Wanderung: Spitzingsattel – Taubensteinhaus – Hochmiesing – Taubensteinbahn – Spitzingsee
Der Hochmiesing gilt mit seinen 1883 Metern Höhe als der kleine Bruder der weitaus bekannteren Rotwand. Diese „überragt“ den Hochmiesing um immerhin einen ganzen Meter. Ein Großteil ihrer Bekanntheit hat die Rotwand sicher durch das Rotwandhaus, das nah dem Gipfel steht. Eine Hütte in Gipfelnähe hat der Hochmiesing nicht zu bieten, vielleicht wird er deshalb als Geheimtipp gehandelt. Obwohl, alleine war ich auf meiner Tour Ende Oktober auch nicht gerade. Ich bin vom Spitzingsattel aus hochgewandert und habe mir den unteren Teil des Abstiegs erspart, indem ich bergab die Taubensteinbahn genommen habe.
Weil der Weg auf den Hochmiesing im oberen Bereich des Auf- und Abstiegs durch ausgedehnte Latschen führt, wird diese Wanderung speziell als Herbstwanderung empfohlen. Im Sommer stauen sich die Luft und die Hitze in den Latschen und es wird dann einfach zu heiß für eine entspannte Wanderung.
Ich habe den Weg vom Spitzingsattel aus gewählt. Wer mit dem Auto kommt, kann dort direkt auf dem privaten Parkplatz parken. Für Bahn- und Busfahrer hält der Bus am Bahnhof Schliersee zum Spitzingsee an der Straße direkt gegenüber.
Beide Ziele sind auf dem Wanderwegweiser ausgeschildert: Das Taubensteinhaus als leichter Weg mit 1¾ Stunde, der „Miesing“ (auf das „Hoch“ verzichten die Wegweiser konsequent) als mittelschwerer roter Weg mit 2¾ Stunden Gehzeit.
Sofort führt der Weg satt bergauf, erst als steiniger Weg auf der Weide, nach kurzer Zeit geht es in den Wald. Dort geht der Pfad weiter steinig und wurzeldurchsetzt, mal steil bergauf, dann wieder auf einer Höhe bleibend. Kurz hat man durch die Bäume einen Blick auf den Spitzingsee.
Die Tage zuvor hatte es geregnet, das macht sich auf auf dem Weg bemerkbar. An einigen Stellen wird es sehr schlammig und unangenehm rutschig. Mit Maschendraht umwickelte Holzbalken als Weghilfe zeigen, dass es diesen Matsch hier wohl häufiger gibt. Jetzt nur nicht ausrutschen, das würde eine arge Sauerei geben.
Aus dem Wald führt der Weg auf eine Wiese und teilt sich direkt darauf. Der obere Weg führt zur Schönfeldhütte und weiter Richtung Jägerkamp und Aiplspitz. Auf dem unteren sind Rotwand, Taubenstein und Taubensteinhaus und auch der Miesing angeschlagen. Diesen Weg nehme ich.
Wie ich hinterher gesehen habe, hätte ich auch gut den oberen Weg nehmen können, um noch die Schönfeldhütte mitzunehmen. Von dort führt ein Weg in wenigen Minuten wieder auf meinen Aufstiegsweg und der Umweg ist zu vernachlässigen.
Mein Weg führt nun auf gleicher Höhe über eine Wiese, wieder in den Wald hinein und unterquert dort die Taubensteinbahn. Nach einer Kurve wandere ich nun für einige Zeit parallel zur Bahn. Ich gehe auf einem breiten Waldweg und höre immer das Surren der Seilbahn neben mir.
Aus dem Wald heraus führt der Weg über eine Brücke und: Gleich hinein in den nächsten Matsch. Jetzt geht es durch lehmigen Schlamm, unangenehm, auch wenn es nur wenige Meter sind. Kurz darauf treffe ich auf den Weg, der von der Schönfeldhütte kommt.
Über die Skipiste, die mittlerweile im Winter den Skitourengehern vorbehalten ist, zieht sich der Weg in einigen Serpentinen nun recht steil hoch in Richtung Bergstation der Taubensteinbahn.
Das große Gebäude der Bergstation und der danebenliegende Felsbrocken des Taubensteins dienen als Orientierung, wie weit es noch ist. Wenige Meter unterhalb der Bergstation treffen sich die Wege auf einem kleinen Sattel.
