Wanderung: Gasthof Bichlersee – Wildbarren – Dreifaltigkeitskapelle – Bichlersee – Gasthof Bichlersee
Der Wildbarren kommt meist nicht an erster Stelle, wenn man eine Wanderung in den Inntalbergen sucht. Das mag daran liegen, dass man auf der Wanderung an keinem Gasthaus und keiner bewirtschafteten Alm einkehren kann. Den Wildbarren nimmt man so, wie er ist: Ein nicht allzu hoher Berg, auf den schmale und gewundene Steige hinaufführen, die etwas Trittsicherheit verlangen. Belohnt wird man auf der mittelschweren Wanderung mit Ausblicken nach Süden zum nahen Kaisergebirge und in die Zentralalpen sowie nach Norden ins Voralpenland hinein. Das Gasthaus gibt es dann ganz am Ende der Tour.
Die Wanderung auf den Wildbarren ist eine Rundtour, mit dem Gipfelanstieg auf der Ostseite des Berges und dem westseitigen Abstieg zum Bichlersee. Wir starten am Gasthaus Bichlersee und gehen zunächst die Straße ein Stück bergab, bis wir nach wenigen Minuten an den Waldrand kommen.
Wir befinden uns am Parkplatz Kiesgrube, mit 888 Metern der tiefste Punkt der Wanderung. Links zweigt ein Fahrweg ab, auf den wir wechseln.
Zwei Stunden soll der Aufstieg auf den Wildbarren dauern, steht auf dem Wanderwegweiser. Das werden wir etwas schneller schaffen, obwohl wir während des Aufstiegs den Eindruck haben, eher langsam unterwegs zu sein.
Der Fahrweg führt im Wald recht steil bergauf, an einer Hütte vorbei und trifft nach zehn Minuten auf einen weiteren Abzweig. Diesmal führt uns der Wegweiser nach rechts. Ebenfalls auf einen Fahrweg, dieser ist aber schon etwas schmaler als der Vorherige.
Nach einer Viertelstunde überwiegend steilen Bergaufgehens erreichen wir den höchsten Punkt des Fahrweges. Nun beginnt der schöne Teil des Weges. Nach links führt ein schmaler Pfad zwischen den Bäumen hindurch tiefer in den Wald hinein.
Der Bergsteig erreicht schnell den Hang und zieht sich nun langsam immer weiter hoch. Dabei ist er teils sehr schmal, an anderen Stellen etwas breiter, er bleibt aber immer ein schöner Steig.
Bewaldete und halboffene Abschnitte wechseln sich ab. Wir passieren eine Felswand und kommen nach kaum einer halben Stunde auf dem oberen Holzplatz an. Hier treffen wir wieder auf eine Forststraße, die wir aber nur kreuzen. Wir wandern weiter auf dem Bergsteig.
Wie zuvor ist es ein schmaler Steig, der sich, nach einem kurzen Stück im Wald, am Hang bergauf zieht. Bewaldete und freie Teilstücke wechseln sich ab, so dass wir immer wieder freie Sicht auf das Inntal und die gegenüberliegenden Berge haben.
Besonders markant sind natürlich die hintereinander liegenden Bergketten des Zahmen und Wilden Kaisers. Davor sehen wir den Beginn des Kaiserwinkls, dem Tal zwischen den Chiemgauer Alpen und dem Zahmen Kaiser.
Wir wandern auf dem Steig weiter bergauf und treffen auf den letzten Wegweiser vor dem Gipfel: “Wildbarren 5 Min.”. Stimmt, länger braucht es nicht mehr. Über den kurzen, unproblematischen Kammweg erreichen wir das Gipfelkreuz.
Auf dem erdigen Gipfel ist genug Platz für das Gipfelkreuz und ein paar Bretter, die als Sitzbänke dienen. Nach Osten, in Richtung Kranzhorn und Spitzstein, versperren Bäume die Sicht, aber nach Norden und Süden ist der Blick frei.
Im Norden blicken wir hinab auf die nahe gelegenen Astenhöfe. Weiter nach Westen sehen wir noch den Wendelstein.
Und wir sehen weit in die Voralpenlandschaft hinein. Das untere Inntal und der Chiemsee liegen noch unter einer dichten Wolkendecke, während wir hier auf dem Gipfel die nur von einer dünnen Wolkenschicht getrübte Herbstsonne genießen.
Nach Süden hin blicken wir wieder direkt auf das Kaisergebirge. Direkt unter uns zieht sich der Inn durch das Bild, der Zahme Kaiser und dahinter der Wilde Kaiser ragen auf und dahinter sind auch die höheren, Gletscherbedeckten Ostalpengipfel zu erkennen.
Wir machen uns an den Abstieg und folgen dem Wegweiser zur “Dreifaltigkeitskapelle”, die wir nach wenigen Minuten steilen Abstiegs über einen wurzeldurchsetzten Weg erreichen.
Eine Kapelle ist die Dreifaltigkeitskapelle eigentlich nicht, eher ein Bildstock mit einer Holztür davor. So setzen wir unseren Abstieg schnell weiter fort.
Der Abstieg vom Wildbarren erfolgt wieder auf einem Bergsteig, der aber wilder als der Aufstiegsweg ist, auch wenn er nicht mehr direkt an der Hangkante entlang verläuft.
Es geht nun in vielen Serpentinen den Hang hinab, wobei der Weg von felsigen Stellen, Wurzeln und auch matschigen Abschnitten geprägt ist. Mehrfach habe ich gelesen, dass von der Nutzung dieses Weges nach Regenfällen abgeraten wird. Verständlich, aber auch den Aufstiegsweg würde ich nur bei trockenen Verhältnissen gehen wollen.
Weiter unten wird der Weg etwas leichter. Dann trifft er unvermittelt wieder auf einen Forstweg. Auf diesem gehen wir nun, überwiegend nahezu eben oder nur sanft abfallend, wieder zurück in Richtung Bichlersee und Gasthof Bichlersee.
Kurz nachdem wir einen Abzweig zu den Hohen Asten passieren, führt der Weg etwas steiler bergab und an einer markanten, moosüberzogenen Felswand entlang. Kurz darauf biegt nach rechts ein Weg zum Bichlersee ab. Der Wegweiser ist etwas versteckt auf der linken Seite. Wir gehen auf dem Weg und biegen noch einmal nach rechts ab, da stehen wir schon vor dem Bichlersee.
Der Bichlersee
Der ovale, etwa 160 Meter lange und 80 Meter breite Bichlersee ist ein kleiner Bergsee, der in einer flachen Mulde im Wald liegt. Am Südufer ist das Gelände offener. Hier ragt auch ein hölzerner Steg in den See. Das Ufer ist mal schilfbewachsen, mal reicht die Wiese ans Wasser heran.
Der Bichlersee ist ein unspektakulärer, aber schöner See. Um den See herum führt ein Wanderweg, an dem wir gegenüber des Stegs eine Bank sehen. Mehr gibt es hier nicht. Kein Seerestaurant, kein Bootsverleih, nur der See.
Wir gehen wieder zurück zum Hauptweg. Auf dem Weg haben wir einen hervorragenden Blick auf den Brünnstein. Das Brünnsteinhaus ist aber nicht zu sehen, da es auf der von uns abgewandten Seite liegt. Und rechts neben dem Brünnstein, das müssten doch die Rotwand und der Hochmiesing sein.
Wir gehen nun wieder auf dem breiten Fahrweg und erreichen nach etwa fünf Minuten den kleinen Parkplatz Bichlersee.
Nur wenige Minuten später sind wir wieder am Gasthaus Bichlersee angelangt, wo wir von der Terrasse aus noch einmal den Ausblick auf das Kaisergebirge genießen.
Der Wildbarren ist ein wirklich unterschätzter Berg. Wer schmale und leicht wilde Bergsteige mag und eine ruhige Wanderung ohne viel Trubel sucht, wird hier glücklich werden. Und die Aussicht vom Gipfel ist hervorragend.
Dauer und Schwierigkeit:
Für den Aufstieg sind etwa zwei Stunden angegeben, wir haben bei moderatem Tempo etwa eineienhalb Stunden benötigt. Dafür haben wir im Abstieg etwas mehr als die angegebenen eineinviertel Stunden benötigt. Mit dem Abstecher zum Bichlersee etwa eindreiviertel Stunden. Insgesamt haben wir also gut dreieinviertel Stunden reine Gehzeit plus Pausen für den Weg benötigt. Die Wege sind teils steil und schmal, auch mal wurzelig oder felsig und führen am Hang entlang. Grundlegende Trittsicherheit ist sinnvoll. Nach Regen wird vom Abstiegsweg abgeraten, ich würde bei oder nach Regenfällen auch auf den Aufstiegsweg verzichten. Wanderstöcke sind, besonders im Abstieg, hilfreich. Insgesamt geht man auf dieser Wanderung etwa 560 Höhenmeter.
Höhenangaben:
Bichlersee: 968 Meter
Berggasthof Bichlersee: 984 Meter
Parkplatz Kiesgrube: 888 Meter
Oberer Holzplatz: 1229 Meter
Wildbarren Gipfel: 1448 Meter
Essen und Trinken:
Der Berggasthof Bichlersee am Beginn und Ende der Rundwanderung ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Warme Mahlzeiten, Brotzeiten oder Kaffee und Kuchen bekommt man hier. Und von der großen Terrasse hat man einen idealen Kaiserblick. Für den Gipfel muss man seine eigene Brotzeit mitbringen.
Wo muss ich besonders aufpassen:
Auf den schmalen Steigen bergauf und bergab ist Trittsicherheit und zumindest grundlegende Schwindelfreiheit gefragt. Bergab ist der Weg teils sehr steil. Trotzdem bietet der Wildbarren bei trockenen Bedingungen keine großen Schwierigkeiten. Wanderstöcke helfen, besonders im Abstieg.
Wandern mit Hund:
Auf der Wanderung finden Hunde kaum Wasserstellen zum Trinken, weshalb man auch für den Hund genügend Wasser mitnehmen sollten. Die Wanderung ist für trittsichere Hunde sehr gut geeignet.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Mit dem Meridian Richtung Kufstein kommt man in gut einer Stunde von München bis Brannenburg oder Oberaudorf. Dort kann man in den Bus 9583 umsteigen. Entweder bis Niederaudorf oder bis Agg. In beiden Fällen muss man aber an der Straße entlang noch ein paar Kilometer bis zum Parkplatz Kiesgrube gehen, wo man auf den Waldweg abbiegt. Alternativ kann man ab Agg auf den Wanderweg wechseln oder direkt von Niederaudorf loswandern. Dann muss man allerdings weitere 300-400 Höhenmeter und entsprechend mehr Zeit einplanen.
Mit dem Auto: Von München aus über die A8 und A93 in Richtung Kufstein bis zur Ausfahrt Oberaudorf fahren. In Oberaufdorf nach rechts Richtung Niederaudorf fahren. Direkt nach der Bachquerung biegt links die Tatzelwurmstraße ab. Auf dieser durch Agg fahren, kurz danach biegt rechts die Straße nach Regau ab. Noch ein paar Kilometer bergauf fahren bis zu einem der Parkplatze: Kiesgrube, Gasthof Bichlerhof oder Bichlersee, die alle nur ein paar Minuten Gehzeit voneinander entfernt sind.
Links:
Berggasthof Bichlersee
Wenn Ihr direkt aus Oberaudorf aufsteigen wollt, empfehle ich Euch den Artikel bei gamssteig.de
Buchtipps und Wanderkarte: