Winterwanderung: Spitzingsattel – Obere Firstalm – Untere Firstalm – Stümpfling – Spitzingsattel
Sobald es Winter wird, ist das Spitzingseegebiet eines der bevorzugten Wintersportgebiete der Münchner. Rodeln, Winterwandern, Tourengehen auf Skiern oder Schneeschuhen, Abfahrt und Skilanglauf, alles ist möglich. Und wenn man ganz viel Glück hat, gibt es einen verfrühten Wintereinbruch, bevor die Saison begonnen hat. Wir sind vom Spitzingsattel zur oberen Firstalm gewandert, zur unteren Firstalm abgestiegen und dann auf den Stümpfling hinauf.
Wir, das sind in diesem Fall neben mit die geschätzten Bloggerkollegen Corinna, das Outdoormädchen und Markus, der Schwarzfuchs. Wir haben uns für ein Wochenende im November auf dem DAV Haus Spitzingsee eingemietet und wollen im etwas größeren Kreis wandern, draußsen sein und Spaß haben.
Ein länger geplantes Wochenende im November ist eine Wetterlotterie. Erwartbar wären Kälte, Wind und Regen, eben November-Usselwetter. Gehofft haben wir natürlich auf einen wunderbaren goldenen Spätherbst mit Sonne und angenehmen Temperaturen. Bekommen haben wir eine tief verschneite Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch unter überwiegeng dicht bewölktem Himmel, aber auch mit Sonne.
Vom Haus Spitzingsee sind es nur wenige Meter zum Spitzingsattel. Von dort wandern wir über den Trautweinweg hinauf zur Oberen Firstalm. So langweilig ich diesen Weg im Sommer finde, so schön ist er, wenn die Landschaft schneebedeckt ist. Über den breiten Weg steigen wir auf, treffen mal auf andere Wanderer, weichen mal Familien aus, die mit dem Schlitten abfahren.
Der Trautweinweg ist die klassische Rodelabfahrt am Spitzingsee. Mit mitgebrachten oder auf der oberen Firstalm gemieteten Rodeln fährt man den langen und unschwierigen Weg hinunter zum Spitzingsattel bis zur dick gepolsterten Schranke an der Straße.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde gleichmässigen Aufstiegs erreichen wir die Obere Firstalm und genehmigen uns erst einmal eine kräftige Suppe in der gut gefüllten Gaststube.
Hat uns die Schneeblindheit erfasst oder ist es hier drinnen wirklich so dunkel? Aber unsere Augen gewöhnen sich an die schummerige Beleuchtung, die Suppe schmeckt gut und wir sind bereit für den nächsten Teil unserer Wanderung.
Von oben sehen wir auf die Gebäude der unteren Firstalm, die inmitten des schneebedeckten Talkessels zwischen Brecherspitz, Bodenschneid und Stümpfling liegen. Der Abstieg dauert nur ein paar Minuten, wobei wir schon teilweise bis zu den Knien im Schnee versinken.
Unglaublich, wie viel Schnee hier schon liegt. In München hatte es in der Woche zuvor nur zweimal kurze Schneeregenschauer gegeben, ohne dass etwas liegengeblieben wäre. Hier, 800 Meter höher, ist die Landschaft komplett weiß.
Die untere Firstalm ist geschlossen, sie liegt komplett einsam und verschneit da. Sehr beeindruckend sind die Eiszapfen, die vom Dach herunterhängen. Man mag kaum gleuben, dass wir noch in der ersten Novemberhälfte sind.
Direkt zur unteren Firstalm führt die Suttenstein-Abfahrt. Einige Spuren sehen wir schon, aber jetzt liegt sie völlig einsam da. Wir gehen aber weiter links einer vorgezeichneten Spur folgend, in weiten Serpentinen zum Stümpfling hinauf.
Hier sind wir nun die einzigen Wanderer. Durch den tiefen Schnee steigen wir langsam auf, immer wieder in tiefe Löcher tretend und in den Schnee fallend. Es ist anstrengend, aber es macht Spaß. Und das Wetter wird langsam besser, wir sehen sogar kleine Stücke blauen Himmels in der Wolkendecke.
Ideal wären jetzt Schneeschuhe, aber die liegen zu Hause oder im Kofferraum des Autos. Mit so viel Schnee hatten wir nicht gerechnet, auf den Webcams war es schwer abzuschätzen, wie dick die Schneedecke bereits ist. Und da die Lifte noch nicht in Betrieb sind, gibt es auch noch keine Schneehöhenmessungen.
