See.