Rechts geht es hoch zur Bergstation und weiter Richtung Rotwand. Geradeaus zum Taubensteinhaus, meinem Zwischenziel. Vom Sattel aus sind es nur wenige Minuten Gehzeit zur Hütte, die etwas unterhalb liegt.
Auf dem Taubensteinhaus gönne ich mir eine Pfannkuchensuppe, um mich etwas aufzuwärmen. Es ist Ende Oktober, da ist es morgens schon recht frisch und einige Stücke meines Aufstiegswegs lagen im Schatten.
Der folgende Abschnitt ist psychologisch unerfreulich. Um zum benachbarten Hochmiesing zu gelangen, dessen Gipfel etwa 330 Meter höher liegt als die Hütte, muss man erst einmal wieder hundert Höhenmeter absteigen. Entweder über die Forststraße oder, laut Schildern 15 Minuten sparend, über den Wiesensteig.
Natürlich entscheide ich mich für den Steig, was dieser mir mit einer extrem feuchten Wiese dankt. Bei jedem Schritt muss ich tasten, ob ich auf einen stabilen Grasbuckel steige oder ob ich mit dem kompletten Schuh im weichen Baz versinke. Aber da muss ich nun durch, im wahrsten Sinne. Klappt auch, die Viertelstunde Zeitersparnis ist aber wohl weg.
Landschaftlich ist dieser Teil, das Gebiet der Kleintiefentalalm, besonders schön. Der Weg ist ein schmaler Pfad über eine Wiese, auf der dicke Felsbrocken wie ausgewürfelt liegen und kleine Baum- und Buschgruppen verteilt sind. An einer Stelle ist der Weg voll mit roten Beeren. Auch ein Schauspiel, das ich in den Bergen so noch nicht gesehen habe.
Schließlich trifft der Weg dann doch für die letzten Meter auf den breiten Fahrweg. Kurz hinter den Almgebäuden zweigt ein teils extrem ausgewaschener und erodierter Weg ab, der sich zum nächsten Sattel zieht. Dieser ist an einer langen Mauer aus aufgeschichteten Feldsteinen zu erkennen. Überhaupt gibt es hier gleich mehrere dieser grauen Trockenmauern, es erinnert etwas an England oder Irland.
Im Sattel befindet sich eine Wegkreuzung. Rechts geht es sehr steil und als schwerer, schwarzer, Bergsteig gekennzeichnet, hinauf zum Rotwand-Gipfel. Geradeaus führt ein Weg zum Soinsee unterhalb der Ruchenköpfe. Und links liegt der Weg zum Hochmiesing. Da will ich hin.
Nur kurz führt der Weg an der Mauer entlang über die Almwiese, dann geht es in die ausgedehnten Latschen. Hier muss man an ein paar kurzen Stellen aufpassen, denn nach rechts fällt es teils steil bergab und der Weg ist hier felsig mit einigen größeren Stufen. Überwiegend führt er aber in einigen Schwüngen durch die beidseits wachsenden Latschen.
Auf dem Weg ist es schwer zu erkennen, wann man denn wohl den Gipfel erreicht hat, das liegt am Gipfel selbst. Denn der ist ein großes Gipfelplateau, mit einigen Wiesenstücken, Felsen und überwiegend wiederum Latschen. Und das Gipfelkreuz ist auf der anderen Seite des breiten Gipfelbereichs, man sieht es also erst, wenn man schon auf dem Plateau steht.
Die Aussicht ist mal wieder ganz hervorragend von hier oben. Direkt gegenüber die Rotwand, die ich fast nur als schwarzen Schattenriss sehe, weil direkt dahinter die Sonne steht. Gut zu erkennen sind das Gipfelkreuz und die Wanderer, die oben auf dem Gipfel stehen.
Nebenan sind die Ruchenköpfe und der Soinsee darunter ebenfalls ganz nah, genau wie das hintere Sonnwendjoch. Die Inntalberge mit Heuberg und Kranzhorn sind zu sehen, dahinter das Kaisergebirge. Und natürlich noch Dutzende, wenn nicht gar hunderte weiter entfernte Gipfel.
In die andere Richtung sehe ich über das Tal von Schliersee bis Bayrischzell direkt auf den markanten Wendelstein mit seiner großen Antenne. Der Hochmiesing ist ein ausgezeichneter Aussichtsberg.
Zurück geht es zunächst auf dem Hinweg, es gibt ja nur diesen einen Wanderweg auf den Hochmiesing. Zurück durch die Latschen zum Sattel, dort nach rechts Richtung Taubensteinhütte. Allerdings verzichte ich jetzt doch auf die Abkürzung über den matschigen Steig und bleibe auf dem breiten Weg.