Wir werden von ein paar Skitourengehern überholt. Oben auf dem Gipfel treffen wir sie wieder und kommen kurz ins Gespräch. Alle zusammen genießen wir das Panorama, die verscheiten Berge des Mangfallgebirges sind schon beeindruckend. Ich denke daran, dass ich vor nicht einmal zwei Wochen noch eine Herbstwanderung auf den Hochmiesing gemacht habe. Von Schnee war da noch nichts zu sehen.
Jetzt sind die Skitourengeher und Splitboarder im Vorteil: Sie fahren in wenigen Minuten in weiten Schwüngen wieder zum Spitzingsee ab und haben die Piste fast für sich allein.
Kurz überlegen wir, weiter zum Roßkopf zu wandern, doch langsam wird sie Zeit knapp und in die Dunkelheit wollen wir nicht kommen. So nutzen wir ebenfalls die Piste, um wieder ins Tal zu gehen. Überwiegend nahe am Waldrand wandern wir über die noch unpräparierte Piste der Osthangabfahrt bergab, zurück zum Spitzingsee.
Was für ein Glück, so ein Wetter erwischt zu haben, dass uns eine Winterwanderung beschert hat, die auch gut eine Schneeschuhwanderung hätte werden können. So beschließen wir kurzerhand, dass wir die neue Trendsportart “Deep Snow Hiking” erfunden haben.
Tipp für Rodelfans:
Ob die leichte und auch für Kinder geeignete Rodelbahn von der Oberen Firstalm zum Spitzingsattel befahrbar ist, könnt Ihr unter www.mondscheinrodeln.de sehen. Die Rodelbahn ist etwa 2,5 Kilometer lang und hat keine scharfen Kurven und keine Steilstücke. Aufsteigen kann man über die Rodelbahn selbst, den Trautweinweg, oder über den Kratzerweg, der zur Unteren Firstalm führt. Von dort geht es kurz aber steil bergauf zur Oberen Firstalm. Dort kann man für 4 Euro Rodel ausleihen.
Dauer und Schwierigkeit:
Vom Spitzingsattel bis zur zur oberen Firstalm sind wir in etwa 45 Minuten aufgestiegen, so lange braucht man auch im Sommer. Von der oberen zu unteren Firstalm in wenigen Minuten, weiter auf den Stümpfling haben wir eine gute Stunde gebraucht, aufgrund des Schnees deutlich länger als im Sommer. Hinunter dann noch etwas 45 Minuten. Der Weg zur Oberen Firstalm ist sehr leicht zu gehen, der Weg zur unteren Firstalm ebenfalls, aber steil bergab. Der Aufstieg zum und Abstieg vom Stümpfling war aufgrund des tiefen Schnee mittelschwer, aber sehr gut zu gehen.
Bei Skibetrieb sollte man nicht über die Pisten am Stümpfling wandern, sondern diese den Skifahrern überlassen.
Höhenangaben:
Spitzingsattel: 1127 Meter
Haus Spitzingsee: 1124 Meter
Obere Firstalm: 1375 Meter
Untere Firstalm: 1320 Meter
Gipfel Stümpfling: 1506 Meter
Essen und Trinken:
Auf der Oberen und Unteren Firstalm gibt es Hüttentypische Kost. Am Parkplatz Spitzingsattel befindet sich ein Stüberl. Das DAV Haus Spitzingsee ist nur für Übernachtungsgäste geöffnet.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Wie immer bei Winterwanderungen muss man die Lawinensituation im Auge behalten. Ansonsten eine unschwierige Wanderung.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Mit der Bayerischen Regiobahn von München aus Richtung Bayrischzell bis Schliersee fahren. Dort startet der Bus zum Spitzingsee. An der Haltestelle Spitzingsattel beginnt die Wanderung.
Mit dem Auto: Mit dem Auto fährt man meist über die A8 bis zur Ausfahrt Weyarn, dann auf der Landstraße über Miesbach und Hausham nach Schliersee. Parken auf dem privaten Parkplatz am Spitzingsattel (2022: 5 Euro).
Links:
DAV Haus Spitzingsee
Homepage Obere Firstalm
Homepage Untere Firstalm
Informationen zu den Rodelbedingungen: Mondscheinrodeln
Einige Fotos der Wanderung auf Flickr.
Buchtipps und Wanderkarte:
vielen Dank für diese wunderschönen Bilder. Ich selbst bin ja kein Winterwanderer – bei den Bildern möchte man es sich aber überlegen.
lg Claudia
Was für eine tolle Tour! Es sieht ja wirklich wie im tiefsten Winter aus! Zumindest für jemanden, der zu Hause fast nie Schnee hat. Und so eine Pistenblume hat ja auch irgendwie was!
Viele Grüße
Carolin