Wanderung: Magugnano (Brenzone sul Garda) – Garda – Marniga – Magugnano
An den Hängen des Monte Baldo, oberhalb des Gardasees, soll es ein altes, verlassenes Dorf geben, ein Geheimtipp. In manchen Artikeln liest man davon, dass sogar noch altes Kochgeschirr oder Werkzeuge zu finden sein soll. Was für ein wundersamer Ort, den müssen wir besuchen. Campo, „Feld“ heißt dieser kleine Ort über dem Gardasee. Wir machen uns auf die Suche.
Den mittelalterlichen Ort Canale di Tenno ganz im Norden, auf dem Weg zum Tennosee, haben wr beim letzten Mal besucht. Dieser Ort war Jetzt soll es das noch abgeschiedenere Campo di Brenzone werden.
Seit unserem letzten Besuch 2017 hat sich etwas geändert: Musste man damals den Weg noch etwas suchen, so ist er jetzt sehr gut ausgeschildert. Große braune Wanderwegweiser führen uns zum „Campo Borgo Medievale“.
Zunächst wandern wir auf einer schnell steil werdenden Asphaltstraße bergauf. Der Ausblick auf den Gardasee entschädigt für den schattenlosen und etwas angweiligen ersten Teil der Wanderung.
Nachdem wir die Straße zu den höher gelegenen Anwesen geschafft haben, wird der Weg aber richtig schön, denn nun wandern wir zwischen Trockensteinmauern, die zu beiden Seiten des Wegs große Olivenhaine mit tausenden von Bäumen begrenzen. Die Olivenbäume sind hier auf vielen Terrassen mit Trockenmauern gepflanzt.
Mit etwas Glück sehen wir kleine Eidechsen, die sich auf den warmen Mauern sonnen und Energie tanken. Mit noch mehr Glück halten sie so lange still, dass wir sie fotografieren können.
Wir folgen weiter den Wegweisern in Richtung Campo. Über einen aus runden Steinen gepflasterten Karrenweg, der mich an eine alte Römerstraße erinnert, wandern wir nach Campo.
Und dann sehen wir ein „Benvenuti – Welcome – Willkommen“ Schild. Das gab es damals auch noch nicht. Nur noch um die Ecke, dann sehen wir auf der gegenüber liegenden Seite der etwas tiefer liegenden Gärten die ersten Häuser von Campo.
Das winzige Dorf Campo besteht aus wenigen kurvigen Gassen, immer geht es auf und ab, denn das Dorf liegt ja am Berghang. Unter Torbögen hindurch, ein paar Treppen nehmend, erkunden wir das Dorf.
Manche der Häuser bestehen nur aus den Außenmaueren, andere sind schön, aber zurückhaltend restauriert. Andere warten offensichtlich noch darauf, dass etwas mit ihnen geschieht.
Die im Jahr 2006 gegründete Fondazione Campo möchte das Dorf wiederbeleben. Durch die Restaurierung der Häuser, die Ansiedlung von Handwerkern und Künstlern und eine behutsame Förderung des Tourismus.
Ganz verlassen ist Campo nicht, aber die Angaben schwanken. Mal lese ich, dass noch zwei Familien hier wohnen, mal, dass „Little John“ hier seine Werkstatt und vielleicht auch noch seine Bottega betreibt. Dort sind wir 2017 eingekehrt.
Ein paar Künstler sind in einige der Häuser eingezogen und nutzen ansonsten leere Häuser als Atelier oder Ausstellungsfläche. Einen der Künstler selbst sehen wir aber bei unserem Besuch nicht.
- In den Gassen von Campo
- Blick von Campo auf den Gardasee
- Ein schöner, gemauerter Fensterbogen
- Wandermöglichkeiten. Die Wegweiser stehen gegenüber der Bar
- I see faces!
- Eine Jesusfigur in einem der alten Häuser von Campo
Bei unserem ersten Besuch sind wir in der „La Bottega Little John“, eingekehrt. Die gibt es wohl nicht mehr, dafür kann man nun bei Olga einkehren. Wenn sie da ist. Leider war sie bei unserem Besuch nicht dort, somit war die winzige Bar auch nicht geöffnet.
So haben wir nur die improvisierte „Getränkekarte“ gesehen, Flaschen und Dosen im Mauerfenster. Und gegenüber ist eine alte Küche eingerichtet, wie es sie wohl im Italien Mitte des letzten Jahrhunderts gegeben hat.
- Die kleine Bar in der Dorfmitte
- Eine unkonventionelle Getränkekarte. Leider war die Bar geschlossen
- Gegnüber der Bar ist ein Zimmer eingerichtet, wie es früher ausgesehen haben kann
Dorfbewohner haben wir nicht getroffen, auch haben nur wenige Besucher hergefunden. Trotz besserer Ausschilderung ist Campo wohl weiterhin ein Geheimtipp. Es bleibt ein etwas wunderlicher Ort. Erkennbar wird restauriert, es soll zumindest ein wenig touristisch erschlossen werden. Trotzdem wirkt der Ort sehr verlassen, leer und still.
Mittlerweile gibt es ein paar Infotafeln, wie die über die 7 Brüder, die eines Tages von hier aufgebrochen sind, um ihr Glück in Übersee zu finden. Ihr Herz haben sie aber in dem alten Haus gelassen, von dessen Fenstern aus sie über die Olivenhaine schauen konnten. Daheim ist, wo die Erinnerungen sind, unabhängig von Zeit und Raum.
- Das Haus der sieben Brüder, die in die Welt aufbrachen
- Ein Gitterfenster
- in steinerner Bogen als Durchgang in den Gassen von Campo
- Eine alte Tür
- Ein altes Wagenrad liegt herum
- Der Julia-und-Romeo-Balkon. Nunja, der in Verona ist ja auch nicht echt.
Campo macht insgesamt den Eindruck, dass man sich nicht um Zeit kümmern sollte. Es scheint, als ob hier die Tage kommen und gehen, wozu also Zeit messen, wenn sie ohnehin da ist und sich immer wiederholt. Hier gibt es auch keinen Kirchturm, keine Glocke, die mit blechernem Schlag die volle oder halbe Stunde anzeigt.
Durch den Torbogen neben Olgas Bar steigen wir dann wieder von Campo ab, zurück zum Gardasse. Der Weg führt über einen zunächst steilen, dann sanft abfallenden Karrenweg.
Entlang des Weges stehen einige Infotafeln, die auf Italienisch und Englisch über den Olivenanbau auf den Terrassefeldern, die Schreine am Weg, die Maultierpfade und die Caréta informieren. Die Caréta, die man auch in Campo sehen kann, ist eine Art Schlitten, mit dem Holz und andere schwere Waren über die Pflasterstraßen transportiert wurden.
- Der Weg bergab führt wieder zwischen Olivenhainen entlang
- Der Karrenweg bergab, wieder mit Gardaseeblick
- Eine der Infotafeln, die entlang des Weges stehen
- Eine Spornblume am Wegesrand
- An diesem Marienschrein wandern wir auch entlang
- Auf den letzten MEtern des Wanderwegs, bevor wir die Ortschaft Marniga erreichen
Wir wandern auf dem Weg immer weiter geradeaus, durch Marniga oberhalb der Gardesana in Richtung Norden, bis wir wieder am Parkplatz ankommen.
Insgesamt ist es eine schöne Tour durch die Olivenhaine. Ohne eine genaue Vorstellung zu haben, was mich in Campo erwartet, hatte ich mir vom Ort selbst etwas mehr versprochen, aber dennoch ist es sicher einen Besuch wert.
Dauer und Schwierigkeit:
Von Magugnano bis Campo kann man eine gute halbe Stunde rechnen, wenn man der Ausshilderung folgt. Ebenfalls eine, sehr gemütliche, halbe Stunde zurück zum Ausgangspunkt in Magugnano.
Der Weg ist leicht, für das alte Pflaster empfiehlt es sich aber auf jeden Fall, feste Schuhe anzuziehen. Der Abstieg von Campo in Richtung Marniga ist anfangs ziemlich steil und manche der runden Steine sind über die Jahrhunderte sehr glatt geschliffen worden.
Höhenangaben:
Magugnano di Brenzone: ca. 80 Meter
Campo: 222 Meter
Essen und Trinken:
In Campo gibt es den kleinen Ausschank bei Olga. Es gibt keine festen Öffnungszeiten, bei unserem Besuch war Olga nicht da. Nehmt also selber Essen mit und vor allem Getränke. Einkehren könnt Ihr nach der Wanderung in den Orten am Gardasee.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wanderung ist einfach, das schwierigste ist sicher der steile Weg im Abstieg von Campo. Manche der Steine im Ort und im Abstieg sind ziemlich glatt.
Wandern mit Hund:
Auf der Tour gibt es keine Wasserstellen. In Campo beim Ausschank gibt es auch Wasser für Hunde, sofern dieser geöffnet ist. Trotzdem sollte man genug Wasser für den Hund mitnehmen.
Wie komme ich hin?
Mit dem Bus: Die Tour lässt sich gut mit dem Linienbus machen, der am östlichen Gardaseeufer fährt. Die Bushaltestelle liegt in der Ortsmitte von Magugnano.
Mit dem Auto: Auf der Gardasana Orientale, der östlichen Uferstraße, nach Brenzone sul Garda fahren, das liegt südlich von Malcesine. Im Ortsteil Magugnano direkt hinter dem Supermarkt mit dem kleinen Parkplatz davor in die „Via della Disciplina“ einbiegen und steil bergauf zu einem weiteren kleinen Parkplatz fahren. Dort parken. Kosten: 1,80€/Stunde (2025). Wichtig: Wählt „Occasionali“, nicht „Residenti“. Nach Geldeinwurf die „Valid“-Taste drücken. Dann müsst Ihr noch Euer Kennzeichen eingeben, bevor der Parkschein kommt. Zahlung per Karte und App ist ebenfalls möglich. Ein weiterer Parkplatz ist ebenfalls an der Via Disciplina. An der Kreuzung am Parkplatz nach rechts fahren, dann liegt er hinter der nächsten Kreuzung rechts.
Startpunkt:
Google Maps: 45.705474,10.764330
Openstreetmap: 45.705474,10.764330
What3Words: ///funkturm.typisch.veraltet
Links:
Website der Fondazione Campo.
Berichte und Fotos zu Campo di Brenzone bei gGardasee.it und bei visitmalcesine.com.
GPX-Track:
Maximale Höhe: 225 m
Minimale Höhe: 81 m
Gesamtanstieg: 166 m
Gesamtabstieg: -177 m
Buchtipps und Wanderkarte:
Klasse! Im August wandern wir von Meran bis zum Gardasee… Dein Bericht macht schon mal sehr viel Lust darauf!
Liebe Grüße, Jörg
Hallo Jörg,
ich bin neidisch! 🙂 Das ist sicher eine super Tour, durch Südtirol und das Trentino. Wandert Ihr durch die Brenta-Dolomiten? Ich bin gespannt auf Eure Berichte und Fotos!
Viele Grüße
Uli
Hi, wir sind zum zweiten Mal am Gardasee und haben es dieses Jahr zeitlich geschafft nach Campo zu wandern. Wir waren im Juli ’17 dort: Einige Häuser wirkten bewohnt. Etwas trinken konnte man an zwei Stellen. Dafür, dass es ein unbewohntes Dorf ist, haben wir “viele” Menschen getroffen. Wanderer, Mountainbikefahrer, “Bewohner” – zwei Frauen, die Getränke auf der Terrasse anboten, einen Künstler, der seine Ausstellung präsentierte, einen anderen, der unter freiem Himmel malte. Besonders erwähnenswert fand ich die kleine Kirche mit ihren Wandmalereien. Alles in allem liegt ein Hauch von Vergangenheit über dem Ort. Abgestiegen sind wir dann nach Castelletto – auch ein sehr schöner Weg. Aber auf festes Schuhwerk sollte man nicht verzichten.
Schöne Grüße, Heike
Das Dorf wurde neu gestalltet umd ich gut belebt