Und nach der Taubensteinhütte gehe ich hoch zur Bergstation der Taubensteinbahn. Da freuen sich die Kniegelenke, dass sie sich jetzt in der Gondel ausruhen dürfen, statt weiter bergab zu laufen. Und ich komme auf jeden Fall noch im Hellen wieder am Spitzingsee an, denn dank der Winterzeit wird es schon früh am Nachmittag dunkel.
Die Tour auf den Hochmiesing ist eine schöne Wanderung mit einer großartigen Aussicht auf dem Gipfel. Wie man im Spitzinggebiet erwarten kann, ist es nicht einsam, aber auch längst nicht so voll wie auf dem Rotwandhaus und der Rotwand. Dass ich gleich mehrere größere Matschstellen auf dem Weg hatte, ist halt so, damit muss man im Herbst rechnen. Aber das ist sicher besser, als im Sommer durch die heißen Latschen zu laufen.
Eine ganze Reihe von Wegen und Alternativrouten sind auf dieser Wanderung möglich. Wer Zeit sparen und es sich etwas leichter machen möchte, kann die Taubensteinbahn im Auf- und Abstieg nehmen, dann sind es nur etwa 400 Höhenmeter, die man gehen muss. Alternativ kann man entlang der Taubensteinbahn über die Skipiste aufsteigen. Dieser Aufstiegsweg machte aber auf mich einen eher langweiligen Eindruck.
Ein weiterer, langer Aufstieg führt aus dem Tal, von Geitau aus, auf den Hochmiesing. Die Aussicht auf einen langen Hatscher auf Forststraßen hat mich aber doch abgeschreckt. Vielleicht ein anderes Mal.
Dauer und Schwierigkeit:
Vom Spitzingsattel bis zur Bergstation der Taubensteinbahn bin ich gut eineinhalb Stunden gegangen, von der Taubensteinhütte zum Gipfel waren es ebenfalls etwa eineinhalb Stunden. Bergab vom Gipfel zur Hütte eine gute Stunde, zur Bahn sind es dann keine zehn Minuten mehr. Insgesamt also etwa vier Stunden Gehzeit. Die Wanderung ist überwiegend leicht, der letzte Aufstieg zum Gipfel hat ein paar Stellen, die mittelschwer sind, hauptsächlich größere Felsstufen.
Höhenangaben:
Spitzingsattel: 1127 Meter
(Schönfeldhütte: 1410 Meter)
Bergstation Taubensteinbahn: 1613 Meter
Taubensteinhaus: 1556 Meter
Kleintiefentalalm: 1559 Meter
Gipfel Hochmiesing: 1883 Meter
Essen und Trinken:
Auf dieser Wanderung hat man die volle Auswahl. Direkt am Parkplatz ist eine kleine Brotzeitstube, die Schönfeldhütte kann man mitnehmen, in der Bergstation der Taubensteinbahn ist ein Restaurant und das Taubensteinhaus ist natürlich ebenfalls bewirtschaftet. Und wer trotzdem hungrig wieder am Spitzingsee ankommt, kann dort im Ort Spitzingsee auch noch essen gehen.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Im direkten Aufstieg zum Gipfel gibt es kurze Stellen, an denen es neben dem Weg steil abfällt. Ansonsten finde ich den Weg eher unschwierig. am Rand des Gipfelplateaus fällt es teilweise ebenfalls steil ab.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Mit der Bayerischen Regiobahn von München aus Richtung Bayrischzell bis Schliersee. Dort steigt man in den Bus Richtung Spitzingsee um.
Mit dem Auto: Mit dem Auto fahrt man meist über die A8 bis zur Ausfahrt Weyarn, dann auf der Landstraße über Miesbach und Hausham nach Schliersee. Diese Strecke ist, wie auch alle Ausweichrouten, an schönen Wochenenden sehr stauträchtig. Parken auf dem privaten Parkplatz am Spitzingsattel (4 Euro) oder an der Talstation der Taubensteinbahn.
Links:
Taubensteinbahn: Alpenbahnen Spitzingsee
Schönfeldhütte
Taubensteinhaus
Buchtipps und Wanderkarte:
Guten Morgen,
oh WOW, was für unglaublich schöne Farben 😀 Typisch Herbst eben.
Lg Mel