Klammwanderung: Stans – Wolfsklamm – Kloster St. Georgenberg – Maria Tax – Stans
Die schönste Klamm in Tirol soll sie sein, die Wolfsklamm bei Stans. Direkt beim Ort beginnt die Klamm und führt fast hinauf bis zum Kloster St. Georgenberg, dem ältesten Wallfahrtsort Tirols. 350 Meter Aufstieg, von denen die meisten durch eine kühle Schlucht führen, das ist doch genau das richtige Wanderziel für heiße Tage.
Direkt im Ort Stans bei Schwaz im Inntal beginnt die Wanderung. Vom Parkplatz aus führt der Weg entlang des Stanser Bachs zum Kassenhäuschen. Bei unserem Besuch war der Bach gut gefüllt, die Tage zuvor hat es kräftig geregnet. Das Wasser des Bachs hatte die hellbraune Farbe von Milchkaffee. Warum, haben wir erst am Ende der Klamm gesehen.
Nach der Kasse gehen wir auf einem breiten Weg leicht bergan, bis ein schmaler Weg schräg rechts abzweigt. Ein kleiner Wegweiser und ein großes Tor zeigen an, dass es nun wirklich in die Klamm geht.
Beachtet auch andere Schutzmaßnahmen wie das Abstandsgebot und ggf. Maskenpflicht in den Gasthäusern.
Durch die Wolfsklamm
Der Weg führt nun über große Wurzeln in wenigen Serpentinen bergauf und führt dann unmittelbar an einer Felswand entlang. Durch die Bäume haben wir wieder einen Blick auf den Bach, der aber weit unterhalb entlangfließt.
Erste Geländer, eine erste Brücke und kurz darauf beginnt der wilde Weg durch die Schlucht der Wolfsklamm, der vor über 100 Jahren von den Benediktinermönchen des Klosters St. Georgenberg angelegt wurde.
Im Jahr 1901 wurde der erste Weg durch die Wolfsklamm eröffnet, der bis zu den zwei großen Wasserfällen führte. Ein großes Hochwasser zerstörte diesen Weg jedoch im Jahr 1912. Erst 1936 wurde ein neuer Weg durch die Klamm gebaut, diesmal bis zum oberen Ende, so dass nun der Aufstieg durch die Wolfsklamm bis hinauf zum Kloster St. Georgenberg möglich war.
Aber auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten gab es immer wieder Hochwasser und Felsstürze, die den Klammweg beschädigten oder zerstörten. Er konnte jedoch in kurzer Zeit jeweils wieder eröffnet werden.
Diesem Klammweg, der schon so viel erlebt hat, folgen wir nun. Über Stege, Brücken und viele Treppen mit insgesamt 354 Stufen (ich habe nicht nachgezählt), führt der Weg durch die Schlucht, mal nah am Wildwasser, mal ein ganzes Stück oberhalb.
Wir sehen, wie das Wasser in Jahrtausenden die Felsen blankgescheuert und Gumpen gebildet hat, durch schmale Spalten fließt oder als Wasserfall über die Felskanten meterweit in die Tiefe stürzt.
Baumstämme, die vom Bach mitgerissen wurden, haben sich zwischen Felsen verkeilt, kleinere Äste sammeln sich an diesen Stellen. Und irgendwann hören wir auch den Lärm des rauschenden Wildwassers nicht mehr. Sonne und Schatten wechseln sich immer wieder ab.
Mit diesen wechselnden Eindrücken wandern wir auf dem vorgegebenen Weg durch die Klamm. An einigen, besonders schönen Aussichtspunkten verbreitert sich der Weg zu Plattformen, auf denen wir direkt über dem Wasser stehen.
Mehrfach wechselt der Weg über Brücken die Klammseite. Und als wir nach den zwei großen Wasserfällen über die Brücke gehen, ein Brett mit Steinmanndln sehen, ist es nicht mehr weit bis zum Ende der Klamm.
Wir gehen nur noch durch den einzigen, nur wenige Meter langen Tunnel und sehen schon die Natursteinmauer des Wehrs am oberen Klammeingang mit den Löchern, durch die das Wasser in die Klamm fließt. Über die letzten Treppen gelangen wir auf den Wanderweg und haben das Ende der Wolfsklamm erreicht.
Jetzt sehen wir auch, warum das Wasser so braun war. Ein Bagger arbeitet im Bachbett unmittelbar hinter dem Wehr und schaufelt den Kies umher. Bevor das Wasser diese Stelle erreicht, fließt der Bach kristallklar durch sein Kiesbett, dahinter fließt er erdig braun durch die Klamm.
Hier können wir nun auch direkt am Bach Pause machen und die Füße und Pfoten ins kalte Wasser halten.
Aufstieg zum Kloster St. Georgenberg
Wir setzen nach einer Pause unseren Weg fort und gehen auf den Wanderweg, wo wir uns links, bergauf, halten. Wir kommen an einer Stelle vorbei, an der hunderte von Steinmännchen stehen. Von ganz kleinen bis hin zu einen Meter hohen Steintürmen. Faszinierend, ich mag diese Steinmanndl ja sehr gerne.
Wir kommen erneut an den Bach, passieren ein Drehkreuz und kommen an eine Weggabelung. Nun können wir entscheiden, westlich der Wolfsklamm wieder bergab nach Stans zu gehen oder weiter bergauf zum Kloster St. Georgenberg zu wandern.
Wir entscheiden uns für den Weg bergauf, also nach rechts. Der Weg wird nun spürbar steiler. Es ist ein Kreuzweg, wir passieren mehrere Stelen, auf denen die Stationen von Jesus Weg zur Kreuzigung dargestellt werden.
Einige Serpentinen später sehen wir plötzlich das Kloster zum ersten Mal. Hoch über uns steht das leuchtend weiße Haus auf einem Felsen und erscheint unerreichbar weit. Doch nur ein kurzes Wegstück später stehen wir vor einem massiven Brückenportal. Hier beginnt die überdachte Holzbrücke, die Hohe Brücke, die in einer Linkskurve hinauf zum Kloster führt.
Schneller als gedacht stehen wir dann auch schon vor der Klosteranlage mit ihren zwei Kirchen. Die Chorkirche ist direkt in den Klosterkomplex integriert, die kleinere Lindenkirche steht etwas abseits der anderen Bauten.
Das Kloster entstand aus einer Einsiedelei, die im Jahr 950 erstmals erwähnt wurde. Seit 1138 ist es eine Benediktinerabtei. Die wechselhafte Geschichte des Klosters könnt Ihr auf der Website des Klosters unter www.st-georgenberg.at genauer nachlesen.
Einen aus heutiger Sicht sehr befremdlichen Ausschnitt aus der Geschichte des Klosters finden wir auf einer Tafel an der Mauer:
„In der größten Stiftung an St. Georgenberg vermachten vor 1141 die Herren von Schlitters, Dietrich, Gerwin und Heinrich das gesamte Achental mit all seinen Bewohnern. Dafür begehrten sie für sich das Begräbnis auf St. Georgenberg. Ihre Begräbnisstätten sind durch mehrmalige Feuersbrünste zerstört worden.“
In dem großen Klostergebäude, das wir schon im Aufstieg gesehen haben, befindet sich auch die Klosterwirtschaft mit ihrem Gastgarten. Wer seine mitgebrachte Brotzeit essen möchte, findet direkt vor dem Kloster große Holztische. Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf die Hohe Brücke und in die tief eingeschnittene Schlucht.
Abstieg über Maria Tax
Wir verlassen das Kloster wieder über den Aufstiegsweg und die Hohe Brücke. Direkt am unteren Brückenportal zweigt übrigens ein Weg ab, der ausgedehnten Wandergenuß verspricht: Von hier aus kann man in dreieinhalb Stunden auf das Stanser Joch wandern oder in vierdreiviertel Stunden Pertisau am Achensee erreichen. Wen es in die andere Richtung, zur Falzthurn-Alm zieht, solte fünf Stunden Gehzeit einplanen.
Unser Weg nach Maria Tax und weiter zurück nach Stans wird wesentlich kürzer. An der nächsten Kreuzung verlassen wir den Aufstiegsweg und wandern, nach einem sehr kurzen Anstieg, mit leichtem Gefälle in Richtung der Kapelle Maria Tax.
Der Weg ist breit und führt fast ausschließlich durch Wald. An allen Abzweigungen halten wir uns rechts. Und wieder ist es ein Kreuzweg, diesmal mit stark stilisierten Figuren, die die Leidensgeschichte darstellen.
Kurz nach einer scharfen Rechtskurve steht links ein Wegweiser, an dem bei unserem Besuch zwei von drei Schildern gefehlt haben. Hier zweigt rechts ein schmaler Pfad ab. Diesen gehen wir nun weiter bergab. Endlich wir die Wanderung wieder etwas wilder. Und es ist ein weiterer Kreuzweg, diesmal mit Holztafeln.
Der schmale und teils recht steile Pfad kreuzt nur einmal einen Weg, direkt danach stehen wir vor der kleinen Kapelle Maria Tax. Nach einer Marienerscheinung im Jahr 1616 wurde die Kapelle im Jahr 1667 errichtet. Vor einigen Jahren wurde die Kapelle saniert und steht nun wieder strahlend weiß oberhalb von Stans.
Von der Kapelle führt ein steiler und steiniger, aber dennoch gut zu gehender Pfad zurück nach Stans. Kurz nachdem wir die ersten Häuser des Ortes erreicht haben, weist ein Wegweiser nach rechts zurück zum Parkplatz Wolfsklamm.
Ist die Wolfsklamm jetzt nun die schönste Klamm Tirols? Das kann ich nicht beurteilen, aber sie ist eine beeindruckende Klamm, die man schon mal besucht haben sollte. Vom Charakter her kann sich die Wolfsklamm durchaus mit der Partnachklamm und der Höllentalklamm messen, allerdings fehlen die langen Tunnel und man kommt dem Wasser nicht so nah wie in den Garmischer Klammen.
Der Aufstieg zum Georgenberg und der Rückweg sind leicht zu gehen, wobei man den Abstieg zurück nach Stans noch leichter gestalten kann, wenn man auf den breiten Wegen bleibt. Wer weiter wandern will, kann im Abstieg noch weiter zu Schloß Tratzberg zwischen Stans und Jenbach wandern.
Insgesamt ist die Wanderung durch die Wolfsklamm eine schöne Tour, die sich besonders für heiße Tage empfiehlt, denn in der Klamm ist es doch einige Grad kühler als auf sonnigen Wanderwegen.
Wolfsklamm Infos:
Die Wolfsklamm ist vom 1. Mai bis 31. Oktober, jeweils von 9-16 Uhr geöffnet. Aktuelle Informationen findet Ihr auf www.wolfsklamm.tirol.
Der Eintritt kostet (im Jahr 2020) 5 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder (6-14 Jahre). Hunde können kostenfrei mitkommen. Für Kinderwagen oder Fahrräder ist die Klamm nicht geeignet.
Dauer und Schwierigkeit:
Für den Weg vom Paklplatz bis zum oberen Klammende kann man gut eine Stunde rechnen. Mal mehr, mal weniger, je nach Dauer der Fotopausen. Eine gute halbe Stunde weiter ist es bis zum Kloster St. Georgenberg. Etwa 50 Minuten bergab bis Maria Tax und noch einmal zwanzig Minuten zurück nach Stans und zum Parkplatz. Der Weg durch die Klamm besteht hauptsächlich aus Stegen mit Geländer und, teils steile, Treppen. Der Abstieg nach Maria Tax und weiter nach Stans erfolgt auf einem schönen mittelschweren Bergsteig, alle anderen Wege sind breit und leicht zu gehen. Wer Steige nicht mag, kann auf Maria Tax verzichten und komplett auf breiten Wegen bergab wandern.
Höhenangaben:
Stans: 563 Meter
Beginn Wolfsklamm: 615 Meter
Ende Wolfsklamm: ca. 780 Meter
St. Georgenberg: 898 Meter
Maria Tax: 740 Meter
Essen und Trinken:
Die Klosterwirtschaft St. Georgenberg wird allgemein gelobt und hat einen schönen Gastgarten. Weitere Einkehrmöglichkeiten gibt es in Stans und, wenn man die große Runde macht, auf Schloß Tratzberg.
Wo muss ich besonders aufpassen:
An zwei Stellen in der Klamm wird vor Steinschlag gewarnt. Wie immer bei Klammwanderungen sollte man vor allem auf Kinder und Hunde achten. Grundsätzlich ist die Wanderung aber wirklich leicht und problemlos zu machen.
Wandern mit Hund:
In der Wolfsklamm sind Hunde erlaubt. Sie sollten jedoch den Lärm des Wildwassers aushalten und auch steile Treppen gehen können. Wir haben Mikki auf zwei besonders steilen Treppen getragen. Am Klammende können Hunde in den Bach. Für die weitere Strecke sollte man Wasser mitnehmen.
Wie komme ich hin?
Mit der Bahn: Von München aus faährt man mit dem Merdian bis Kufstein oder mit Fernzügen bis Jenbach. Dann jeweils umsteigen in die S1 bis Stans. Vom Bahnhof, der direkt am Inn liegt, läuft man einmal quer durch den Ort, um zur Wolfsklamm zu kommen.
Mit dem Auto: Von Mücnhen aus über die A8 bis zum Inntal, weiter über die A93 (ab Kufstein A12) bis zur Ausfahrt Schwaz fahren. Dann der Ausschilderung nach Stans bzw. zur Wolfsklamm folgen. Der gebührenpflichtige Parkplatz an der Wolfsklamm ist nicht besonders groß. Es gibt im Ort aber weitere Ausweichparkplätze. Der Hauptstraße folgen, kostenfreie Parkplätze gibt es an der Kirche Herz Jesu (die graue Bruchsteinkirche in der Ortsmitte), der Volksschule und am Bahnhof.
Links:
Die Website der Wolfsklamm: www.wolfsklamm.tirol
Weitere Informationen zur Wolfsklamm bietet www.wolfsklamm.com
Eine alternative, etwas kürzere, Wanderroute findet Ihr auf www.tirol.at
Umfangreiche Informationen zum Benediktinerkloster St. Georgenberg
Für Weiterwanderer: Die Homepage von Schloss Tratzberg
Buchtipps und Wanderkarte: