Wanderung: Magugnano (Brenzone sul Garda) – Garda – Marniga – Magugnano
An den Hängen des Monte Baldo, oberhalb des Gardasees, soll es ein altes, verlassenes Dorf geben, ein Geheimtipp. In manchen Artikeln liest man davon, dass sogar noch altes Kochgeschirr oder Werkzeuge zu finden sein soll. Was für ein wundersamer Ort, den müssen wir besuchen. Campo, “Feld” heißt dieser kleine Ort über dem Gardasee. Wir machen uns auf die Suche.
Den mittelalterlichen Ort Canale di Tenno ganz im Norden, auf dem Weg zum Tennosee, haben wr beim letzten Mal besucht. Dieser Ort war Jetzt soll es das noch abgeschiedenere Campo di Brenzone werden.
Wie es sich für einen geheimnisumwitterten Ort gehört, werden wir in die Irre geführt. Den Parkplatz im Ortsteil Magugnano di Brenzone finden wir recht schnell, dann aber führt man uns gleich zu Beginn der Wanderung erstmal vom Ziel weg.
Die Intuition, grob unterstützt von der Erinnerung an die Google Maps Karte im Hotel, ist der Meinung, dass wir nach Süden gehen sollten. Der Wegweiser zeigt allerdings nach Norden: “No. 4 Campo”. Man sollte auf seine Intuition hören, wir folgen selbstverständlich dem Schild und gehen so einen Umweg, der anfangs noch ziemlich langweilig ist.
Nachdem wir die Straße zu den höher gelegenen Anwesen geschafft haben, wird der Weg aber richtig schön, denn nun wandern wir zwischen Trockensteinmauern, die zu beiden Seiten des Wegs große Olivenhaine mit tausenden von Bäumen begrenzen. Die Olivenbäume sind hier auf vielen Terrassen gepflanzt. Das ganze Gebiet ist von den Trockenmauern umgeben.
Wir folgen weiter den Wegweisern mit der Nummer 4 im blauem Kreis in Richtung Campo. Eigentlich sind wir schon oberhalb des Dorfes. Irgendwann müssen wir also runter. Und da ist er auch schon, der Weg Nr. 31, der uns in zehn Minuten nach Campo führen soll.
Macht er auch. Über einen aus runden Steinen gepflasterten Karrenweg, der aussieht, als wenn er noch aus der Römerzeit stammen könnte, wandern wir hinunter nach Campo. Und dann sehen wir auch die ersten roten Dächer im Wald.
Das winzige Dorf Campo besteht aus wenigen kurvigen Gassen, immer geht es auf und ab, denn das Dorf liegt ja am Berghang. Unter Torbögen hindurch, ein paar Treppen nehmend, erkunden wir das Dorf.
Manche der Häuser bestehen nur aus den Außenmaueren, andere sind schön, aber zurückhaltend restauriert. Andere warten offensichtlich noch darauf, dass etwas mit ihnen geschieht.
Ein paar Künstler sind in einige der Häuser eingezogen und nutzen ansonsten leere Häuser als Atelier oder Ausstellungsfläche. Einen der Künstler selbst sehen wir aber bei unserem Besuch nicht.
Ganz am Ende des Dorfes ist die “La Bottega Little John”, die kleine Bar von Campo. Soll ich sie wirklich so nennen? Eigentlich sind es nur zwei Biertische mit Bierbänken in einem wilden Garten und eine einfach eingerichtete Stube mit einem Kühlschrank.
Die Stube ist erkennbar mehr Wohn- als Gastraum. Aber wir bekommen kühles Aqua con Gas aus Plastikflaschen und einen gefüllten Trinknapf für Mikki.
Der alte Mann, der die Bar betreibt und nebenher noch einige kleinere Souveniers und Infobroschüren verkauft, ist der einzige Dorfbewohner, den wir bei unserem Besuch in Campo treffen.
Ein wunderlicher Ort ist dieses Campo. Erkennbar wird restauriert, es soll zumindest ein wenig touristisch erschlossen werden. Trotzdem wirkt der Ort sehr verlassen, leer und still.
Bis auf den alten Barbesitzer und eine italienische Familie sehen und hören wir keine anderen Menschen. Wir sitzen im Garten, trinken unser Wasser und blicken auf das Baugerüst am Haus gegenüber.
Die Bautafel führt auf, aus welchen Mitteln die Renovierung des Gebäudes bezahlt wird und dass die Bauarbeiten im März 2017 abgeschlossen sein werden. Wir haben Juni und es sieht nicht so aus, als ob dort aktuell gearbeitet wird. Es sieht auch nicht so aus, als ob die Arbeiten bald abgeschlossen werden können.
Aber Campo macht insgesamt den Eindruck, dass man sich nicht um Zeit kümmern sollte. Es scheint, als ob hier die Tage kommen und gehen, wozu also Zeit messen, wenn sie ohnehin da ist und sich immer wiederholt. Hier gibt es auch keinen Kirchturm, keine Glocke, die mit blechernem Schlag die volle oder halbe Stunde anzeigt.
Über den Weg 34 steigen wir dann von Campo über einen zunächst steilen, dann sanft abfallenden Karrenweg ab nach Marniga. Von dort aus geht es dann gequem über die Uferpromenade nach Norden zum Ausgangspunkt der Tour in Magugnano.
Entlang des Abstiegsweges stehen einige Infotafeln, die auf Italienisch und Englisch über den Olivenanbau auf den Terrassefeldern, die Schreine am Weg, die Maultierpfade und die Caréta informieren. Die Caréta, die man auch in Campo sehen kann, ist eine Art Schlitten, mit dem Holz und andere schwere Waren über die Pflasterstraßen transportiert wurden.
Insgesamt ist es eine schöne Tour durch die Olivenhaine. Ohne eine genaue Vorstellung zu haben, was mich in Campo erwartet, hatte ich mir vom Ort selbst etwas mehr versprochen, aber dennoch ist es sicher einen Besuch wert.
Dauer und Schwierigkeit:
Von Magugnano bis Campo kann man eine gute halbe Stunde rechnen, wenn man dem Weg Nr 4 folgt. Ebenfalls eine, sehr gemütliche, halbe Stunde hinunter nach Marniga. Von dort aus noch einmal etwa 15 Minuten zurück zum Parkplatz in Magugnano.
Der Weg ist leicht, für das alte Pflaster empfiehlt es sich aber auf jeden Fall, feste Schuhe anzuziehen. Der Abstieg von Campo in Richtung Marniga ist anfangs ziemlich steil.
Höhenangaben:
Magugnano di Brenzone: ca. 80 Meter
Campo: 222 Meter
Marniga: 78 Meter
Essen und Trinken:
In Campo gibt es den kleinen Ausschank “La Bottega Little John”, sonst natürlich in den Orten am See.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Die Wanderung ist einfach, das schwierigste ist sicher der steile Weg von Campo in Richtung Marniga. Und das Überqueren der Gardesana in Marniga.
Wandern mit Hund:
Auf der Tour gibt es keine Wasserstellen, in Campo beim Ausschank gibt es auch Wasser für Hunde. trotzdem sollte man genug Wasser für den Hund mitnehmen.
Wie komme ich hin?
Mit dem Bus: Die Tour lässt sich gut mit dem Linienbus machen, der am östlichen Gardaseeufer fährt. Beide Orte haben Bushaltestellen in der Ortsmitte.
Mit dem Auto: Auf der Gardasana Orientale, der östlichen Uferstraße, nach Brenzone sul Garda fahren, das liegt südlich von Malcesine. Im Ortsteil Magugnano direkt hinter dem Supermarkt mit dem kleinen Parkplatz davor in die „Via della Disciplina“ einbiegen und steil bergauf zu einem weiteren kleinen Parkplatz fahren. Dort parken.
Links:
Berichte und Fotos zu Campo di Brenzone bei goodtraveller, bei Gardaseede.com und bei visitmalcesine.com
Buchtipps und Wanderkarte:
Klasse! Im August wandern wir von Meran bis zum Gardasee… Dein Bericht macht schon mal sehr viel Lust darauf!
Liebe Grüße, Jörg
Hallo Jörg,
ich bin neidisch! 🙂 Das ist sicher eine super Tour, durch Südtirol und das Trentino. Wandert Ihr durch die Brenta-Dolomiten? Ich bin gespannt auf Eure Berichte und Fotos!
Viele Grüße
Uli
Hi, wir sind zum zweiten Mal am Gardasee und haben es dieses Jahr zeitlich geschafft nach Campo zu wandern. Wir waren im Juli ’17 dort: Einige Häuser wirkten bewohnt. Etwas trinken konnte man an zwei Stellen. Dafür, dass es ein unbewohntes Dorf ist, haben wir “viele” Menschen getroffen. Wanderer, Mountainbikefahrer, “Bewohner” – zwei Frauen, die Getränke auf der Terrasse anboten, einen Künstler, der seine Ausstellung präsentierte, einen anderen, der unter freiem Himmel malte. Besonders erwähnenswert fand ich die kleine Kirche mit ihren Wandmalereien. Alles in allem liegt ein Hauch von Vergangenheit über dem Ort. Abgestiegen sind wir dann nach Castelletto – auch ein sehr schöner Weg. Aber auf festes Schuhwerk sollte man nicht verzichten.
Schöne Grüße, Heike
Das Dorf wurde neu gestalltet umd ich gut belebt
Sie meinen, dass die Pflasterstraßen aussehen, als ob sie aus der Römerzeit stammen. Aus welcher Zeit stammen sie denn? Ich finde eher, dass sie aussehen, als seien sie von einem Unternehmen für Pflasterbau vor einigen Jahrzehnten verlegt worden.